Kapitel 78

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Der einzige Nachteil des Telefons mit der sicheren Leitung war, dass es an einem Kabel hing. Man könnte es als altmodisch bezeichnen, allerdings war es mit der neuesten Technik ausgestattet. In einem anderen Fall könnte man wohl kaum telefonieren ohne zurückverfolgt zu werden. 

Noch lehnte ich im Türrahmen und betrachtete das Telefon von der Ferne. Nebenbei fragte ich: "Wäre dir lieber ich telefoniere später? Falls du noch etwas zu erledigen hast, ist das kein Problem." Meiner Ansicht nach hatte Tyrone für heute zwar genug gearbeitet, aber ich würde es akzeptieren, wenn er zu tun hatte. 

Den Anruf konnte ich später genauso gut machen, da würde ich keinen unnötigen Stress verursachen. Egal wie gerne ich mich mit Gina unterhielt. 

Tyrone schob seinen Stuhl zurück und meinte dabei: "Nein, du kannst das gleich erledigen. Ich gebe euch Privatsphäre, dann kannst du dir ungestört von deiner besten Freundin versichern lassen, dass dein gestriges Verhalten keine Entschuldigung nötig hat."

Natürlich hatte er damit Recht, denn in seiner Anwesenheit hätte ich das nie angesprochen. Nur wenn er mich alleine ließ, würde ich Gina Bericht darüber erstatten. Alleine weil sie meine Nerven beruhigte, dafür hatte sie ein Talent, wie eine echte beste Freundin eben. 

Mit glühenden Wangen drückte ich mich vom Türrahmen ab, denn es war grausam, dass er es direkt ansprechen musste. Nach einem Räuspern, setzte ich mich in Bewegung und antwortete: "Danke, das ist sehr respektvoll." Ohne ihn anzusehen ging ich auf den Schreibtisch zu. Blickkontakt wurde manchmal maßlos überbewertet.

Erstaunlicherweise hatte er genug Feingefühl, um nicht weiter darauf einzugehen. Stattdessen sagte er: "Danach schenkst du mir hoffentlich etwas deiner Zeit." An sich war das logisch, immerhin war es nicht so als gäbe es für mich viel zu tun. Beide waren wir aus Sicherheitsgründen hier eingesperrt. Theoretisch würden wir zwangsläufig Zeit miteinander verbringen, wenn wir uns schon im selben Haus befanden und sogar ein Schlafzimmer teilten. 

Eigentlich hatte ich zum Schreibtisch gehen wollen, nur hatte Tyrone sich beeilt und stellte sich direkt vor mich. So fühlte ich mich dazu verpflichtet ihm in die Augen zu sehen, dabei hätte ich das gerne gemieden. 

Ich mag etwas verunsichert sein, dennoch antwortete ich in einer festen Stimme: "Klar, gerne." 

Es war zwar schwer zu beurteilen wie lange das Telefonat mit meiner besten Freundin dauern würde, aber anschließend gehörte ich ganz ihm.

Tyrone hatte seine übliche kühle Miene, dabei sah das in ihm ganz anders aus. Es war beinahe faszinierend wie gut er das versteckte, aber nur beinahe. Denn eigentlich war es traurig, zumindest die Gründe für seine kalte Art, die er sich in all den Jahren angeeignet hatte. 

Ich gab mir den Ruck und nahm seine Hände in die meinen. Die Funken waren nun wesentlich stärker, das ließ das Hochgefühl in mir ansteigen. Es war ein herrliches Gefühl, welches einen in eine wundervolle rosa Seifenblase packte. 

Kurz sahen wir einander lediglich an. Die Stille tat der Stimmung keinen Schaden und war angenehm. Wenn man wusste wie er wirklich fühlte, musste man auch keine Angst mehr vor ihm haben. Es hätte so viele Dinge vereinfacht, wenn ich das schon früher gespürt hätte. 

Schließlich meinte er: "Sobald ich herausgefunden habe was Pärchen in ihrer Freizeit unternehmen, werde ich Vorschläge machen. Die Wahl überlasse ich im Anschluss dir." Bei seinen Worten musste ich leicht lächeln, obwohl sie auch eine gewisse Traurigkeit in sich trugen. Mit einem Nicken antwortete ich: "In Ordnung und danke. Obwohl ich dir gerne auf die Sprünge helfe." 

"Ich muss gestehen, dass ich den Großteil meines Lebens mit Arbeiten verbracht habe oder mit der Vorbereitung auf meinen Posten als Alpha. Dadurch habe ich meine Probleme mit solchen Dingen." In dieser Situation half ich gerne, weil mir gleich ein paar Sachen einfielen, die man machen konnte. Genau wusste ich zwar nicht was in diesem Haus alles möglich war, aber eine Einrichtung besaßen wir bereits und ich durfte feststellen, dass man das definitiv durchdacht hatte. Deshalb schlug ich vor: "Wir könnten einen Film schauen oder einfach nur quatschen. Mit Glück findest du irgendwo Alkohol, dann hältst du es sicher aus mit mir zu kuscheln. Klingt das nicht toll?"

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt