Kapitel 96

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Mit einem Seufzen setzte ich mich auf den Stuhl vor dem Esstisch und Tyrone tat dasselbe mir gegenüber. Nebenbei erklärte er: "Ich habe bereits jemanden gebeten uns Essen zu bringen, aber nichts aufwendiges." Ich nickte, obwohl ich eigentlich nicht mal wirklich Hunger hatte. Ihm zuliebe war ich hier.

Erschrocken zuckte ich zusammen, als Aurore plötzlich rief: "Diese grässliche Lampe! Reiß sie von der Decke! Das hält doch niemand aus!" Das war das erste Mal, dass sie sich heute meldete, dann schrie sie mich gleich an. Die Lampe musste sie wirklich beschäftigen.

Ich sah mir das Teil nochmal genau an. Natürlich teilte ich ihre Meinung, denn die Deckenbeleuchtung war hässlich, trotzdem reagierte Aurore über.

Meine Wölfin lauschte wohl meinen Gedanken, denn sie sagte: "Die Farben passen null zusammen und es sind zu viele. Vom Muster will ich gar nicht erst anfangen."

Unterbrochen wurde sie von Tyrone, der fragte: "Ist alles in Ordnung?" Ich blieb auf das Übel konzentriert und erklärte: "Aurore dreht am Rad ab wegen der Lampe. Seit wir zu dir gezogen sind meckert sie darüber."

"Wir sind mittlerweile die Luna. Es ist unser Recht, dass wir dieses Grauen verbrennen."

Mein Mate klang belustigt, als er fragte: "Soll ich sie abmontieren oder wie stellt deine Wölfin sich das vor?" Es überraschte mich, dass er darauf einging. Am Ende war das nämlich schon ein bisschen verrückt. Automatisch erwiderte ich seinen Blick und Aurore warf ein: "Das kann er gerne machen. Obwohl ich für abreißen wäre, das ist wesentlich einfacher." Innerlich musste ich seufzen und blieb still. Ihren Wahnsinn durfte sie gerne alleine verfolgen.

An Tyrone antwortete ich: "Nein, sie wird es verkraften. Außerdem haben wir bereits ein neues zu Hause, da kann uns die Einrichtung im Anwesen egal sein." Meine Wölfin hatte selbstverständlich eine andere Meinung, welche sie mir mitteilte: "Nein, es ist mir nicht egal. Ich weiß nämlich das sie existiert und das sollte verboten sein."

"Bei der Göttin, Aurore, reiß dich zusammen. Es ist nur eine dämliche Lampe. Was ist los mit dir?"

Zu Beginn hatte ich ihr Verhalten darauf geschoben, dass sie überschnappte, weil unser Mate abweisend gewesen war. Oder als Ablenkung, damit wir ihm nicht verfielen, wenn wir diese perfekte Gestalt namens Tyrone Darkmoon in der Nähe hatten. Mittlerweile war beides hinfällig.

Tatsächlich fing er zu lächeln an, also hatte er keine Sorge, ob Aurore dem Wahnsinn verfiel. Zumindest versuchte Tyrone sie zu verstehen. Leider war das wie ein Ding der Unmöglichkeit, denn nicht mal ich konnte das nachvollziehen.

"Nein, ich lasse sie abhängen. Hoffentlich findet Aurore dann Ruhe." Sofort folgte ihre Antwort: "Ja, dann geht es mir wesentlich besser. Er ist ein toller Mann und löst Probleme bestens." Um keine unnötige Diskussion zu starten, antwortete ich an meinen Mate: "Danke, das ist lieb von dir. Sie hätte mich ansonsten irre gemacht. Ich kann dir ehrlich gesagt keine vernünftige Erklärung für ihr Verhalten geben." Tyrone tat es mit einer Handbewegung ab. "Tyrael gibt ihr Recht. Unsere Wölfe scheinen sich gut zu verstehen." Das dürfte ausschließlich daran liegen, dass wir Mates waren. In einem anderen Fall würde niemand ein derartiges Verständnis zeigen.

Die Unterhaltung wurde beendet, denn die Tür öffnete sich. Ich drehte mich um und herein kam ein Rudelmitglied. Auf einem Tablett hatte er zwei Teller, wie zwei Gläser. Kaum bat der Alpha um etwas und schon wurde unverzüglich sein Wunsch erfüllt. Derart schnell hatte ich nicht mit Essen gerechnet.

Wir bedankten uns beide, was mit einem Lächeln erwidert wurde. Der Bedienste stellte uns alles auf den Tisch und mein Mate merkte an: "Auch danke dafür, dass es so schnell ging."

"Kein Problem, Alpha. Es befindet sich stets jemand in der Küche." Das machte dahingehend Sinn, da im Anwesen genug Angestellte waren, inklusive der Rudelkämpfer. Damit hatten die Köche genug zu tun.

Er verneigte sich und wünschte uns einen schönen Abend. Den Respekt sah man ihm an und der galt genauso mir. Man schien mich wirklich als Luna zu akzeptieren, dabei kannte mich kaum jemand.

Ich wartete bis der Bedienstete den Raum verlassen hatte, erst danach widmete ich mich Tyrone. "Sobald Ruhe einkehrt, musst du mich unbedingt dem Rudel vorstellen. Ich will unbedingt die Leute kennenlernen."

"Gerne, Mate. Wir sollten eine Feier veranstalten. Eine neue Luna muss gefeiert werden." Der Gedanke gefiel mir, da hoben sich von alleine meine Mundwinkel. "In Ordnung. Ich freue mich darauf."

"Und du wirst sie alle umhauen. Man muss dich einfach bewundern." Bei seinen Worten wurde mir warm ums Herz. Ich streckte meine Hand nach ihm aus und die ergriff er gleich. "Diese Worte möchte ich zurückgeben. Du bist ein wundervoller Alpha und Mate."

"Trotz der hässlichen Lampe im Haus." Damit hatte er es geschafft, dass ich lachen musste. Lediglich Aurore gab ein leises Knurren von sich, welches ich für den Moment ignorierte.

Während Tyrone die Gabel in die Hand nahm, wurde er ernster und meinte: "Ich muss nochmal zum vorherigen Thema zurückkehren, weil mir ein Gedanke gekommen ist. Vielleicht denkt Yasmina leichter an meinen Vater heranzukommen, wenn sie direkt im Haus ist. Egal, ob wir darüber Bescheid wissen, dass sie hier ist."

Kurz dachte ich darüber nach und die Zeit gab er mir. Nur war die Frage wie gut dieser Plan war. Immerhin hatte man sie hier besser im Blick. Mein Mate hatte sicherlich Wachen vor ihre Tür gestellt. Mit ihrer offiziellen Ankunft im Anwesen, wurde ein Mord schwieriger.

Er ahnte wohl meine Gedanken, denn er seufzte. "Ich weiß selbst nicht mehr was ich denken soll. Vielleicht liegt es auch daran, weil Yasmina zur Familie gehört." Ich drückte seine Hand leicht und versuchte mich an einem sanften Lächeln. "Leider sieht man bei einer geliebten Person oft nicht klar. Aber für den Moment sollten wir an ihre Unschuld glauben."

"Diese Hoffnung tragen wir wohl beide in uns." Diesmal drückte er meine Hand, aber widmete sich anschließend den Nudeln auf seinem Teller. Das Thema war damit abgehakt und ich würde genauso versuchen etwas zu essen.

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt