Nach dem ich mich für den Tag vorbereitet hatte, war ich mit Tyrone auch schon los. Unser Ziel war ein Teil des Gebäudes, der mir unbekannt war. Das Zimmer seines Vaters schien im hintersten Eck des Hauses zu liegen. Zumindest hatte Tyrone gemeint, dass wir nun zu ihm gehen würden.
Ich war wirklich gespannt was mich erwartete. Irgendwie hatte ich ein mulmiges Gefühl. Es war genauso seltsam, wenn man wusste, dass man jemanden besuchte, der im Koma lag.
Die Größe dieses Anwesens wurde mal wieder bewiesen, denn es fühlte sich wie eine Ewigkeit an, bis wir am Ende des Gangs angelangten. Das gewünschte Zimmer lag auf der linken Seite und Tyrone sperrte soeben die Tür auf. Dabei erklärte er: "Zur Sicherheit ist mein Vater immer eingesperrt und es gibt einige Sicherheitsvorkehrungen. Halte mich für paranoid, aber falls er doch wach wird, will ich es sofort wissen und natürlich soll ihn niemand entführen."
"Nein, das ist verständlich. Das würden sicherlich die meisten so handhaben."
Ich würde ihn als letztes für verrückt erklären, denn er hatte sicherlich seine Gründe dafür. Außerdem hatte ich noch nichts Freundliches über seinen Vater gehört. Er mag im Koma liegen, aber war berechtigt eingesperrt.
Tyrone öffnete die Tür und überließ mir den Vortritt. Ich ging an ihm vorbei und sprach ihm dabei einen Dank aus.
Ich hatte mit vielem gerechnet oder mich versucht darauf einzustellen, nur es wirklich zu sehen war nochmal etwas anderes.
Ich ging ein paar Schritte in den Raum hinein, aber blieb schließlich stehen. In diesem riesigen Zimmer, stand an der hinteren Wand in der Mitte ein Bett, wie verloren lag darin ein Mann, der an alle möglichen Geräte angeschlossen war. All die Schläuche machten das Bild kein bischen besser. Es war ein trauriger Anblick, dabei war das ein so grausamer Mann gewesen. Das könnte man in diesem Zustand niemals erahnen.
Er mag bewegungsunfähig sein, dennoch hielt ich einen Sicherheitsabstand ein. Dabei lag er nur in diesem Bett und tat nichts. Bis auf natürlich das Heben und Senken seiner Brust, was auf die Atmung hinwies.
Tyrone stellte sich neben mich und erklärte ohne jegliche Emotion in seiner Stimme: "Diesen Zustand sollte mein Vater sein restliches Leben lang haben, laut der Ärtze. Im Grunde ist es gut, dass ich ihn nicht umbrachte. Denn das ist wesentlicch schlimmer als der Tod."
Falls er das richtig wahrnahm dann sicherlich. Wenn er nicht mal mehr anwesend war, dann gab es Schlimmeres. Vielleicht bekam sein Vater von all dem nichts mehr mit. Das konnte niemand genau beurteilen.
Ich nahm die Hand von Tyrone und verschränkte unsere Finger miteinander. Er sollte wissen, dass ich für ihn da war. Denn egal was passiert war oder wie es geendet hatte, das musste schwer sein. Sein Vater mag niemanden mehr etwas antun können, trotzdem war einfach etwas anderes.
Mein Mate erzählte unbeirrt weiter: "Den Beta habe ich übrigens wirklich umgebracht. Er kam mir als erstes in die Quere und hat meine volle Wut abbekommen. Für Zac kam ich leider zu spät." Man hörte es seiner Stimme an, weshalb ich antwortete: "Das war niemals deine Schuld." Ich drückte leicht seine Hand, um meine Worte zu verdeutlichen.
"Theoretisch weiß ich das. Praktisch ist es schwer in den Kopf zu bekommen. Ich hätte nur eine Minute früher dort sein müssen, dann könnte er noch leben. Eine einzige Minute." Ich sah auf zu ihm, aber man sah ihm absolut nichts an. Tyrone hatte seine Gefühle vermutlich weit weg geschlossen, dennoch waren sie da. Sanft antwortete ich: "Du kannst nichts für die Taten anderer. Deine Schuld ist es als letztes, alleine weil du helfen wolltest."
Darauf ging er nicht weiter ein und sagte stattdessen: "Bei meinem Vater hatte ich meine Wut halbwegs im Griff. Das lag hauptsächlich daran, dass das Rudel weiterhin eine Luna brauchte. Du warst noch nicht in Sicht, damals brauchte man meine Mutter. Und, wenn ich meinen Vater getötet hätte, wäre sie genauso gestorben." Ich drückte seine Hand, um ihm Beistand zu geben. Tatsächlich fuhr er fort, während er zu seinem Vater sah: "Ich wurde nämlich vorzeitig zum Alpha und Flynn zum Beta, da ich seinen Vater umbrachte." Wenn man das bedachte war es interessant, dass sie immer noch befreundet waren. Vermutlich hatte Flynn genauso wenig eine gute Beziehung zu seinem Vater gehabt. Anders konnte ich mir das schwer erklären.
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My heartless Mate | ✔️
WerewolfSie führte ein einfaches und normales Leben im Rudel. Sie war beliebt, von jedem gemocht und war ein wahrer Sonnenschein mit viel Liebe. Alles änderte sich in einer einzigen Nacht. Ein Ball, welcher für den tyrannischsten und mächtigsten Alpha abgeh...