Kapitel 139

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Wincent handelte ab da einfach intuitiv und ohne Nachdenken. Gemeinsam mit den anderen Beiden drehten sie Steffi vorsichtig auf den Rücken. Einer der Männer kniete sich hin und legte Steffis Kopf behutsam darauf ab. Wincent öffnete langsam ihren Helm. Das Blut lief ihr über das Gesicht und er sah, dass sie eine Platzwunde an der Stirn hatte. Langsam nahm er ihr den Helm ab und wickelte seinen Schal um ihren Kopf, um so die Blutung zu stoppen. Der kniende Mann hielt dann ihren Kopf und den Schal fest. Wincent kniete neben ihr im Schnee und hielt fest ihre Hand. Der Anblick machte ihn fast wahnsinnig und Panik breitete sich in ihm aus, weil sie immer noch nicht auf seine Stimme und seine Berührungen reagierte. "Steffi bitte, mach die Augen auf! Bitte! Ich brauche dich! Alles wird gut." Redete er verzweifelt auf sie ein. Fuck, das konnte doch alles nicht wahr sein. Noch vor ein paar Minuten waren sie so unbeschwert und glücklich und von der einen auf die andere Sekunde hatte sich alles gedreht! Er bekam es kaum mit, wie der Snowboarder sich immer wieder entschuldigte und verzweifelt neben ihm stand. Für ihn war es gerade nur wichtig, zu wissen, was mit Steffi war. Immerhin atmete sie normal, das hatte einer der Männer sofort überprüft. “Wahrscheinlich hat sie eine Gehirnerschütterung.” “Aber woher kommt dann die Platzwunde?” frage Wincent nervös. “Sie hatte doch einen Helm auf.” Zögerlich äußerte sich der Snowboarder. “Ich glaube bemerkt zu haben, wie ich mit meinem Board irgendwo gegen gestoßen bin, als wir uns überschlagen habe. Gut möglich, dass ich sie damit am Kopf getroffen habe. Scheiße man, das wollte ich nicht.” “Das will ich doch hoffen!” ranzte Wincent ihn brummig an. “Jetzt können wir es nicht mehr ändern. Hoffen wir einfach, dass alles gut geht.” versuchte einer der beiden Skifahrer beide zu beruhigen. Wincent fühlte sich in dem Moment zu hilflos. Am liebsten würde er Steffi einfach packen und sie selber ins Krankenhaus fahren. 

[2] Endlich kam die Pistenrettung und Wincent und der Snowboarder erzählten schnell, was passiert war. Dann untersuchten die beiden Sanitäter Steffi. “Sie ist zwar bewusstlos, aber der Zustand ist stabil. Es kann sein, dass durch die Platzwunde und Prellungen Druck aufs Gehirn kommt.” Wincent schaute panisch auf. “Keine Sorge, das ist erstmal nicht unbedingt besorgniserregend, in der Regel geht die Schwellung schnell weg. Wir nehmen sie jetzt erstmal mit nach unten, dort wartet bereits der Krankenwagen, um sie ins Krankenhaus nach Innsbruck zu fahren. Gehören Sie dazu?” fragte einer der Rettungssanitäter und schaute Wincent an. “Äh, ja. Das ist meine Freundin. Kann ich mitfahren?” Wincent war inzwischen ganz blass geworden. “Ja das können Sie. Machen Sie sich keine Sorgen. Bisher haben Sie Alle völlig richtig gehandelt.” nachdem Wincent noch schnell die Handynummer des Snowboarders eingespeichert hatte, nahm er auf dem Schneemobil der Pistenrettung Platz und fuhr mit ihnen zum Krankenwagen. Dort wurde Steffi auf eine Liege geschnallt und in den Wagen geschoben. “Kommen Sie, Sie können hier mit rein.” winkte ihm eine junge Sanitäterin zu. 

[3] Während der Fahrt ins Krankenhaus verarztete sie Steffis Kopfverletzung und stabilisierte ihren Nacken. Außerdem legte sie eine Schiene um Steffis linkes Handgelenk. Wincent hatte eine Hand auf Steffis gelegt und schaute der Sanitäterin aufmerksam zu. “Geht es ihr gut?” fragte er mit zittriger Stimme, als sich die junge Frau ihm gegenüber setzte. “Die Platzwunde sieht schlimmer aus, als sie ist. Sie wacht sicher gleich wieder auf. Bisher konnte ich sonst nur eine Prellung an der Schulter feststellen, und das Handgelenk scheint verstaucht zu sein. Das verheilt alles wieder. Hoffen wir, dass sie keine inneren Verletzungen hat.” Das hätte sie lieber nicht sagen sollen, den Wincents Blick versteinerte sich und man konnte ihm die Sorge sofort anerkennen. Endlich kamen sie am Krankenhaus an und Steffi wurde direkt in die Notaufnahme gebracht. Nun hieß es für Wincent abwarten. 

Auf Halbem Weg - Steffi (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt