Kapitel 56

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Verrückterweise hatte ich doch in den Schlaf gefunden, denn ich erwachte am nächsten Morgen.

Als ich meine Augen öffnete, durfte ich feststellen, dass mein Mate knapp vor mir lag. Unsere Nasen berührten sich fast und wir hielten Händchen. Entweder war das im Schlaf passiert oder es war Absicht von Tyrone gewesen. Die Funken sorgten für Harmonie und ich ließ es mir nicht nehmen ihn beim Schlafen zu beobachten. Seine Atmung war tief, was darauf schließen ließ, dass er noch schlief. Die Haare waren ganz verwuschelt, aber ansonsten machte er einen halbwegs friedlichen Eindruck. Zwar nicht ganz, aber das tat er vermutlich nie. 

Da ich innerlich zerrissen war, hatte ich keine Ahnung, was ich von seiner Nähe hielt. Wie sehr ich doch hasste, wie kompliziert alles geworden war. 

Aurore warf ein: "Abwarten was unser Mate heute für eine Laune hat. Ob es ihm leid tut oder, ob sein Verhalten gestern an der Übermüdung gelegen hatte. Wer weiß wie ernst er das gemeint hat." Ich verdrehte meine Augen, denn sie war genauso hin und her gerissen wie ich. Keine von uns hatte einen wirklichen Durchblick. Leicht genervt fragte ich: "Warst du gestern nicht auf seiner Seite und für ihn?"

"Aurela, der Typ macht mich irre. Ich weiß die halbe Zeit selbst nicht mehr, was ich von ihm denken soll." Ich musste leise seufzen, denn das war viel zu kompliziert. 

Ich löste langsam meine Hand aus der von Tyrone, weil ich aufstehen wollte. Eine kalte Dusche klang wundervoll und irgendwie musste ich die Zeit totschlagen, bis er wach wurde. Erst danach wusste ich woran wir waren.  

Es gelang mir ohne ihn zu wecken, da hatte jemand wirklich einen tiefen Schlaf. Eigentlich wunderte es mich, weil ich ihn für keinen Tiefschläfer hielt. In dieser Familie schon gar nicht, da musste man ständig mit einem Angriff rechnen. Oder die Angst in ihm, dass ich die Flucht ergriff, da sollte er wachsamer sein. 

Vorsichtig setzte ich mich auf und rückte an den Rand des Bettes. Aurore spekulierte: "Vielleicht ist er wach und testet uns, ob wir abhauen oder bleiben. Ich kann mir schwer vorstellen, dass er nicht auf Alarmbereitschaft ist." Natürlich war das eine Möglichkeit, aber ich hielt es für wahrscheinlicher, dass Tyrone vollkommen ausgelaugt war. Wir hatten keine Ahnung was genau vorgefallen war oder wie lange der Kampf gegangen war, bis sie den Alpha gefangen genommen hatten. 

Während ich leise zum Badezimmer hinüber ging, antwortete ich: "Ich zweifle daran, aber falls es einer ist, dann werden wir ihn bestehen und das mit Bravour. Seine Nerven werden beruhigt sein, dass seine Mate nicht aus dem Fenster sprang und davonlief. Nein, mein Arsch blieb in diesem Ungetüm von Haus." 

"Bist du dir sicher? Falls er nämlich wirklich schläft wäre es die Gelegenheit." 

Da ich hinter mir die Tür schloss und somit im Badezimmer war, stöhnte ich laut genervt. Über Nacht schien sich ihre Meinung geändert zu haben. Es würde mich brennend interessieren was der Auslöser gewesen war. Irgendwas musste daran Schuld sein, dass sie plötzlich ihm gegenüber abgeneigt war. 

"Nein, Aurore, wir bleiben. Erst gestern habe ich das Tyrone versichert. Solange er brav bleibt werden wir nicht davonlaufen. Wir halten unser Wort ein." 

Aurore erklärte ihre Gründe endlich, in dem sie sagte: "Ok, er gab mir nur gestern einen Denkanstoß. Seiner Ansicht nach könnten wir es schaffen vor ihm zu fliehen. Unser Mate denkt, dass wir klug genug dafür sind. Das macht einen ganz nachdenklich, weil wir dadurch die Möglichkeit zu einem anderen Leben haben." 

Mit meinem Rücken lehnte ich mich gegen die Tür. Manchmal war es anstrengend eine Wölfin zu haben, eher wenn man sich uneinig war.

"Aurore, wir wollten ihm eine vernünftige Chance geben. Du hast gehört was Tyrone mitgemacht hat, da sollte man Verständnis aufbringen. Außerdem hat er seinen Fehler eingesehen und möchte sich bessern, sofern er das gestern ernst gemeint hat."

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt