Kapitel 66

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Es war kaum zu glauben was ich hier tat, aber tatsächlich spielte ich mit dem Gedanken dem Mateband nachzugeben. Vielleicht war es naiv zu denken, dass es danach zwischen Tyrone und mir besser wurde, aber ich hatte sowieso vor zu bleiben. Und solange ich bei ihm war, würden wir über kurz oder lang das Band vervollständigen.

Warum dann ewig warten?

Außerdem war es für ihn offensichtlich eine Qual. Er hatte mit sich zu kämpfen und dadurch konnten wir die Zeit miteinander nur bedingt genießen.

Der Nachteil war, dass es dann kein zurück mehr gab. Ich wäre auf ewig an ihn gebunden, egal wie mein Mate sich anschließend verhielt. Der Normalfall ging zwar liebevoll miteinander um, aber Tyrone bewies bereits, dass er nicht zum Standard gehörte.

Genervt schloss ich meine Unterwäsche Schublade, denn es war eine dumme Idee mich lange zu stylen. Ich sollte es einfach auf mich zukommen lassen. Außerdem hatte ich keine Ahnung wann mein Mate wieder auftauchen würde. Es war gut möglich, dass er den restlichen Tag wie verschollen war.

Gerade als ich den Kleiderschrank verließ, meldete sich Aurore: "Du hast das vermutlich im Eifer des Gefechts vergessen, aber das Verlangen nach ihm wird bei dir wesentlich stärker werden. Tyrone hat die Akzeptanz längst vollzogen, was es ihm heute so erschwert hat. Du hast das erst heute durchgezogen. Also dürfte es dir bald wie ihm gehen."

Oh, das war natürlich eine interessante Info, die ich da erfuhr. Mir war nicht bewusst gewesen, dass die Akzeptanz einen derart beeinflussen würde. Damit machte sein Verhalten noch mehr Sinn.

Ich schloss zwar die Tür vom Kleiderschrank und blieb davor stehen, aber meine Hand ließ ich auf dem Griff verweilen. Mir kam nämlich ein Gedanke und den sprach ich gleich an. "Wieso ziehen wir es dann nicht durch? Angeblich attackieren wir ihn ja sowieso bald."

Sie seufzte gequält und meinte: "Tyrone ist gerade sonst wo, deswegen müssen wir uns gedulden. Danach kannst du von mir aus mit ihm machen was du willst."

Es wäre auch ein Wunder, wenn eine Wölfin ein Problem mit der Vervollständigung des Bandes hätte.

Trotzdem fühlte ich mich hin und her gerissen. Das war keine leichte Entscheidung, denn diese würde alles verändern. Mein Leben wäre damit besiegelt und ich war diesem Mann praktisch ausgeliefert. Es gäbe kein Entkommen mehr, falls er sich doch noch als böser Mann herausstellte.

Obwohl ich ihn im Kern für gut hielt. Seine schlechten Momente sprach ich seiner verkorksten Art zu.

Aurore räusperte sich, womit sie meine Aufmerksamkeit bekam, obwohl ich mich gerne dem gedanklichen Strudel hingegeben hätte.

"Aurela, im Grunde hast du dich längst entschieden. Du bist weder geflohen noch strafst du ihn mit Schweigen wegen seinem Fehlverhalten. Dann das vorhin mit der Akzeptanz, damit hast du das Fundament gelegt."

Ich musste seufzen und öffnete die Tür wieder. Ein bisschen hübsch konnte ich mich auf jeden Fall machen. Nur gab es die Frage was genau ich mir dafür anziehen sollte. In diesem Schrank gab es unzählige Möglichkeiten. Yasmina hatte mir so einige Teile gekauft.

Aurore warf ein: "Ich bin für was Provokantes, alleine um seinen Gesichtsausdruck zu sehen. Mir würde ein geeignetes Kleid einfallen, welches uns Yasmina mitgebracht hat. Das wäre perfekt." Ich musste die Augen verdrehen, denn ich wollte es nicht übertreiben und das täten wir damit. Sie hatte schon mal bessere Ideen.

"Nein, wir müssen ihm nicht gleich ins Gesicht schreien, dass wir über den nächsten Schritt in unsrer Beziehung nachdenken." Trotzdem war mir klar welches Kleid sie meinte und ich hatte es gleich gefunden. Ich stellte mich auf die Zehenspitzen, um es von der Stange zu holen. Den Bügel hielt ich in der Hand und musterte das Kleidungsstück genauer. Nebenbei fragte ich: "Das meinst du, oder?"

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt