Kapitel 40

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Tatsächlich war der Berg unser Ziel, welchen wir bis ganz oben erklommen. Die letzten paar Meter waren felsig gewesen, wodurch es schwieriger geworden war. Dennoch hatte ich es geschafft und durfte stolz sein.

Auf die kleine Pause, die nun folgen würde, freute ich mich. Sich kurz auszuruhen, bevor die Reise weiterging, war nie falsch.

Im Augenwinkel nahm ich wahr, dass Tyrone sich auf den Boden setzte. Seinen Blick spürte ich dabei auf mir, aber ich blieb der Aussicht gewidmet.

Der Weg hatte uns weit nach oben geführt. Es war atemberaubend, wenn man hinunter auf den Wald sah. Tyrone hatte meine Erwartungen getroffen, denn das war unglaublich.

Ich blieb stehen, um das Ganze besser betrachten zu können und konnte das Anwesen ausfindig machen. Es mag weit entfernt sein, aber dieses riesige Gebäude konnte man entdecken.

Ich konnte es mir nicht verkneifen zu sagen: "Dein Haus sieht man sogar aus dieser Entfernung."

"Unser."

Dann eben unser, obwohl sich das vollkommen falsch anhörte. Außerdem war dieses Gebäude sehr wohl sein Haus. Ich wohnte dort erst seit kurzem.

Darauf ging ich nicht weiter ein und sagte stattdessen: "Das ist wirklich unglaublich. Danke, dass du mir das gezeigt hast."

Falls man mich jemals alleine das Grundstück verlassen ließ, dann hätte ich ein schönes Plätzchen. Es mag kein Versteck sein, da Tyrone mich mit Leichtigkeit finden würde, aber meine Ruhe hätte ich sicherlich dennoch. Zumindest für eine gewisse Zeit.

Ich wagte es mich neben ihn zu setzen, dann konnte ich diese Harmonie hier oben genießen. Im Sitzen konnte man die Umgebung besser auf sich wirken lassen.

Die unzähligen Bäume wirkten wie ein grünes Meer, aus den unterschiedlichsten Farbtönen. Von hellgrün bis zu dunkel war alles vertreten. Die Nadelbäume überragten dabei gerne die Laubbäume.

Tyrone meinte: "Eigentlich müssten wir meinem Bruder dafür danken, denn er hat diesen Fleck entdeckt."

Einen Bruder!

Meine Vermutung hatte richtig gelegen, dass im Fotoalbum war sein Bruder gewesen. Es war eine große Freude, dass er mir von sich erzählte, was ich zu verbergen versuchte. Ansonsten verstörte ich ihn oder ruinierte diesen Moment.

Ich drehte meinen Kopf und sah auf zu ihm. In einer normalen Tonlage antwortete ich: "So erfährt man übrigens auf den normalen Weg, ob jemand Geschwister hat."

"Stimmt. Trotzdem würde ich wieder eine Akte anfertigen lassen, um Informationen über dich zu haben. Diese Methode ist sehr effizient."

Entweder war es ihm egal wie gemein das war oder es interessierte ihn nicht. Privatsphäre schien ihm gerne ein Fremdwort zu sein.

Um auf das vorherige Thema zurückzukommen, fragte ich: "Wie heißt dein Bruder überhaupt?"

Jetzt wo ich das Detail hatte, würde ich hoffentlich mehr bekommen. Ein Anfang war gesät, darauf konnte man aufbauen.

Tyrone wandte sich ab und sah geradeaus nach vorne. Die Reaktion war fraglich, allerdings wurde sie verständlich, als er antwortete: "Er hieß Zac."

Er hieß Zac. Das war die Vergangenheitsform, die alles darüber aussagte. Offensichtlich war sein Bruder bereits verstorben.

Als Zeichen des Trosts stupste ich ihn sanft mit der Nase an und antwortete: "Das tut mir leid zu hören." Bei meiner Geste schreckte er nicht zurück und ließ es zu.

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt