Tyrone tat uns wirklich den Gefallen und legte direkt los, in dem er erklärte: "Aurela ist meine Mate, somit Luna dieses Rudels. Meine Mutter ist bereits dem Amt entbunden und kann ihre Pension genießen." Ein Blick zu Amanda verriet mir, dass ihr diese Entscheidung missfiel. Wenn es nach ihr ging, würde sie das Amt vermutlich weiterhin besitzen. Nur traute sie sich nicht ein Gegenwort zu schwingen und nahm diese Entscheidung hin.
Wobei es gut möglich war, dass noch etwas auf mich oder uns zukam. Vielleicht würde sie mit anderen Mitteln darum kämpfen. Das hing ganz davon ab, wie sehr sie die Luna sein wollte. Leider kannte ich sie kaum, weshalb das schwer zu beurteilen war. Auf jeden Fall würde ich zukünftig in ihrer Nähe aufpassen und allgemein sollte ich sie im Auge behalten.
Mein Mate hatte weiterhin seine Hand auf meinem Knie und drückte leicht zu, als er anmerkte: "Aktuell wird Aurela vollständig eingelernt, aber schon bald wird sie ihrer Tätigkeit als Luna alleine nachkommen."
Wie schön was er nicht alles für mich beschlossen hatte. Er hätte mir gerne wenigstens eine kleine Info vorab geben können. Aber das war offensichtlich zu viel verlangt.
Benedikt hob seine Hand, so als wären wir in der Schule und er müsste erst die Erlaubnis einholen, um zu sprechen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war das sogar eine vernünftige Handlung. Niemand dürfte wollen, dass unser Alpha austickte.
Tyrone widmete sich ihm und fragte: "Was?" Alleine diese Tonlage lud nicht dazu ein, dass man ihm eine Antwort geben wollte. Sein Onkel räusperte sich und ich schielte hinter Tyrone hervor, denn meine Neugier verlangte es. Er wirkte angespannt, trotzdem wollte er sich zu etwas äußern. "Was ist mit dem Bündnis? Mir scheint, dass ihr das noch nicht vervollständigt habt. Wie kann sie dann bereits die Luna sein? Mit allem Respekt frage ich das."
Yasmina gab ein abfälliges Lachen von sich, jedoch Amanda schloss sich Benedikt an, denn sie meinte: "Das frage ich mich auch."
Also hatte ich doch recht und es war allgemein unüblich. Ich war gespannt, wie mein Mate das erklären wollte oder damit überhaupt erst durchkommen wollte.
Tyrone verunsicherte das kein bisschen und er stellte eine Gegenfrage: "Zweifelst du an deiner Luna? Willst du damit sagen, dass sie das vorher nicht machen kann?"
"Doch, doch. Ich wollte ausschließlich nachfragen wie das ablaufen soll. Niemand macht es in dieser Reihenfolge, das bringt einen zum Nachdenken." Noch immer ließ sich mein Mate davon nicht verunsichern. Er wirkte keine Sekunde unruhig deshalb, obwohl sein Onkel eigentlich Recht hatte. Es fühlte sich eher danach an, als wäre es illegal, wenn ich bereits vorher das Amt hatte.
"Aurela ist in einem vollkommen neuen Rudel. Sie kennt weder die Umgebung noch die Rudelmitglieder. Dank all dieser Tatsachen, kennt sie auch mich nicht. Dann willst du, dass ich ihr sofort das Bündnis aufzwinge? Im nächsten Schritt verlangst du, dass sie das Amt für immer antritt, ohne Vorkenntnisse zu besitzen, was sie erwartet?" Seine Hand auf meinem Knie drückte fester zu, was es mir erschwerte mich normal zu geben. Die Angst vor ihm war genauso wenig hilfreich, wenn er das tat.
Tyrone fuhr fort, in dem er fragte: "Für was für ein Monster hältst du mich? Ich überfordere meine Luna sicherlich nicht. Trotzdem kommen wir ihr entgegen und akzeptieren sie für ihre vorgesehene Rolle."
Yasmina schien auf meiner Seite zu sein, denn sie schnipste, um die Aufmerksamkeit zu erhalten. "Alles andere sind veraltete Ansichten. In der Moderne hat die Scheiße nichts mehr zu suchen, aber du bist ein alter Mann, Benedikt. Es wundert mich nicht, wenn du diesen Bullshit von dir gibst."
Uh, das waren harte Worte.
Ich gab dem Ganzen maximal fünf Minuten, dann würde dieses Treffen vollkommen eskalieren. Es musste so sein, wenn man die Anspannung beachtete.
Meine Handlung dürfte sinnlos sein, aber ich legte meine Hand auf die von Tyrone. Die Funken waren zu spüren und eventuell stimmte ihn das ruhiger. Wobei das ein dummer Gedanke sein dürfte. Wie man ihn kannte, ließ ihn das kalt, wie einen Stein im Winter bei frostigen Temperaturen.
Plötzlich ging mit Schwung die Tür auf, weshalb ich hinübersah und herein trat eine Frau mit einem breiten Lächeln auf den Lippen. "Guten Abend, ihr Lieben. Meine Verspätung tut mir leid, der Verkehr ist der reinste Alptraum."
Das musste praktisch Ludmilla sein, von welcher Tyrone vorhin gesprochen hatte. Der Alpha nahm zu meinem Entsetzen meine Hand und stand auf, zwangläufig tat ich es ihm gleich.
Seine Stimme donnerte viel zu laut durch den Raum: "Die Party ist vorbei, jetzt verschwindet aus meinem Haus!"
Ja, so konnte man natürlich eine Familienfeier abrupt beenden und das mit kaum Eleganz und Höflichkeit.
Er zog mich mit sich und ich fokussierte mich auf ihn. Bei all dem Drama musste ich niemanden mehr ins Gesicht sehen.
Yasmina sagte erleichtert: "Endlich ist es geschafft. Tschüss, leider treffen wir uns irgendwann wieder. Bis dahin lasst ihr mich bitte alle in Ruhe."
Wow, diese unglaubliche Liebe, welche sie alle füreinander empfanden. Wundervoll, wenn man das hautnah miterlebte und mittendrin war.
Den Raum hatten wir schnell verlassen und ansonsten hatte niemand einen Ton von sich gegeben.
Ich selbst hatte genug nachzudenken, da freute ich mich auf mein Zimmer zu gehen. Tyrone hatte eine große Bombe platzen lassen. Er wollte mich ernsthaft sofort an meinem eigentlichen Platz wissen. Damit überforderte er mich, was ihm klar sein sollte.
Er mag von einer Eingewöhnung gesprochen haben, nur hielt ich es für unwahrscheinlich, dass er mir diese tatsächlich geben würde. Was das betraf würde ich abwarten müssen.
Bei seinem schnellen Gang hatten wir die Treppe bald erreicht und diese zog er mich hoch. Er lud kein bisschen dazu ein, dass man eine Unterhaltung mit ihm führte, also blieb ich still. Damit dürfte ich ihn am schnellsten los werden, was mein oberster Wunsch war.
Erst, wenn ich alleine auf meinem Zimmer war, konnte ich mich erden. Nach diesem Familientreffen hatte ich das nötig.
Die Fluchtgedanken wuchsen stetig, noch heute Nacht sollte ich mich daran setzen. Ein Anfang musste gemacht werden, ansonsten würde nie Besserung in mein Leben eintreffen.
Mich durchflutete der pure Schock, als wir an dem sicheren Plätzchen in diesem Haus vorbei eilten. Offensichtlich hatten wir ein anderes Ziel und seine Gesellschaft musste ich weiterhin ertragen.
Ganz leise und unsicher fragte ich: "Wohin gehen wir?" Ich konnte dankbar sein, dass ich überhaupt etwas über meine Lippen gebracht hatte. Leider hatte man meiner Stimme die Angst angehört. Der Mann konnte sich denken, dass diese ihm gewidmet war.
"Auf mein Zimmer."
Mein Herz blieb stehen und mit Glück fing es nie wieder an zu schlagen, dann wäre ich von diesem Wahnsinn erlöst.
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My heartless Mate | ✔️
WerewolfSie führte ein einfaches und normales Leben im Rudel. Sie war beliebt, von jedem gemocht und war ein wahrer Sonnenschein mit viel Liebe. Alles änderte sich in einer einzigen Nacht. Ein Ball, welcher für den tyrannischsten und mächtigsten Alpha abgeh...