Kapitel 58

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Die letzten Tage vergingen wie im Fluge und plötzlich stand schon das Abschlusskonzert in Lübeck an. Wincent freute sich schon sehr auf den Abend, denn viele seiner Freunde und Familie würden dabei sein und es würde eine fette Aftershow Party geben. Aber gleichzeitig war er auch ein bisschen traurig, dass es die letzte Show sein würde. Steffi war einfach nur froh, dass der Stress der letzten Wochen nun endlich von allen abfallen konnte und sie nach dem Abschluss endlich Zeit für sich hatten. Wincent hatte ihr zugesichert, mindestens eine Woche irgendwo hinzufahren, wo sie wirklich Ruhe hatten. Die letzten Wochen waren für beide eine emotionale Achterbahnfahrt. Auch wenn sich alles wieder in die richtige Bahn gelenkt hatte, wollten sie beide nochmal über die Ereignisse in Ruhe sprechen. Das war Steffi extrem wichtig und sie merkte auch, dass Wincent nochmal dieses Gespräch brauchte. Er hatte Kontakt mit seiner Therapeutin aufgenommen und auch sie hatte ihm geraten, auch mit Steffi über seine Gefühle während des Zusammenbruchs auf der Bühne zu sprechen, damit sie seine Lage noch besser verstehen könne. Aber jetzt stand erstmal das letzte Konzert an, auf das Steffi sich sehr freute. Alina, Collin und Micha würden kommen und auch abends bei der Aftershowparty bleiben. Sie freute sich auch, Marco und die anderen Freunde wiederzutreffen. Der Tag vor dem Konzert war frei, damit alle nochmal Kraft für den Abschluss sammeln konnten. Wincent hatte Steffi versprochen, diesen Tag mit ihr nach Bremen zu kommen, um dort nochmal Zeit mit ihrer Familie zu verbringen. Ihr war es wichtig, dass ihre Mama endlich merkte, das Wincent ihr wirklich wichtig war und er nun ein fester Bestandteil ihres Lebens war. Sie kamen mitten in der Nacht in Steffis Wohnung an. Das letzte Konzert war in Stuttgart und sie hatten beschlossen, von dort aus direkt in den Norden zu fahren. Steffi hatte während der gesamten Autofahrt geschlafen und war auch noch im Halbschlaf, als sie ankamen. “Können wir bitte einfach sofort weiterschlafen, wenn wir oben sind?” fragte sie gähnend. Wincent nahm ihren Koffer, packte ihre Hand und zog sie die Treppen hoch. Er selber war inzwischen auch extrem müde und war froh, dass sie erst zum Nachmittag bei ihrer Familie sein mussten. Nach Lübeck würde es dann am nächsten Morgen gehen. Oben angekommen, fielen beide direkt ins Bett und schliefen ein.

[2] Als sie am nächsten Morgen aufwachten, mussten sie sich jetzt erstmal orientieren. Die letzten Tage waren sie immer früh im Bus aufgestanden und eigentlich lag immer sofort irgendwas an. Heute konnten sie mal wieder ausschlafen und entspannt in den Tag starten. “Und was machen wir jetzt mit unserer freien Zeit?” lächelte er Steffi noch leicht verschlafen an. Es fühlte sich schön an, neben ihr aufzuwachen und zu wissen, das heute mal ein ganz normaler Tag sein würde. Keine Termine, Kein Stress. die beiden konnten endlich mal einen Tag Alltag genießen. Steffi schaute ihn verträumt an. “Am liebsten würde ich hier den ganzen Tag liegen und dich anschauen. und küssen.” Sie beugte sich zu ihm rüber und beide verloren sich in einem süßen, leidenschaftlichen Kuss. Wincent hatte seine Hand auf Steffis Hüfte gelegt und zog sie näher an sich ran. “Das würde ich auch liebend gerne tun, aber ich kriege langsam Hunger.” grinste er. “Okay, hier um die Ecke ist ein kleines Café, und das Frühstück ist super da. Wollen wir da hin?” “Sehr gerne.” rief Wincent und sprang aus dem Bett. “Und dann können wir uns mal Gedanken machen, wohin wir nächste Woche fahren wollen. Wie lange hast du Urlaub?” “Ich kann mir zwei Wochen frei nehmen.” entgegnete Steffi. “Geil, das passt. Dann kläre ich mal mit Amelie, dass ich bis dahin auch keine Termine annehmen werde.” Er ging auf sie zu und nahm sie in den Arm. “Dann haben wir zwei Wochen nur für uns ganz allein.” Bei der Vorstellung wurde Wincent ganz aufgeregt. Nach der Tour brauchte er unbedingt Urlaub und endlich würden die beiden mal ungestört sein, und das für mehrere Tage am Stück. Er war sich sicher, dass sie dadurch in ihrer Beziehung noch ein ganzes Stück nach vorne kommen würden. So konnten sich sich nochmal ganz anders kennenlernen. “Na hoffentlich überstehen wir das, wenn wir solange aufeinander hocken. Ohne Arbeit.” lachte Steffi. Sie schmiegte sich an seine Brust. Zu wissen, dass sie Wincent bald fast zwei Wochen für sich alleine hatte, machte sie überglücklich. 

