Selbstverständlich gab es für die Luna keine Wartezeit bei ärztlichen Untersuchungen. Man hatte mich sofort dran genommen und eine Ärztin hatte einen Check gemacht.
Wie erwartet war alles in bester Ordnung.
Mittlerweile befanden wir uns auf dem Rückweg und ich freute mich auf zu Hause. Erst dort konnte ich richtig zur Ruhe kommen. Natürlich freute ich mich auch auf Gina. Nach dem Erlebten täte es gut ein vertrautes Gesicht zu sehen.
Der Gedanke an meine beste Freundin ließ mich leicht lächeln. Mir war vorab klar, dass sie sich über die Schwangerschaft freuen würde, sofern ich das tat.
Nebenbei galt dem Wald meine Aufmerksamkeit. Ausnahmsweise konnte ich ihn tatsächlich ansehen, denn Tyrone fuhr mit einer normalen Geschwindigkeit. Die Schwangerschaft schien ihn ins Positive zu verändern.
Ein Baum reihte dem anderen und die meisten davon waren Nadelbäume. Sie ragten nahzu bis zum Himmel empor, was auf das Alter der Pflanzen hinwies.
Diesen Anblick konnte ich nur kurz genießen, denn ich zuckte erschrocken zusammen als Tyrone seine Hand auf meinen Oberschenkel legte. Mein Blick schnellte zu ihm hinüber und der wurde kurz erwidert.
"Aurela, was ist los? Du bist ganz abwesend." Meine Hand legte ich auf seine, denn damit dürfte er gleich ein bisschen besänftigt sein. "Alles ist gut. Ich hab nur über alles nachgedacht. Das kann einen ganz schön ablenken."
Tyrone spannte sich leicht an, was bei mir ein paar Fragen aufwarf. Immerhin enthielten meine Worte nichts Negatives. Sein Verhalten bekam ich schnell erklärt, denn er sagte: "Ich hoff du hast es dir nicht anders überlegt wegen der Kleinen."
Aja, dort lag das Problem. Der Mann trug Ängste in sich wie sonst niemand. Aber die konnte ich ihm nehmen.
"Nein, ich freue mich auf die Zwillinge. Die letzten paar Stunden waren nur anstrengend. Deshalb mache ich aktuell keine Luftsprünge. Ich bin verdammt müde." Kurz drehte er seinen Kopf zu mir und nun hatte er mit Sorgen zu kämpfen. Ich hätte einfach meine Klappe halten sollen, was meine Müdigkeit anbelangte.
"Sobald wir zu Hause sind, kannst du dich ins Bett legen. Oder du schläfst jetzt schon. Ich kann dich problemlos ins Haus tragen, sobald wir unser Ziel erreicht haben."
"Tyrone, es ist alles ok. Die Müdigkeit wird mich nicht umbringen. Ich bin schwanger, da ist das praktisch ein Dauerzustand." Er drückte mit seiner Hand leicht zu, aber blieb auf die Straße vor uns konzentriert. "Trotzdem sollst du dich ausruhen. Du hattest genug Stress, das ist nicht gut für dich."
"Falls du das die ganze Schwangerschaft durchziehst, werde ich wahnsinnig. Vor allem weil Yasmina dir ähnlich ist." Die beiden würden mich in den Wahnsinn treiben. Obwohl ich die ärztliche Bestätigung hatte, dass alles ok war, drehten sie durch.
"Aurela, das ist kein Spaß. Es geht um zwei Lebewesen. Das darf man nicht auf die leichte Schulter nehmen. Tu mir den Gefallen und halte heute Bettruhe ein." Ich verkniff mir ein genervtes Stöhnen, denn am Ende meinte er es gut. Ein Streit würde nichts als weiteren Stress verursachen. Und aktuell war ich sowieso müde, da legte ich mich freiwillig ins Bett. Später konnte ich immer noch Beschwerde einlegen.
"Ja, ich mache es. Trotzdem werde ich mit Gina quatschen. Sie soll sich einfach zu mir ins Bett legen." Früher hatten wir das oft getan. Damit erweckten wir die alten Zeiten zum Leben.
"Danke, das klingt vernünftig."
Danach widmete ich mich dem Seitenfenster und ließ dieses Bild auf mich wirken. Die Natur konnte etwas Wundervolles sein. Man musste sie praktisch genießen. Wobei der Duft des Waldes alles noch besser machen würde.
Ich lehnte mich noch im Sitz zurück und versuchte die restliche Fahrt zu genießen.
~~~
Die Heimreise hatten wir gut überstanden. Beinahe wäre ich sogar eingeschlafen, aber die Freude auf meine beste Freundin hatte mich wach bleiben lassen.
Ich kam genau einen Schritt ins Haus, schon stand Gina vor mir. Mit ihrer Schnelligkeit hatte sie mich erschrocken, aber im nächsten Moment musste ich lächeln. Sie zog mich gleich in ihre Arme und drückte mich fest an sich.
Tyrone räusperte sich hinter uns, was wir ignorierten. Er dürfte problemlos an uns vorbei kommen. Allerdings war ganz etwas anderes sein Problem, welches er uns mitteilte. "Geht das ein bisschen sanfter? Aurela hat genug hinter sich und hat Ruhe nötig." Davon ließ ich mich nicht weiter stören und drückte meine beste Freundin an mich. Es fühlte sich an als hätte ich sie Ewigkeiten nicht mehr gesehen, da musste diese Begrüßung sein.
Über den Mindlink sagte sie: "Das mit der Schwangerschaft habe ich mitbekommen. Es war keine Absicht von Flynn, also sei ihm bitte nicht böse." Ich tätschelte ihren Rücken, womit ich ihr die Antwort gab. Für mich war es kein Problem, dass sie Bescheid wusste. "Alles gut."
"Freust du dich oder willst du zuerst darüber reden?"
Da wurde mir direkt warm ums Herz. Sie informierte sich zuerst darüber, ob sie sich sofort mit mir freuen konnte. Das nannte man eine wahre beste Freundin.
Mein Lächeln wurde breiter und diesmal antwortete ich laut: "Nein, ich freue mich wirklich."
"Dann gratuliere ich von Herzen. Ich freue mich riesig für euch."
Ein erneutes Räuspern war von meinem Mate zu hören. "Ich weiß, dass ihr euch gerne so begrüßt. Dennoch könnte diese Umarmung ein bisschen lockerer sein."
Wir taten ihm den Gefallen und lösten uns voneinander. Trotzdem musste ich anmerken: "Ich bin nicht aus Glas. Du solltest die Glucke ein bisschen zurück schrauben." Bevor er etwas erwidern konnte, hörte ich Flynn hinter Gina sagen: "Da seid ihr ja endlich." Die Begeisterung war unverkennbar aus seiner Stimme zu hören. Die guten Nachrichten von Yasmina ließen die gute Laune auch wieder zu.
Tyrone stellte sich neben mich und legte mir einen Arm um. "Wie wäre es wenn ich dich hoch ins Schlafzimmer begleite?" Flynn musste bei dieser Aussage lachen, für ihn war das auch witzig. Nur für mich dürfte das eine anstrengende Zeit werden.
Gina machte sich auf den Weg zur Treppe und meinte dabei: "Ich komme mit. Aurela soll sich ins Bett legen und ich leiste ihr Gesellschaft." Ich winkte Flynn leicht zu und setzte mich genauso in Bewegung. Tyrone folgte mir zwangsläufig, da sein Arm weiterhin um mich lag. Er hielt es wohl für nötig mich zu stützen.
Als wir die Treppe hoch gingen, spürte ich seinen Blick auf mir. Vermutlich versuchte er mir abzulesen, ob mir die Stufen zu anstrengend waren. Nur waren die kein Problem für mich.
"Tyrone, du kannst ja in der Zwischenzeit mit Flynn der Arbeit nachgehen. Dann habe ich mit Gina ein bisschen Zeit alleine."
"In Ordnung, aber du kannst mich immer rufen. Egal wegen was." Dabei hatte er sicherlich genug zu tun. Der Tod seiner Eltern hatte viel Arbeit verursacht. Das Schlimmste mag hinter uns liegen, allerdings galt es noch den Rest vom Chaos aufzuräumen.
"Ja, ich gebe dir Bescheid, falls du gebraucht wirst."
Den ersten Stock hatten wir erreicht und Gina öffnete mir die Tür. Kaum betrat ich den Raum, fiel die letzte Anspannung von mir ab. Es war geschafft und wir befanden uns in vollkommener Sicherheit. In einem Haus, welches sich nach zu Hause anfühlte.
Tyrone ließ endlich ab von mir, weshalb ich die restlichen Schritte zum Bett hinüber alleine gehen konnte. Selbstverständlich musste er noch anmerken: "Du kannst mich jeder Zeit rufen. Du bist nämlich wichtiger als jegliche Arbeit. Das kann alles warten." Mit einem Lächeln setzte ich mich aufs Bett, denn das hörte man gerne. Meine Augen fanden die seinen und ich nickte leicht. "Ok, danke."
"Gut, dann sehen wir uns später." Mit diesen Worten wandte er sich ab und ich legte mich zurück aufs Bett. Mein Mate ließ die Tür offen stehen, dabei konnte ich ihn über den Mindlink kontaktieren. Scheinbar war es ihm dennoch lieber, wenn ich genauso laut nach ihm rufen könnte.
Gina gesellte sich neben mich und meinte dabei: "Sofern du darüber reden willst, kannst du mir gerne Bericht über alles erstatten. Ganz wie du möchtest." Meinen Kopf drehte ich in ihre Richtung und wurde nachdenklich.
Am liebsten fokussierte ich mich aktuell auf die guten Themen. Über die schlechten Erlebnisse konnten wir ein andermal reden. Das würde ich vertagen.
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My heartless Mate | ✔️
WerewolfSie führte ein einfaches und normales Leben im Rudel. Sie war beliebt, von jedem gemocht und war ein wahrer Sonnenschein mit viel Liebe. Alles änderte sich in einer einzigen Nacht. Ein Ball, welcher für den tyrannischsten und mächtigsten Alpha abgeh...