Kapitel 98

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Am nächsten Morgen verschwanden Wincent und Steffi nach dem Frühstück an ihre Schreibtische und Shayenne machte sich auf den Weg zum Einkaufen. Als sie nach 1,5 Stunden immer noch nicht wieder zurückkam, wurde Wincent langsam nervös. So lange kann es doch nicht dauern beim Einkauf. Als er sie anrufen wollte, ging nur die Mailbox ran. Na toll. Beunruhigt ging er rüber zu Steffi. “Sag mal, weißt du, wo Shayenne ist?” Steffi sah von ihrem Laptop auf und schaute ihn verwundert an. “Na sie wollte doch einkaufen gehen.” “Ja, aber das dauert doch nicht so lange. Und ich kann sie nicht erreichen.” “Ach komm, vielleicht wollte sie sich einfach Zeit lassen. Das Wetter ist doch auch schön, vielleicht geht sie noch ein bisschen spazieren und genießt die Ruhe, ohne ihren nervigen Bruder. Entspann dich.” redete Steffi ihm gut zu. “Na schönen Dank auch.” warf Wincent ihr beleidigt zurück und ging in die Küche, um sich eine Tasse Kaffee zu holen. In dem Moment ging die Haustür auf und Shayenne rief fröhlich “Da bin ich wieder.” Mist, dachte Steffi. Sie war gerade am Telefon und konnte nicht auf den Flur gehen, bevor Wincent aus der Küche zurückkam. “Wo warst du so lange?” blaffte er sie an. Shayenne schaute ihn enttäuscht an. “Ähm, ich war einkaufen, wie abgemacht.” Dabei hielt sie eine Tüte hoch. “Und dann habe ich noch ein paar kleine Läden gesehen, die so süße Weihnachtsdeko hatten. Ihr habt hier ja gar nichts, und da wollte ich euch eine Freude machen.” Jetzt hielt sie die andere Hand hoch, in der sie ebenfalls eine Tüte hielt. Wincent schaute auf die Tüten. “Mh, und warum gehst du nicht an dein Handy?” “Weil der Akku leer war, ich habs vergessen zu laden.” Sie schaute bedrückt auf den Boden. SIe wollte ihrem Bruder doch nur eine Freude machen, und dafür wurde sie jetzt angemault. “Na toll, so kann man sich ja gut auf dich verlassen.” murmelte Wincent und verschwand wieder im Musikzimmer. 

[2] Steffi hatte inzwischen aufgelegt und hatte das Gespräch auf dem Flur mitbekommen. Schnell ging sie zu Shayenne, um diese wieder aufzumuntern. “Hey, das ist super lieb von dir. Zeig mal, was du alles geholt hast. Wir packen es am besten in der Küche aus.” Sie nahm Shayenne eine Tüte ab, warf Wincent in seinem Zimmer noch einen bösen Blick zu und schloss dann die Tür. Dann ging sie ins Wohnzimmer, wohin Shayenne ihr schweigend folgte. Sie stellten die Tüten auf den Tisch und packten alles aus. Shayenne sah immer noch traurig aus. “Ist er zu dir auch manchmal so?” sie schaute Steffi an. “Ich wollte euch doch wirklich nur eine Freude machen. Tut mir leid.” Sie senkte den Kopf wieder. “Hey, hey, alles gut. Das hast du auch. Wirklich, ich freue mich wahnsinnig darüber. Das war wirklich eine süße Idee von dir.” Steffi ging auf Shayenne zu und nahm sie in den Arm. “Wincent macht sich einfach Sorgen um dich, weil er dich so liebt. Er meint das nicht böse.” “Aber wenn er mich liebt, warum meckert er mich dann ständig an?” schluchzte sie. “Das ist nunmal seine Art, manchmal kann er das eben nicht richtig ausdrücken. Das habe ich auch schon erfahren. Aber das geht natürlich nicht.” “Manchmal nervt er mich wirklich. Ich möchte doch nur Zeit mit ihm verbringen.” Steffi strich ihr sanft über den Kopf. “Das möchte er auch. Er hat einfach wahnsinnig Angst, dass uns was passiert.” “Aber was soll denn passieren? Wir können doch auf uns aufpassen.” “Ach Shay, ich weiß. wir sind starke Frauen, manchmal will Wince das wohl nicht wahrhaben. Männer haben da einfach einen Beschützerinstinkt.” lachte Steffi. “Denk einfach beim nächsten Mal dran, uns eben kurz Bescheid zu sagen, ja? Und sag ihm ruhig, dass dich das eben verletzt hat.” Sie gab ihr einen Kuss auf die Wange und wischte ihr eine Träne weg. “Und jetzt dekorieren wir erstmal die Wohnung und dann machen wir den ersten Teig für die Kekse fertig, okay? Ich bin auch fertig mit Arbeit für heute.” Shayenne atmete tief ein. Sie war so froh, dass Steffi sie verstehen konnte und für sie da war. Manchmal wünschte sie sich lieber eine große Schwester, als einen großen Bruder. Zum Glück war sie schnell wieder abgelenkt und hatte Spaß daran, mit Steffi zu schmücken. Danach begannen sie, den Teig für die Kekse zu machen und überlegten schon mal, in welchen Formen sie die Kekse ausstechen wollten.

[3] Die beiden waren gerade total in ihrem Element und waren schon munter dabei, den Teig auszurollen und auszustechen, als Wincent auftauchte. “Ihr seid ja schon mittendrin.” “Wir wollten dich nicht bei der Arbeit stören.” blaffte Shayenne ihn an. “Ich gehe kurz auf Toilette, kann so 5 Minuten dauern. Ich hoffe, das ist okay.” sie funkelte ihn wütend an und stapfte an ihm vorbei. Wincent schaute ihr irritiert hinterher und dann zu Steffi, die sich ein Lachen verkneifen musste. “Was ist daran denn lustig?” “Ach Winnie.” Steffi ging auf ihn zu und legte ihre Arme um seine Hüfte. “Sie war wirklich traurig und enttäuscht, dass du sie vorhin so angemault hast. Das war echt nicht nötig. Sie wollte dir eine Freude machen.” “Mh, vielleicht habe ich etwas überreagiert. Aber ich hab mir halt Sorgen gemacht.” “Das hättest du ihr anders sagen können. So hast du sie echt verletzt.” “Ach man, das ist doch alles kompliziert. Ich will später nur Jungs haben.” Steffi lachte. “Da hab ich ja wohl ein Wörtchen mitzureden. Solche Chaoten wie dich würden mich wahrscheinlich ebenso zum Wahnsinn treiben.” Dann drückte sie ihm einen kurzen Kuss auf die Lippen. “Entschuldige dich bei ihr, ja?” Sie löste sich von ihm und verschwand im Gästezimmer, um die beiden kurz alleine zu lassen. “Wo ist Steffi?” fragte Shayenne, als sie zurück in die Küche kam. “Hör mal zu, Shay. Es tut mir Leid, wie ich vorhin reagiert habe.” Wincent schaute sie entschuldigend an. “Das hat mich echt verletzt. Ich wollte dich nicht verärgern.” murmelte Shay leise. Wincent ging auf sie zu und zog sie in seine Arme. “Ich weiß, und ich wollte dich nicht traurig machen. Ich freue mich wirklich, dass du dir die Mühe gemacht hast. Es sieht wirklich schön aus, was ihr hier gemacht habt. Ich hab dich lieb, mein kleiner Spatz.” Shayenne kuschelte sich an seine Brust. “Ich hab dich auch sehr lieb, Winnie. Und jetzt hilfst du mir beim Ausstechen.” Sie zog ihn rüber zur Arbeitsfläche. 

[4] Als Steffi zurückkam, waren die beiden gerade in einer richtigen Mehlschlacht. “Hey, wer macht das denn nachher wieder sauber?” rief sie und lachte. Kaum stand sie neben den beiden, hatte sie auch schon Mehl an der Nase und am Ärmel. “Ich wusste gar nicht, dass Kekse backen so einen Spaß macht.” lachte Wincent und steckte sich ein bisschen rohen Teig in den Mund. “Und was meinst du, wie das Putzen nachher Spaß macht.” Die drei alberten noch ein wenig rum, bis alle Bleche im Ofen waren und danach ausgekühlt hatten. “Jetzt gehts ans Verzieren.” Steffi schnappte sich eins der Bleche und legte es auf den Küchentisch, an dem sie begannen, die Kekse mit Perlen, Zuckerguss und Zuckerschrift zu verzieren. “Wincent, wollen wir ein paar Herzen mit Crew beschriften? Für die beiden Gewinnerinnen?” schlug Steffi vor. “Sehr gute Idee. Aber erstmal habe ich jetzt was anderes gemacht.” Er legte Shay und Steffi jeweils ein Herzkeks hin, mit den Aufschriften “Beste Schwester” und “Beste Freundin”. “Für meine Lieblingsmädels. Danke, dass ihr es mit mir aushaltet.” “Du bist süß, Bruderherz.” Shay fiel ihm um die Arme. Steffi lächelte ihn liebevoll an und drückte seine Hand. Mit ihren Lippen formte sie ein “Love You”. Es fühlte sich gerade fast ein bisschen so an, als wenn sie eine eigene kleine Familie waren, und Steffi war kurz etwas überrascht über diesen Gedanken, und dass er sich so schön anfühlte. 

Auf Halbem Weg - Steffi (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt