Mittlerweile saß ich auf dem Schoß von Tyrone, da Flynn und Gina sich zum Frühstücken verabschiedet hatten. Eher hatte der Beta meine beste Freundin davon überzeugen können. Bei den aktuellen Nachrichten, hatte ich auch kein Problem mit einer kurzen Zeit mit meinem Mate alleine.
Eine Weile hatte Stille zwischen uns geherrscht und ich versuchte Yasmina zu verstehen. Aber vermutlich könnte ich das nie richtig nachvollziehen. Der Schmerz den eigenen Mate zu verlieren musste qualvoll sein. Da wäre Yasmina nicht der erste Werwolf dem eine Sicherung durchbrannte.
Tyrone hatte mir die Bedenkzeit gegeben, allerdings hatte er meine Theorie bereits vorhin bestätigt. Zumindest hatte er genickt. Mit seinen Armen um mich drückte er leicht zu, was mich dazu veranlasste ihm in die Augen zu sehen. Seiner Mimik konnte man absolut nichts ablesen. Nur wusste ich ganz genau was er fühlte. Seine innere Unruhe versuchte ich zu mildern in dem ich ihm eine Hand auf die Wange legte und mit dem Daumen darüber streichelte. Vielleicht konnte ich ihm damit wenigstens ein bisschen helfen.
Nun durchbrach er die Stille, in dem er sagte: "Ihr nächstes Ziel ist entweder mein Vater oder meine Mutter. Ich denke darüber sind wir uns einig."
Oh, so weit hatte ich noch gar nicht gedacht. Natürlich würde sie die Liste fertig abarbeiten.
Er fuhr schon fort: "Ich vermute mein Vater ist ihr Ziel. Auf ihn hat sie den meisten Hass. In Anbetracht der Tatsache, dass beide sterben, wenn es einer tut. Ihm will Yasmina sicherlich persönlich ein Ende setzen." Ich nickte langsam, denn das klang logisch.
Natürlich war mir Tyrones innerer Kampf bewusst. Allerdings war er immer noch ein Alpha und führte ein Rudel. Er konnte schlecht jemanden ungestraft davon kommen lassen, nur weil Yasmina zu unserer Familie gehörte.
Leise sagte ich: "Selbstjustiz ist verboten." Zumindest war das mein erster Gedanke. Tyrone müsste ihr eine Strafe geben, sofern er sie erwischte. Oder sie sich selbst stellte.
"Im Grunde ist alles reine Spekulation. Es gibt keine Beweise, die gibt es wirklich nicht. Du musst keine Bedenken haben, dass ich etwas vertusche. Ich würde dich nicht anlügen."
Das ließ mich meine Augenbrauen zusammenziehen. Dann musste man ihr Bewunderung aussprechen, wenn sie es schaffte bei zwei Morden absolut keine Spuren zu hinterlassen.
Dennoch gab es da eine weitere Option. "Vielleicht war es doch jemand anderes." Diesem Gesichtsausdruck nach glaubte er das keine Sekunde. Allerdings kannte mein Mate auch mehr Details was die Morde anbelangte. Zu genau musste ich über diese Fälle nicht informiert sein, weshalb ich ein Verhör unterließ.
Mit meinem Daumen hielt ich inne und fragte: "Wirst du sie aufhalten?" Im Grunde musste er das, da gab es keine große Wahl. Außer natürlich Tyrone wollte es wirklich als reine Spekulation abtun.
"Ich muss. Jedem mit Hirn dürfte klar sein, wer auch immer das mit meiner Tante und meinem Onkel war. Das nächste Ziel sind meine Eltern. Ich muss praktisch die Wachen erhöhen. Außerdem soll Yasmina es nicht noch schlimmer für sich selbst machen."
"Ja, das klingt vernünftig. Was hast du dann mit ihr vor?" Meine Hand nahm ich wieder herunter und musterte ihn besorgt.
Falls die Mordfälle gelöst wurden, müsste man sie einsperren. Falls nicht, wäre sie weiterhin auf freiem Fuß. Ein persönlicher Rachefeldzug mag falsch sein, dennoch erhoffte ich ein gutes Ende für Yasmina.
Ein Gedanke kam mir und den sprach ich aus: "Sie hat ihren Mate verloren. Kann man Yasmina deshalb als unzurechnungsfähig einstufen lassen?" Damit wäre das Problem zumindest teilweise gelöst. Mir kam schon etwas anderes in den Sinn. "Oder Notwehr."
"Notwehr bei gleich zwei Personen an unterschiedlichen Orten und Tagen?" Ich zuckte mit den Schultern, denn in dieser verrückten Welt war praktisch alles möglich.
"Abwarten wie das abläuft. Ob ihr ein Fehler passiert, weshalb es offensichtlich wird wer der Täter ist. Oder ob sie selbst gesteht." Die zweite Option ließ mich nachdenklich werden. Das war durchaus eine Möglichkeit, falls sie in den Knast wollte.
Mit einer Hand fuhr sich Tyrone über sein Gesicht und meinte: "Eigentlich habe ich keine Ahnung was ich tun soll."
Man konnte kaum glauben, dass es ausgerechnet ihm je so ergehen konnte. An sich wirkte Tyrone als könnte ihn nie etwas aus der Fassung bringen. Dass er immer einen Plan hatte, wie er im weiteren Verlauf handeln sollte.
Seine Reaktion war verständlich, denn Yasmina gehörte zu den wenigen Personen in seinem Leben. Ohne sie gab es nur noch Flynn, dessen Mate und mich. Dann war Yasmina die Mate von Zac und seinen Bruder hatte er sehr gerne gemocht.
Tyrone hatte seine Augen geschlossen, so als könnte er dadurch besser nachdenken. Ich legte meine Stirn sanft gegen seine. Mit Glück half ihm meine Nähe, zumindest das konnte ich tun.
Er holte tief Luft und ich fragte: "Willst du zu deinem Vater, um Yasmina persönlich aufzuhalten? Dann kannst du mit ihr reden."
"Nein, ich habe dir bereits gesagt, dass ich dich auf keinen Fall alleine lasse." Ich löste meine Stirn von der seinen und sah ihn todernst an. "Deine Mum sitzt im Kerker. Benedikt und Ludmilla sind tot. Im Grunde bin ich sicher."
Wie viele Leute sollten mich sonst noch umbringen wollte? Das beschränkte sich hoffentlich auf seine Familie.
"Mate, ich gehe kein Risiko ein, wenn es um dich geht. Dir soll niemand weh tun."
"Und das ist auch unfassbar nett von dir. Aber was ist mit Yasmina? Sie kann aktuell jemanden gebrauchen. Nach allem was passiert ist, muss sie praktisch in einem schlechten Zustand sein." Tyrone seufzte und man konnte erkennen wie hin und her gerissen er sich fühlte.
In einem kalten Ton antwortete er: "Wenn dir jemand weh tut, dann raste ich aus. Niemand soll meine Mate anfassen." Ich umarmte ihn und flüsterte: "Keine Sorge, wir werden bestimmt eine Lösung finden."
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My heartless Mate | ✔️
WerewolfSie führte ein einfaches und normales Leben im Rudel. Sie war beliebt, von jedem gemocht und war ein wahrer Sonnenschein mit viel Liebe. Alles änderte sich in einer einzigen Nacht. Ein Ball, welcher für den tyrannischsten und mächtigsten Alpha abgeh...