Kapitel 105

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Als wir alle im Wagen saßen, konnte die Fahrt beginnen. Ich hatte es mir auf der Rückbank gemütlich gemacht und war der Aussicht aus dem Seitenfenster gewidmet. Endlich ließen wir das Anwesen hinter uns. Hoffentlich musste ich so schnell nicht wieder hierher. In diesem Gebäude hatte ich schon genug Erinnerungen gesammelt.

Der Garten zog an uns vorbei, welcher die Einfahrt entlang angelegt war. Die Sonne schien und ließ dieses Grundstück friedlich wirken. Dabei war das so manch ein Bewohner dieses Hauses nicht gewesen.

Yasmina saß neben Flynn und fragte: "Und bist du aus dem Bett gefallen, als dein bester Freund dich mitten in der Nacht anschrie?" Über den Rückspiegel konnte ich Flynns Gesicht sehen und der wirkte belustigt. "Nein, aber Gina hat sich erschrocken, weil ich zusammen gezuckt bin. Meine Reaktion muss man nachvollziehen können, weil ich derart unsanft aus dem Schlaf gerissen wurde."

Yasmina spielte die Entsetzte und fragte: "Hast du etwa in einem Bett mit deiner Mate geschlafen? Wie konntest du nur?" Mich hatte sie damit zum Lachen gebracht. Die Zwei waren wirklich ein lustiges Gespann.

"Nein, unterstelle mir keine unzüchtigen Taten. Wir sind kuschelnd auf der Couch eingeschlafen." Man hörte seiner Stimme an, wie glücklich ihn das machte. Also verstanden die beiden sich immer besser und schienen ohne uns eine schöne Zeit gehabt zu haben.

Yasmina tat so als würde sie etwas suchen und fragte: "Wo ist mein Handy? Ich muss die Zeitungen darüber informieren, dass der Beta freiwillig kuschelt. Das wird für Schlagzeilen sorgen." Ich schlug mir eine Hand vors Gesicht und mein Lachen verstärkte sich. Sie wusste wirklich wie man die Stimmung hob und hielt. Flynn war nicht mal genervt, dafür schien er zu gute Laune zu haben. "Ja, wir machen Fortschritte. Dabei war ich am Anfang unsicher, ob das klappen würde."

Yasmina wurde da ernster und klopfte ihm auf die Schulter. "Gina hat miterlebt, was passiert, wenn man seinem Mate davon läuft. Oder vielleicht ist sie allgemein vernünftiger als Aurela."

"Hey!" Das kam von mir und sie sah deshalb zurück zu mir. "Du wolltest damals auf dem Ball abhauen. Nur ist ein Alpha wesentlich schneller. Erst recht, wenn man ihn auf 180 bringt und das hast du damit getan." Flynn nickte zur Zustimmung und in mir meldete sich das schlechte Gewissen. Ich hätte damals besser darüber nachdenken sollen. Das hatte ich Tyrone zu Unrecht angetan.

Der Beta warf ein: "Wobei es schön war zu sehen, dass es endlich mal jemand schaffte ihn aus der Fassung zu bringen. Mit Gefühlen umzugehen war noch nie seine Stärke. Als Zuschauer war das ziemlich unterhaltsam." Kurz erwiderte er meinen Blick über den Rückspiegel und merkte an: "Für dich vermutlich weniger. Aber irgendwie musstest du ja die Rechnung zur versuchten Flucht bezahlen."

Mit einem Kopfschütteln wandte ich mich ab. Mittlerweile hatten wir das Grundstück verlassen und fuhren der Straße entlang, welche kilometerweit von Wald umrandet war. Wenigstens etwas hatte man damit als Ablenkung.

Yasmina knurrte nun Flynn gespielt böse an, bevor sie sagte: "Das arme Ding hatte einfach Angst. Tyrone hätte Aurela mehr Verständnis entgegen bringen sollen. Sie wuchs in einer normalen Familie auf, in einem ruhigen Rudel. Dann ist ausgerechnet der Typ ihr Mate."

Die Diskussion fand ein abruptes Ende, weil Flynn eine Vollbremsung hinlegte. Der Gurt hielt mich glücklicherweise zurück und verhinderte Schlimmeres. Die Reifen quietschten und mein Herzschlag erhöhte sich. Denn bei dieser Reaktion musste etwas passiert sein. Ansonsten legte man keinen derartigen Stopp ein.

Als der Wagen ganz still stand, fragte Yasmina aufgebracht: "Verarscht uns dieses Miststück?" Danach schnallte sie sich schon ab und öffnete die Tür. "Flynn, überlass sie mir. Ich setze dem Biest ein Ende."

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt