Kapitel 36

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Meine Begrüßung kam viel leiser über meine Lippen als geplant. Aber ich konnte es selbst kaum fassen, dass ich mit meiner besten Freundin telefonieren durfte.

"Aurela?!"

Es tat in den Ohren weh so laut brüllte sie meinen Namen. Dank der Umstände musste ich leicht lachen und bekam unwillkürlich Tränen in meinen Augen.

Gina rief: "Oh Göttin! Sie lebt noch!"

Nun war von ihr ein Lachen zu hören und die unendliche Erleichterung war in ihrer Stimme zu erkennen. Beide fühlten wir dasselbe. 

"Ja, hi Gina. Ich bin zwar vermutlich die schlechteste Tochter auf diesem Planeten, weil ich dich anrufe. Nur..." Schon unterbrach sie mich aufgebracht: "Nein! Wir sind eine Person! Ich würde dir die Hölle heiß machen, wenn du jemand anderen gewählt hättest!"

Ja, das war ganz meine geliebte beste Freundin.

Sie fuhr schon fort: "Schluss damit. Wie geht es dir? Was machst du? Wie ist es? Lebst du wirklich noch?" Die letzte Frage mag sinnfrei sein, da diese offensichtlich war, aber ich konnte sie verstehen. Mein Anruf musste ein kleiner Schock sein, weil sie null damit gerechnet hatte.

"Wir reden miteinander, was die Bestätigung ist, dass ich weiterhin unter den Lebenden verweile. Tut mir übrigens leid für die Funkstille. Ich hatte leider keine Möglichkeit jemanden von euch zu kontaktieren."

"Nein, das ist ok. Es ist nachvollziehbar und jetzt fokussieren wir uns auf die wichtigen Dinge. Erzähl, her mit den Details."

Ihre Neugier war verständlich, jedoch wollte ich genauso wissen was bei ihr los war. Oder wie genau es allen ging. Über den Brief meiner Mum hatte ich zwar eine Aufklärung erhalten, aber ich wollte alles genauer erzählt bekommen. 

"Nein, sag zuerst wie es allen geht oder was bei euch los ist. Bitte." 

Gina gab ein Grummeln von sich, allerdings kam sie dem nach. "Es geht allen gut, Aurela. Lass diese sinnfreien Fragen, denn von uns wurde niemand von einem Alpha aus einem fremden Rudel entführt."

Ja, gut, der Punkt ging an sie. Von mir gab es wesentlich mehr Neuigkeiten, nur das meine eher negativ waren und ich schlecht darüber sprechen konnte, wenn sich Tyrone im selben Raum befand. 

Der Gedanke an ihn ließ mich abchecken, wo genau er sich überhaupt befand. Dazu war es nötig, dass ich meine Augen wieder öffnete. Mein Mate war schnell gefunden, denn er saß am Fußende des Bettes und hatte ein Notizbuch samt Stift in der Hand. 

Keine Ahnung, ob er wirklich konzentriert darauf und damit beschäftigt war oder, ob das reine Fassade war. Leider konnte niemand Gedanken lesen, somit blieb mir das verborgen.

Ich schüttelte leicht den Kopf, um das loszuwerden und antwortete an Gina: "Es ist alles in Ordnung. Ich vermisse euch zwar wie die Hölle, aber ansonsten ist alles gut." Ich versuchte überzeugt davon zu klingen, damit sie sich keine Sorgen mehr machte. 

Tja, nicht mit meiner besten Freundin, welche mich kannte. 

Selbstverständlich kapierte sie das Problem dennoch, was mir ihre Stille mitteilte. Ansonsten hätte sie drauf los gelabert oder weitere Fragen gestellt. 

Am besten wurde ich Tyrone los, nur konnte ich das mit seinem Handy in meiner Hand vergessen. Ich wollte eine richtige Unterhaltung mit ihr führen können, was niemals in seiner Anwesenheit ging. Ich müsste lügen, falls sie mir direkte Fragen zu ihm stellte.  

Schließlich flüsterte sie: "Ich vermisse dich auch." Das tat verdammt weh, denn ich spürte denselben Schmerz. Heimweh konnte grausam sein und das bemerkte ich nun umso mehr. 

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt