Kapitel 4

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Mein Bruder war zwar zwei Jahre älter als ich, aber war ziemlich kindisch. Meiner Ansicht nach sogar mehr als ich, obwohl ich die Jüngere war. Trotzdem liebte ich es genauso ihn zu ärgern. Das war zwischen Geschwistern wie ein Vertrag, welchen man einhalten musste.

Die Schritte hörte man immer näher kommen und mein Dad ließ ab von mir. Jetzt kam Tony dran, um eine sentimentale Szene zu reißen, zumindest würde diese heute sicherlich folgen. 

Ich wollte ihm entgegen gehen, weshalb ich mich in Bewegung setzte. 

Mein Mum hörte ich rufen: "Du ärgerst heute auf keinen Fall deine Schwester! Das kannst du vergessen!"

Mal wieder bekam ich eine Sonderbehandlung, wenigstens hatte sich mein Bruder halbwegs normal verhalten. Damit hatte er mich bei Verstand gehalten. 

Gerade als ich einen Schritt aus meinem Zimmer trat, kam Tony bei mir an. Er sah mich von unten bis oben an und meinte: "Also man muss sich wirklich keine Sorgen machen. So hübsch bist du auch wieder nicht für einen Alpha." 

Ich musste lachen, aber meine Mum folgte kanpp hinter ihm und sagte todernst: "Du bist unmöglich, Tony." Dabei sollte ihr klar sein, dass das ein Scherz war und er seine Aussage kein bisschen böse meinte. Außerdem wollte er damit diese nervtötende Anspannung nehmen, die uns alle folterte. 

Ich boxte ihm leicht gegen die Schulter und antwortete: "Du bist gemein, denn dieses Aussehen hat mich Stunden gekostet. Das Outfit ist unbequem, weshalb ich alleine deshalb Komplimente verdient habe."

"Ach, Schwesterherz, ich liebe dich."

Die Umarmung fehlte genauso wenig, in welche er mich zog. Tony hob mich einmal leicht hoch, weshalb ich ein leises Kieksen von mir gab, da es mich erschrocken hatte. Der Riese machte das zwar gerne, aber in dem Kleid war es eine Kunst, wenn man das überhaupt hinbekam, denn da war viel zu viel Stoff. Mir schien, dass er damit seine Stärke beweisen wollte.

Mein Bruder fing zu lachen an und stellte mich wieder auf dem Boden ab. 

Nach dem ich mich von dem kleinen Schock erholt hatte, sagte ich: "So nervig du sein kannst, aber ich möchte es erwidern."

"Das musst du, immerhin bin ich dein liebenswerter Bruder. Niemand würde den Job so gut machen, wie ich es tue." 

Unsere Mum unterbrach uns in dem sie rief: "Fotos! Und zwar jetzt!"

Ja, ansonsten wurde die Zeit knapp, denn wir mussten den Weg zum Ball einberechnen. Mein Dad war gerne überpünktlich, weshalb wir meist zu früh losfuhren. Es konnte nervig sein, aber irgendwie gewöhnte man sich daran und das war eben unser Dad.

Er ging an mir vorbei und sagte: "Ich ziehe mich schnell um." Das war keine blöde Idee, damit er ins Bild passte und mit uns auf den Ball konnte, sollte er einen Anzug tragen. 

Meine Mum hatte sich mit mir vorbereitet und Tony trug bereits seinen Anzug. Sie wollten alle dabei sein. Es waren vielleicht hauptsächlich junge Frauen anwesend, aber deren Familien meist genauso. Es war ein großer Saal, der eben für exakt solche Veranstaltungen gedacht war, weshalb es genug Platz gab. 

Tony ließ ganz ab von mir, aber nur um sich neben mich zu stellen. Er legte einen Arm um mich und ich sah auf zu ihm. "Du willst sofort das erste Foto mit mir machen, oder?"

"Ich bin die wichtigste Person in dieser Familie, also ja." Ich schubste ihn leicht an, allerdings ließ ihn das kein bisschen sein Gleichgewicht verlieren. Mein Bruder gehörte auch zu den Kämpfern im Rudel und war infolgedessen gut trainiert. In dem Job ging er ganz auf und der war wie für ihn gemacht.

Es war von klein auf sein Traum gewesen, denn er hatte stets in die Fußstapfen unseres Dads treten wollen. Und das hatte er erfolgreich geschafft.

Tony gab mir einen Kuss auf den Kopf und meinte: "Du magst gewachsen sein, aber in meinen Augen bist du irgendwie immer noch das kleine Mädchen, der ich Spinnen ins Haar gesetzt habe."

Ich sah ihn gespielt böse an, denn da hatte er richtig fies sein können. "Oder die Regenwürmer mit denen du mich verfolgt hast."

Er konnte wirklich gemein sein, aber nun, wenn man zurück dachte, waren genau diese Momente witzig. Da gab es einige Erinnerungen bei welchen man einen Lachkrampf bekommen könnte.

Wobei das mit den Spinnen vermutlich nie endete, denn die fing er stets ein und brachte mir diese Dinger. Ich hasste sie zu seiner großen Freude.

Meine Mum holte mich wieder in die Realität in dem sie ernst sagte: "Hersehen und lächeln, alle beide." 

Ich tat wie befohlen und sie hatte längst die Kamera in der Hand, um die perfekten Fotos zu machen. Innerlich musste ich seufzen, aber konnte sie natürlich verstehen. 

Damit konnte dieses Shooting starten, bei dem wir alle abgebildet wurden und das für die Ewigkeit. 

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt