Schweigend ging ich mit Tyrone den Gang im ersten Stock entlang. Wie vorhin gesagt, begleitete er mich auf unser Zimmer. Ich wagte es nicht mal ihn anzusehen, derart finster war sein Blick vorhin geworden.
Zu meiner Überraschung hatte man im Haus das schlimmste Chaos bereits beseitigt. Bald würde alles vermutlich so aussehen als hätte dieser Kampf nie stattgefunden. Nur in Gedanken würden mich diese Bilder weiterhin verfolgen. Ein Tag, den ich nie vergessen würde.
Es war immer noch schwer zu fassen, dass jemand ausgerechnet das Darkmoon Rudel attackiert hatte. Greymoon musste wirklich vom Wahnsinn besessen sein. Amanda war zwar mit hoher Wahrscheinlichkeit genauso darin verwickelt, aber man musste den Irrsinn in sich tragen, um ein Angebot von dieser Frau anzunehmen.
Ein paar Meter von unserem Zimmer entfernt, durchbrach Tyrone doch noch unsere Stille. "Ich werde heute mit dem Rudel aufbrechen. Alpha Greymoon soll bald möglichst seine Strafe erhalten."
Keine Ahnung, was für eine Reaktion er sich von mir erwartete. Bei seinem Verhalten war ich mir unsicher, ob ich dankbar sein sollte, wenn er weg war. Tragisch, das war einfach nur tragisch.
Aber die wahre Frage war, ob ich ihn nochmal darauf ansprechen sollte. Seine Haltung mir gegenüber hatte sich geändert. Irgendwas musste vorgefallen sein oder ich hatte etwas falsch gemacht.
Das war der Moment, in dem Aurore sich einschaltete, in dem sie sagte: "Aurela, das ist nicht deine Schuld. Unser Mate ist ein Arsch und launisch." Zumindest etwas beruhigten mich ihre Worte.
"Ok, danke. Fraglich was mit ihm los ist. Ihn drauf anzusprechen ist sinnfrei. Tyrone wird abblocken und keine Antwort geben."
Meine Wölfin gab ein Winseln von sich, was ihre Art der Zustimmung sein dürfte. Tja, damit hatten wir das geklärt.
Nach einem Räuspern sagte ich an meinen Mate adressiert: "Pass gut auf dich auf und sei bitte vorsichtig." Vielleicht waren wir aktuell nicht auf dem grünsten Zweig, dennoch wollte ich das ausgesprochen haben. Damit wusste er nämlich, dass ich mir Sorgen machte und an ihn denken würde. Wer weiß, ob das irgendwas in ihm auslöste, aber ich hatte den Versuch gewagt.
Wir kamen vor unserer Zimmertür an, die Tyrone aufsperren musste, nebenbei antwortete er: "Das tue ich immer."
Wow, was für eine herzliche Art er an den Tag legen konnte. Fast könnte man in seiner Nähe erfrieren. Teilweise zeigte wirklich ein Stein mehr Gefühle als er.
Tyrone hielt mir die Tür auf und gab mir den Befehl: "Bleib auf unserem Zimmer und stell nichts an." Das war der Auslöser, der meine Wut einlud. Sie überrollte mich wie eine Welle, weshalb ich wie angewurzelt stehen blieb und ihn anfunkelte. Er hatte mich provoziert und jetzt bekam er die Rechnung dafür.
Seine Aufmerksamkeit erhielt ich schnell und er wirkte kein bisschen freundlicher wie vorhin. Allerdings ließ ich mich diesmal nicht ausbremsen, weil ich längst in Fahrt war.
"Hör endlich auf mich herumzukommandieren!" Ich holte tief Luft, um leiser, dennoch todernst fortzufahren: "Ich weiß, du bist ein Alpha und leitest ein riesiges Rudel, was dich im Grunde dazu berechtigt. Irgendjemand muss der Boss sein und für Recht und Ordnung sorgen." Ich konnte es doch nicht mehr halten und rief aufgebracht: "Aber ich bin deine verdammte Luna!"
Er könnte mich wesentlich freundlicher darauf hinweisen, dass es ideal wäre, wenn ich in unserem Zimmer blieb. Oder wenn er mich darum bitten würde. Es könnte so einfach sein, nur hatte er offensichtlich andere Methoden lieber.
Seine Miene verzog er kein bisschen und ich verschränkte meine Arme. Der Mann wollte nicht mal etwas zu seiner Verteidigung sagen. Dann machte eben ich weiter. "Eigentlich hat es sich meiner Meinung nach in eine gute Richtung entwickelt. Wir kamen besser miteinander klar, aber nein, nicht mit Alpha Darkmoon. Du hast vermutlich absolut keine Ahnung was du willst, deshalb schubst du mich weg."
Diesem eiskalten Blick hielt ich stand und versuchte ihn mit meinem zu töten. Ich würde auf keinen Fall nachgeben bis er mir eine vernünftige Antwort gab. Auch vorher würde ich niemals diesen Raum betreten, dazu müsste er mich zwingen.
"Bist du fertig?" Er wollte wirklich, dass ich ihm den Schädel abriss. Mein Mate wagte es auch noch das genervt zu fragen, dabei war ich längst auf 180, was niemanden entgehen könnte.
Ich riss mich zusammen, um am Boden zu bleiben, wenn ich ihn anschrie würde es das absolut nicht besser machen. Deshalb fragte ich so ruhig wie möglich: "Tyrone, was ist dein Problem? Ist es deine Familie? Wirst du abweisend, weil wir gerade den Mordanschlag hinter uns haben? Oder wo liegt der Fehler? Bin ich das Problem?" Ich hatte definitiv Lob dafür verdient, dass ich keinen Ausbruch hatte und gefasst blieb.
Bei meinem Mate war das etwas anderes, denn der machte einen Schritt auf mich zu und packte mich am Kinn. Es war etwas fest, allerdings tat es noch nicht weh. Wie man mich einschüchterte wusste er ganz genau, aber ich funkelte ihn weiterhin an.
"Aurela, meinen Familie ist nicht das Problem. Es liegt an mir, weil ich das nicht will." Seine Worte waren eindringlich und mit diesem Blickkontakt fühlte es sich noch deutlicher an.
Aber was wollte er nicht?
Mich?
Wir waren Mates, da konnte er doch nicht mich mein. Hinter all dem musste mehr liegen, denn es wäre die pure Grausamkeit, wenn er wirklich mich meinte. Vor allem waren mittlerweile einige Anzeichen da, dass er auftaute und bei sich haben wollte.
Trotzdem waren die Zweifel sofort anwesend und ich hatte bereits einen Kampf mit Tränen in den Augen, denn seine Aussage tat weh. In dem Fall wurde es schwer sich unter Kontrolle zu halten.
Ich räusperte mich und fragte mit überraschend fester Stimme: "Was genau willst du nicht?" Wenn dann musste ich die Abneigung klar und deutlich hören, ansonsten würde ich nicht glauben, dass er ernsthaft das Mateband meinte.
Abrupt ließ Tyrone mein Kinn los und trat wieder einen Schritt zurück. "Geh jetzt endlich in diesen beschissenen Raum hinein und das sage ich kein drittes Mal." An der Stelle dürfte uns beiden klar sein, dass er absolut keine Schwierigkeiten hätte mich gegen meinen Willen in dieses Zimmer zu befördern.
Um meine Würde zu bewahren, setzte ich mich in Bewegung und ging an ihm vorbei. Jedoch merkte ich an: "Wenn du mich meinst, dann hab wenigstens genug Anstand und lass mich gehen. Alles andere wäre unfair."
Diesmal war er derjenige, der mich davon abhielt weiterzugehen, denn er schnappte sich mein Handgelenk. Tyrone drehte mich zu sich herum und leider hatte ich weiterhin den Kampf mit den Tränen. Bei unserer Nähe dürfte ihm das bereits aufgefallen sein.
"Wenn du wirklich abhauen willst, dann lehne mich ab und zwar jetzt, Mate."
Hatte er das wirklich gesagt?
Ich hatte nichts von davonlaufen gesagt. Lediglich dass er mich gehen lassen sollte, falls er mich ablehnte. Das musste ein kranker Scherz sein. Ich hatte lediglich wissen wollen, was in seinem Hirn falsch lief.
Ich setzte gerade an, aber Tyrone fuhr dazwischen: "Überleg dir gut, was du jetzt sagst." Seine mittlerweile dunkleren Augen durchbohrten mich praktisch. Die Wut hatte nun ihn erreicht und mich verlassen. Bei diesem Anblick meldete sich sehr viel eher die Angst in mir, dabei war ich vorhin so mutig gewesen. Manchmal vergaß ich zu was dieser Mann fähig sein konnte. Umsonst hatte er seinen Titel mit Sicherheit nicht. Wenigstens waren dadurch die potenziellen Tränen verschwunden.
Nach einem Räuspern wollte ich anfangen, nur packte Tyrone mit seiner freien Hand mein Kinn, damit ich ihn ansehen musste. In mir keimte die Angst hoch, dass er mich ablehnte, denn dabei war der Blickkontakt üblich und dazu zwang er mich gerade. Obwohl ich mir unsicher war, ob man ihn tatsächlich haben musste, um diese Grausamkeit offiziell durchzuziehen. Automatisch wollte ich mich ihm entreißen, aber sein eiserner Griff hielt mich fest.
Seine Stimme klang eiskalt, als er sagte: "Ich, Alpha Tyrone Darkmoon,..."
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My heartless Mate | ✔️
WerewolfSie führte ein einfaches und normales Leben im Rudel. Sie war beliebt, von jedem gemocht und war ein wahrer Sonnenschein mit viel Liebe. Alles änderte sich in einer einzigen Nacht. Ein Ball, welcher für den tyrannischsten und mächtigsten Alpha abgeh...