[3] Später im Café suchten sie sich einen Platz in der Ecke. Aber Steffi hatte keine Bedenken, dass Wincent hier nicht erkannt würde. Es saßen hauptsächlich Rentner und Familien dort und waren in ihre Gespräche vertieft. “Auf was hättest du denn Lust? Du bist doch auch eher ein Action Urlauber, oder?” fragte Wincent sie.”Grundsätzlich ja, wobei ich auch nichts gegen nen Tag Faulenzen habe. Aber ich hätte schon Bock, viel zu sehen und zu erleben.” “Ich hab mir letztes Jahr nen Bulli gekauft, der steht bei meiner Mom in der Garage. Was hälst du davon, wenn wir von dort starten und damit einfach losfahren?” “Mega, das wollte ich schon immer mal gerne machen.” Damit war die Urlaubsplanung erstmal abgeschlossen. Steffi hatte aber noch ein anderes Thema auf dem Herzen, was sie mit Wincent gerne besprechen wollte. “Sag mal, hast du dir eigentlich schon Gedanken darüber gemacht, wie es nach der Tour weitergeht? Wirst du dann wieder komplett in München wohnen?” “Naja, so richtig habe ich darüber noch nicht nachgedacht. Für die Arbeit am Album werd ich auf jeden Fall in München sein, ja. Aber meine Mom hat mich darauf auch schon angesprochen. Shay vermisst mich zur Zeit extrem. Sie ist mitten in der Pubertät, also keine leichte Phase. Und ich hab auch das Gefühl, dass ich viel zu wenig für sie da war. Ich hab kaum mitbekommen, wie sie sich vom kleinen Mädchen zu einer jungen Frau entwickelt hat. Ich will also schon versuchen, wieder öfter im Norden zu sein. Und natürlich auch bei dir. Ich kann ja nicht immer von dir verlangen, dass du nach München kommst.” “Ne auf Dauer würde das auch nicht klappen. Hier würdest du dann wahrscheinlich bei deiner Familie wohnen, oder? Also du kannst auch gerne natürlich so oft es geht hier sein, aber zu zweit könnte es hier dann auch eng werden.” Steffi lachte. Natürlich hätte sie Wincent so viel wie möglich gerne bei sich, aber ihre Wohnung war nicht dafür ausgelegt, dass zwei Personen hier gut zusammen wohnen könnten. Dazu fehlte einfach ein Raum. Und wenn er bei seiner Familie wohnen würde, müsste sie dort auch hinfahren. 

[4] Optimal war das alles nicht, sie mussten sich also wohl erstmal weiterhin mit den Gegebenheiten arrangieren. Bisher hatten sie es ja auch irgendwie geschafft. “Ja im Haus meiner Mom habe ich ja meinen eigenen Bereich. Aber auf Dauer wird das für mich keine Lösung sein. Ich habe auch schonmal mit Johannes darüber gesprochen, nach Hamburg zu ziehen.” “Das wäre ja auf jeden Fall dichter als München.” stellte Steffi fest. “Aber die Aufnahmen und so macht ihr ja weiterhin dort, oder?” “Ja, ich würde das Zimmer bei Fabi auch definitiv behalten, für die Zeit dort. Aber das ist halt nicht mein Zuhause. Mir fehlt einfach ein Ort, an dem ich wirklich mal “nach Hause” kommen kann, ohne das Gefühl zu haben, ich wohne bei jemand anderem. Verstehst du, was ich meine? Ich freue mich echt über dein Angebot, aber da wäre ich ja auch nur Gast, du weißt, wie ich das meine oder?” Steffi nickte. “Klar, das kann ich total verstehen. Aber was spricht denn gegen eine Wohnung oder so in Hamburg? Ja wohl nicht das Geld.” Sie zwinkerte ihm zu. “Nein absolut nicht. Eigentlich spricht da auch nichts gegen. Bisher habe ich den Gedanken nur nicht weiter verfolgt. Vielleicht auch, weil ich dann doch nicht ganz alleine irgendwo sein wollte. Aber jetzt bist du ja auch hier in der Nähe.” Er lächelte sie an und schob sich dann den Rest seines Brötchens in den Mund. “Aber mal ohne Scheiß, warum kommst du nicht einfach mit nach Hamburg?” fragte er sie. “Naja, ich habe hier meine Arbeit und all meine Freunde. In Hamburg wäre ich ja dann wieder ganz allein, wenn du unterwegs bist.” 

[5] “Nene, so meinte ich das auch nicht. Deine Wohnung hier behälst du natürlich. Aber wie wäre es denn, wenn ich trotzdem nach einer Wohnung suchen würde, die für uns beide groß genug ist, dass wir, wenn ich in Hamburg bin, hier auch gemeinsam wohnen könnten. Als unser kleiner Zufluchtsort, wenn wir beide nur für uns und ein normales Paar sein wollen.” Wincent klang ganz aufgeregt. Die Idee kam ihm gerade in den Sinn und für ihn klang nach dem perfekten Plan. Steffi sah noch ein bisschen skeptisch aus. Aber grundsätzlich gefiel ihr der Gedanke, ein eigenes Reich mit Wincent zu haben. Und Hamburg war nun wirklich nicht weit weg, und da sie in Zukunft eh zwei Tage die Woche im Home Office arbeiten würde, wäre es auch kein Problem, das von Hamburg aus zu machen.

Auf Halbem Weg - Steffi (1)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt