Kapitel 5

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Als ich mit meiner Familie den Ballsaal betrat, wurde sogar ich nervös.

Es war bereits einiges los, obwohl wir zu früh eintrafen. Daran konnte man erkennen, dass niemand den Tyrann unter den Alphas verärgern wollte, was bei einer Verspätung der Fall sein könnte.

Langsam wurde es ernst und das machte mir Angst.

Was, wenn doch ich die Auserwählte war?

Oder was, wenn Gina das Pech hatte?

Ich würde es nicht verkraften meine beste Freundin bei so einer Bestie zu wissen. Damit wäre ihr Leben zerstört.

"Aurela!"

Da dachte ich an sie und schon rief Gina nach mir. Ich musste lächeln und sah in ihre Richtung. Auch ihre Mundwinkel waren gehoben.

Ich sah schnell von einem Mitglied meiner Familie zum anderen und sagte: "Ich gehe kurz zu Gina und komme nachher wieder zu euch."

"In Ordnung, Liebes." Das kam von meiner Mum und ich nickte ihr zu, bevor ich mich in Bewegung setzte.

Es würde noch ein bisschen dauern bis Alpha Darkmoon kam, weshalb ich kurz mit meiner besten Freundin quatschen konnte. Meine Familie würde die paar Minuten ohne mich überleben.

Während ich auf sie zuging, sagte Aurore: "Irgendwas ist, aber ich weiß noch nicht was. Etwas macht mich unruhig."

Mit diesen kryptischen Worten half sie mir kein bisschen weiter, aber ich konnte verstehen, dass sie mit mir darüber reden wollte, wenn meine Wölfin etwas belastete.

"Hast du irgendeine Ahnung?"

Sie konnte eine Dramaqueen sein, weshalb es auch nichts sein konnte. Nur war ihre Tonlage sehr ernst gewesen und nun spürte ich selbst etwas. Vielleicht wurde dieses Gefühl auch erst durch meine Wölfin ausgelöst. Egal was davon, aber ich spürte das nun genauso. Wobei ich mir verdammt sicher war, dass Aurore mich damit ansteckte.

Sie meinte unsicher: "Keine Ahnung. Könntest du wachsam bleiben, denn ich habe wirklich ein ungutes Gefühl?"

Zur Sicherheit sah ich mich gleich um, aber es war absolut nichts Auffälliges. Die meisten unterhielten sich mit jemanden, aber die Anspannung, dass der Alpha bald eintraf, lag in der Luft. Sie war zum Greifen nahe, ansonsten gab es nichts, was außer der Norm wäre.

An Aurore antwortete ich: "Klar, du kannst dich immer auf mich verlassen."

Bei ihrer Antwort klang sie erleichtert: "Danke."

Ich erreichte Gina, weshalb diese Unterhaltung für den Moment beendet war. Trotzdem hatte ich im Hinterkopf, dass etwas nicht in Ordnung sein könnte.

Wir grüßten einander und ich musterte sie von unten bis oben, während ich sagte: "Du siehst wunderschön aus. Dieses Kleid ist wie für dich gemacht."

Wir hatten sie gemeinsam eingekauft und hatten uns gegenseitig Beratung gegeben. Das war ein schöner Nachmittag gewesen, bei dem wir viel gelacht hatten, wie es eigentlich immer mit meiner besten Freundin war.

Sie grinste und meinte: "Danke, du auch."

Ihr weinrotes Kleid passte perfekt. Sie hatte nichts daran ändern müssen, so als hätte man es für sie genäht.

Eigentlich waren unsere Kleider ziemlich ähnlich, nur eben die Farbe war ein großer Unterschied.

Gina seufzte und fragte: "Dreht nur meine Familie durch?" Ich schüttelte den Kopf, denn da hatten wir dasselbe Problem. "Nein, meine auch. Jetzt hat sogar Aurore angefangen unruhig zu werden und damit steckt sie mich an."

Sie seufzte und nahm meine Hand, um diese leicht zu drücken. "Meine Wölfin dreht bereits seit Tagen durch. Allerdings hofft sie, dass wir auf dieser riesigen Veranstaltung unseren Mate treffen, sofern es nicht der Alpha ist."

Stimmt, die Option war gegeben. Wenn man es so betrachtete dürften sich heute Abend einige Mates finden. Bei einem großen Rudel waren solche Veranstaltungen ideal um Ausschau zu halten. Wobei unsere Wölfe sofort Bescheid wussten und wir den Geruch erkannten. Angeblich konnte es einem niemals entgehen.

Aurore meinte erleichtert: "Oh, das wird es sein, immerhin spüre ich es vor dir. Dann hat der Abend sogar etwas Gutes, wenn wir unsere andere Hälfte finden. Und ja Alpha Darkmoon wird automatisch ausgeschlossen. Der Mann kann nicht unser Mate sein, weil wir Besseres verdient haben."

Da musste man ihr Recht geben, denn wir waren stets ehrliche Bürger und hatten nie eine Straftat begangen. Nicht zu vergessen, dass wir niemanden Schaden zufügten, egal wie klein der wäre.

Gina holte mich in die Realität in dem sie sagte: "Jedenfalls bin ich trotzdem froh, sobald dieser Abend vorbei ist." Ich nickte nur und sah erneut die Runde im Saal. Falls mein Mate hier war, wollte ich ihn am liebsten sofort treffen und kennenlernen.

Nebenbei sagte ich: "Ich bin gespannt wie viele heute Abend ihr oder ihren Mate finden."

"Ja, ich auch."

Normalerweise gab es immer wieder Feiern oder ähnliches im Jahr, bei denen die Werwölfe zusammen kamen. Und an genau solchen konnte man seine andere Hälfte finden.

Gina und mir war das bis jetzt leider nicht passiert. Wir hatten die Ehre auf unseren Mate zu warten, was nerven konnte.

Mit einem Seufzen wandte ich mich an sie und fragte: "Willst du morgen zum Fluss gehen?"

Das war das Plätzchen an dem wir uns gerne aufhielten und unsere Ruhe hatten. Vor allem war jenes mitten im Wald, weshalb wir in Wolfsform hinliefen, was es nochmal besser machte.

Außerdem würde dieser Plan ein bisschen Normalität in die aktuelle Lage bringen. Damit konnte man sich gut ablenken.

Ginas Gesicht erhellte sich und sie fing zu nicken an. "Oh ja, sehr gerne. Hoffentlich regnet es morgen nicht, denn ich hasse es, wenn das Fell an mir klebt." Damit hatte sie uns beide zum Lachen gebracht, aber dieses Gefühl konnte widerlich sein.

Außerdem zog man dann Dreck wie ein Magnet an. Bei meinem hellen Fell hatte ich danach eine vollkommen andere Farbe. Tony hatte mich dann gerne ein Matschmonster genannt, wie man meinen Bruder kannte, ärgerte er mich bei jeder Gelegenheit.

Aurores Stimme klang alarmiert als sie fragte: "Aurela?"

Das ungute Gefühl in mir wuchs, denn diese Tonlage musste negative Gründe haben. Mein Herzschlag erhöhte sich deshalb automatisch.

Gina sagte etwas, aber das bekam ich kein bisschen mit, da ich auf Aurore konzentriert war, die eindringlich sagte: "Du hörst mir jetzt ganz genau zu und bitte, stell keine Fragen und mach einfach. Ich weiß was gut für uns ist."

Naja, darüber ließ es sich streiten. Zu 99 Prozent waren wir einer Meinung, aber es gab diese kleine Chance, dass wir eine unterschiedliche Meinung hatten.

Trotzdem klang sie derart ernst und überzeugt, dass ich auf meine Wölfin vertrauen würde.

Mein Blick wanderte erneut die Runde, aber man konnte nichts Bedenkliches erkennen. Keine Ahnung, was Aurore hatte.

Bei ihrem lauten Gebrüll in meinem Kopf zuckte ich unwillkürlich zusammen. Ihre Lautstärke war derart unnötig, da ich sie so oder so hören konnte. Aber dieses eine Wort, welches sie rief, gefiel mir kein bisschen.

"Lauf!"

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt