Kapitel 90

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"Aurela, das ist alles so schräg. Ich fühle mich als hätte man mich in eiskaltes Wasser geschubst und das ohne Vorwarnung." Ich drückte die Hand meiner besten Freundin, welche neben mir auf der Couch saß. Wie gestern hatten wir es uns im Wohnzimmer gemütlich gemacht. Mit dem Unterschied, dass wir heute zu alkoholfreien Getränken griffen. So ein Glas Orangensaft konnte wundervoll sein.

Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen antwortete ich: "Ich kann dich verstehen, aber du wirst sehen wie schnell man sich einlebt. Neue Dinge machen einem gerne Angst, vor allem derart große Veränderungen im Leben. Aber man gewöhnt sich viel schneller daran als man glaubt."

Gina nickte und nun drückte sie meine Hand. "Danke, ohne dich würde ich durchdrehen. Ich bewundere dich immer mehr, wie du all das alleine geschafft hast. Dann noch mit dem Alpha als Mate."

"Das Ende ist positiv und darauf kommt es an. Egal wie kompliziert der Weg dorthin war."

Sie umarmte mich fest, was ich erwiderte. Eine so simple Geste konnte oft wahre Wunder wirken. Noch mehr von einer Person, die man ins Herz geschlossen hatte.

Wir blieben in der Umarmung, als Gina erzählte: "Der Tag heute mit Flynn war echt nett. Trotzdem ist das alles so viel. Aber er gibt sich wirklich Mühe." Nichts anderes hatte ich vom Beta erwartet. Ich war mir sicher, dass er seine Mate auf Händen tragen würde.

Sie löste sich von mir und ihr Gesichtsausdruck wurde ganz ernst. "Moment. Das mit deiner Schwiegermutter musst du mir noch erklären. Sie will dich umbringen? Oder wie darf ich das verstehen?"

Natürlich mussten wir auf dieses Thema zu sprechen kommen. Ginas Neugier war verständlich. Alleine, weil sie sich Sorgen um mich machte.

"Ja, Amanda will den Titel als Luna behalten. Deshalb bin ich ihr ein Dorn im Auge, infolgedessen will sie mich loswerden." Sie formte ein Oh mit den Lippen und der Schock stand ihr ins Gesicht geschrieben. Ich fuhrt fort: "Der Onkel von Tyrone hat sich ihr angeschlossen, wie seine Tante. Allerdings sind die beiden mittlerweile tot, somit keine Gefahr mehr."

"Diese Familie ist krank."

Ich gab ein Seufzen von mir, denn am Ende konnte man das nicht ändern. Seine Mum hatte einen Knall und verfolgte den puren Wahnsinn. Wer weiß ob je Vernunft in sie kehren würde. Ich hielt das für unwahrscheinlich. Der Kerker war der perfekte Ort für sie.

Gina stellte schon die nächste Frage. "Und was ist mit Yasmina?" Wenigstens hatte ich in unseren wenigen Telefonaten bereits von ihr erzählt. Damit wusste meine beste Freundin, dass ich mit Yasmina befreundet war.

"Sie ist verschwunden und niemand weiß wo sie sich aufhält. Wir können nur hoffen, dass sie bald nach Hause kommt."

Für den Moment behielt ich die neueste Theorie für mich. Noch war alles reine Spekulation, ob Yasmina wirklich die Mörderin von Ludmilla und Benedikt war. Bis zur Aufklärung würde ich darüber schweigen. Außer Flynn erzählte ihr davon.

"Hm, komisch. Gibt es keine Anhaltspunkte wohin sie ist? Oder warum Yasmina überhaupt abgehauen ist?" Darüber musste ich nachdenken, denn offiziele Beweise gab es keine. Vielleicht wollte sie auch eine Auszeit von diesem Wahnsinn. Das könnte ihr niemand verübeln. Yasmina hatte mit dieser Familie schon genug mitgemacht.

Scheinbar dauerte meine Überlegung zu lange, denn Gina tat es mit einer Handbewegung ab. "Sorry, belassen wir das. Du sollst dir nicht noch mehr den Kopf zerbrechen. Es gibt genug Sorgen." Ich nickte, denn damit bewies sie Feingefühl, weil diese Fragen wirklich schwer zu beantworten waren.

Allerdings gab es etwas, das ich anmerken wollte. "Meine größte Sorge ist, dass sie zu leichtsinnig ist. Yasmina hängt nicht unbedingt an ihrem Leben seit ihr Mate verstorben ist. Ich habe Angst, dass sie zu große Risiken eingeht und verletzt wird."

Falls sie ernsthaft Tyrones Mum auf ihrer Liste hatte, könnte das eine böse Wendung nehmen. Amanda mag eingesperrt sein, dennoch hegte Tyrone Zweifel daran, dass die Gefangenschaft Zufall war. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte meine Schwiegermutter einen Plan.

"Oh, das tut mir leid. Die Arme, das muss die pure Hölle sein." Mit Sicherheit sogar. Diesen Schmerz konnten wir uns nicht mal annähernd vorstellen. An dem Punkt sollte man versuchen Verständnis aufzubringen, warum sie kein Problem mit dem Tod hätte.

"Ja, leider."

Das Thema war damit abgehakt, weil ich keine Ahnung hatte, ob Tyrone wollte, dass Gina wusste, wer genau Yasminas Mate war. Da wollte ich keinen unnötigen Wirbel rein bringen.

Um umzulenken fragte ich: "Wie war die Aufnahme ins Rudel?" Gina ging gleich darauf ein, in dem sie ihr Gesicht verzog. "Autsch, das tut verdammt weh. Mich hat der Mist in die Knie gezwungen. Ich bin bei weitem nicht so tapfer wie du es bist."

"Nein, eigentlich bin ich wirklich nur eine verdammte Zicke. Ich wollte vor Tyrone keine Schwäche eingestehen." Obwohl ein ernstes Thema am Tisch war, mussten wir beide lachen.

Meine beste Freundin fuhr noch fort: "Flynn war zum Glück dabei. Sorry, aber mit dem Alpha muss ich echt nicht alleine sein. Außerdem hat Flynn sich zu mir gekniet, was süß ist." Nun fand sogar ein Lächeln auf ihre Lippen und da musste ich ihr zustimmen. "Das ist es tatsächlich. Beistand tut immer gut."

Ich schlug ihr auf den Oberarm und sah sie gespielt böse an. "Du hättest auf mich warten können oder mich wecken. Ich wäre gerne bei dir gewesen."

"Nein, ich wollte die Aufnahme hinter mich bringen. Und mein Mate hat angeboten dabei zu sein. Wir sind zwar erst in der Kennlernphase, aber seine Nähe war hilfreich."

Sie deutete schon hinter sich und fragte: "Wie lange arbeiten die überhaupt? Unsere Männer sind seit einer Weile im Büro."

"Keine Ahnung, je nach dem wie viel zu tun ist. Aktuell ist das pure Chaos losgetreten. An der Stelle hast du einen schlechten Zeitpunkt erwischt, um hierher zu kommen." Gina deutete an mich zu schlagen, was mich zum Lachen brachte. "Du hattest es immer noch wesentlich schwerer. Einige Leute wollten dich umbringen und dein Mate war zu Beginn ein Arsch."

Ich wollte etwas erwidern, allerdings hörte man wie die Bürotür geöffnet wurde. Das ließ mich innehalten und Gina meinte über den Mindlink: "Wir sollten schlafen gehen. Es ist spät und die Männer sind offensichtlich mit der Arbeit fertig."

"Ich weiß zu schätzen, dass du mir Zeit mit meinem Mate alleine geben möchtest. Aber eigentlich helfe ich dir gerne mit deinem Mate." Ich wollte ihr unbedingt helfen sich besser einzuleben, das würde alles für sie erleichtern.

"Nein, der Tag war lange genug. Außerdem habt ihr erst seit kurzem das Mateband vervollständigt. Ihr solltet das genießen und feiern." Sie hob und senkte ihre Augenbrauen, weshalb sie von mir einen genervten Blick zugeworfen bekam. "Irgendwann erschlage ich dich wirklich noch."

"Nein, dafür lieben wir einander zu sehr."

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt