Kapitel 3

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Etwa eine Stunde bevor der Ball begann, waren wir mit dem Styling fertig. Meine Mum drehte mich einmal die Runde und schien den letzten Check zu machen. Das Kleid empfand ich als unbequem, aber das würde ich überleben. 

Die hohen Schuhe machten nichts daran besser, aber damit wurde der Look eleganter und rundeten das Outfit ab. Sie blieben zwar bei dem langen Kleid versteckt, aber man ging damit einfach schöner. Es war ganz ein anderer Gang und irgendwie gehörte sie dazu. 

Meine Mum meinte: "Du siehst atemberaubend aus, Aurela. Es ist manchmal immer noch unbegreiflich, dass mein Baby mittlerweile selbst erwachsen ist."

Ja, das war wirklich verrückt. Ich konnte es selbst manchmal nicht glauben, wie schnell die Zeit verging. Ehe man sich versah war man kein Kind mehr. 

Ich drehte mich ganz zu ihr und sie hatte Tränen in ihren Augen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte sie große Angst, welche sie gekonnt überspielte. Wenn ich ihrem Herzschlag lauschte, war klar, wie es in ihr aussah. 

Man hörte die Haustür aufgehen und das dürfte mein Dad sein. Die beiden würden sich heute sicherlich noch von mir verabschieden, so als würden sie mich nie wieder sehen.

Meine Mum zog mich in ihre Arme und umarmte mich fest. Das fühlte sich wirklich nach einem Abschied für die Ewigkeit an. Wenn meine Familie so weitermachte, würde ich selbst dran glauben, dass ich diesem Monster zugeteilt war. 

Um das abzuwenden sagte ich: "Mum, es gibt genauso Frauen, die darauf brennen seine Luna zu sein. Da wäre es ausgesprochen unwahrscheinlich, dass jemand betroffen ist, der absolut nicht an der Seite des Alphas sein will." 

Diese verrückte Sorte von Frau existierte wirklich. Es gab ernsthaft Leute, die scharf darauf waren diesen Titel zu tragen. Der Traum eine Luna zu sein gut und recht, aber niemals von Alpha Darkmoon. Solche Personen, die freiwillig an seiner Seite sein wollten, trugen den puren Wahnsinn an sich.

Für mich war es schwer zu begreifen, wie man derart besessen davon sein konnte. So wichtig konnte einem kein Titel der Welt sein. Tja, offensichtlich doch. Irgendwie fand man immer Ausnahmen, die einen Wahnsinn verfolgten. 

"Ich weiß."

Leider klang es nicht danach, als würde sie daran glauben. Man sagte auch stets, dass die Mondgöttin ihre eigenen Wege ging und wir sie meist erst im Nachhinein erkannten, also was genau darin die Lehrstunde sein sollte oder warum man angeblich perfekt für jemanden war. Was auch immer, aber es war eine Lektion, die man aufgebürdet bekam. 

Im Gang hörte man Schritte näher kommen und die Stimme meines Dads fragen: "Wo sind meine zwei Mädels?" Ich musste unwillkürlich lächeln und ließ von meiner Mum ab, während ich antwortete: "In meinem Zimmer." 

Ich sah zur Tür hinüber und er erschien im Türrahmen. Er lächelte mich an und musterte mich. "Du siehst atemberaubend aus, Aurela." 

"Danke."

Ich machte einen kleinen Knicks und nickte ihm zu. Wenn, dann musste ich die richtige Show bieten. 

Meine Mum sagte leise: "Göttin, meine Tochter ist so eine starke und tapfere Frau." Mein Dad merkte an: "Und es ist unfassbar, dass sie schon groß ist." 

Die beiden wurden beide sentimental und hatten dieselben Gedanken, immerhin hatte meine Mum das erst vorhin angesprochen. Daran erkannte man, wie verbunden die beiden waren, was süß war. Die zwei waren das perfekte Paar und das seit ich denken konnte. 

Er kam zu mir und schloss mich in seine Arme. Ich bekam den bekannten Kuss auf den Kopf, der einen in die Vergangenheit werfen konnte, in der man noch ein Kind war.

Der Kuss auf den Kopf war da ein klassischer Moment. Mit meiner Familie teilte ich allgemein wunderschöne Erinnerungen.

"Kleines, ich werde dich immer lieben." 

Ich musste lächeln und bald bekam ich Tränen in den Augen. Es fehlte nicht mehr viel und mir würde schwer ums Herz werden, dabei gab ich mir große Mühe gefasst zu bleiben.

"Ich euch auch und das wisst ihr hoffentlich."

Meine Mum räusperte sich und sagte: "Wir sollten Fotos machen, wenn man schon so gestylt ist, dann ist das eine Pflicht."

Dabei tat sie das seit Tagen, um Erinnerungen zu haben, wie sie es nannte. Allerdings bezog sie das nie darauf, dass ich die Auserwählte sein könnte. Nur war mir das glasklar, egal ob sie es zu verbergen versuchte oder aussprechen würde. 

Mein Dad drückte einmal leicht zu, aber anschließend ließ er mich los und ich fragte: "Wo ist Tony? Er sollte auch auf den Fotos sein." 

Mein Bruder durfte auf keinen Fall fehlen, wenn wir schon Familienfotos machten. Eigentlich wunderte es mich, dass er abwesend war. Vermutlich hatte er meiner Mum die Zeit mit mir alleine geben wollen. Damit hatte sie ihre Nerven etwas beruhigen können und meine Gesellschaft für sich alleine genießen können. 

Sie verließ bereits den Raum und sagte dabei: "Der ist sicher oben auf seinem Zimmer. Ich werde ihn schnell holen, dann kann das Fotoshooting starten." 

Bevor ich etwas erwidern konnte, legte mein Dad seine Hände auf meine Schultern, weshalb ich zu ihm sah. Mit dieser Geste verlangte er nach meiner Aufmerksamkeit. Ich sah auf zu ihm und das fragend. 

"Aurela, egal was du machen musst, wir stehen immer hinter dir und helfen wo wir nur können. Immer und das bis wir den letzten Atemzug machen."

Göttin, die verabschiedeten sich wirklich alle von mir.

Ich schenkte ihm ein leichtes Lächeln, denn das waren liebe Worte. "Das ist mir klar, Dad. Jetzt hört auf euch so viele Sorgen zu machen." Er drückte einmal leicht mit seinen Händen zu, was mir vermutlich eine Bestätigung geben sollte.

Wie seine Mate erst vorhin musterte er mich genau, was schon ein bisschen seltsam war. In solchen Momenten fragte man sich, ob man was in seinem Gesicht hatte, dabei wollte er sich einfach nur meine Gesichtszüge einprägen. 

Theoretisch könnte ich dasselbe machen, wenn man schon die Möglichkeit hatte. Bei meinem Dad musste man anmerken, dass bei ihm die Lachfalten etwas Wunderschönes waren. Sie zeigten von einem glücklichen Leben und das er ein gutgelaunter Typ war. 

Oft bewies er das in dem er meinen Bruder und mich aufzog. Das war ein kleines Hobby von ihm und sorgte für einiges zu lachen. Vor allem da es nie böse gemeint war, damit zog er uns lediglich auf und irgendwie war das eben einfach unsere Familie.

Er meinte sanft: "Wir lieben dich wirklich von Herzen. Du bist eine unglaubliche, junge Frau und ich bin unfassbar stolz dein Vater zu sein."

Ok, es reichte.

Ich bekam Tränen in meinen Augen bei diesen Worten, das hielt niemand aus. Sie waren alle viel zu nett gewesen und diese Gefühlsduselei konnte einen wahrlich im Herzen treffen. 

Allerdings wurde die Stimmung damit gehoben, da mein Bruder rief: "Aurela! Ich darf dich wieder nerven!" 

Ich musste leicht lachen, weshalb eine Träne über meine Wange ran, welche unaufhaltbar war. Meine Familie war wirklich gold wert und ich liebte diesen verrückten Haufen. 

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt