Kapitel 15

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Hinter Amanda schloss ich die Tür und drehte mich zu ihr um. Sie ging etwa in die Mitte des Raumes und wandte sich danach an mich. Irgendwie war es schräg, dass sie exakt dieselben Augen wie Tyrone hatte. 

Klar, viele Kinder hatten dieselbe Augenfarbe, wie ihre Eltern. Aber es war auch exakt dieselbe Form und dieses dunkle Grün war eher eine Seltenheit. Zumindest war mir noch nie jemand mit dieser besonderen Farbe begegnet. 

Sie hatte ein Lächeln im Gesicht und fragte: "Wie geht es dir?" Das war eine sehr logische Frage, mit der man die meisten Unterhaltungen anfing. Es war gut, dass sie das in die Hand nahm, denn mir wäre absolut nichts eingefallen, dafür war all das zu neu.

"Gut, danke und dir?" Ich schaffte es ein leichtes Lächeln aufzusetzen, worüber ich sehr stolz war.

"Auch. Wie hast du geschlafen?" Sie sah sich dabei im Zimmer um, weshalb ich ihr das automatisch gleich tat. Man konnte daran wirklich nichts aussetzen. Außer natürlich die Farbe, welche meine Ansicht nach zu oft vertreten war. 

"Gut, gut. Übrigens ist es ein schönes Zimmer." Ein kleiner Teil davon mag gelogen sein, aber die Höflichkeit verlangte diese Aussage von mir. Es war wie ein innerer Zwang, welchem man nachkommen musste, ansonsten würde man Schmerzen empfinden. 

"Ja, das ist es wirklich. Ich habe diesen Raum eingerichtet." Dieser stolze Gesichtsausdruck unterstrich das nochmal und wir hätten geklärt, dass sie ein Fan von der Farbe Flieder war. Wenigstens in einer Person schien das große Freude hervor zu rufen.

Nach dieser Aussage war ich froh, dass ich ein Kompliment abgegeben hatte, denn damit sammelte ich Pluspunkte. 

Ihre Augen fanden zu mir und sie deutete hinter mich: "Eigentlich wollte ich dich zum Frühstück abholen. Du hast bestimmt Hunger und danach zeige ich dir das Haus, falls du möchtest."

Hunger?

Der war mir längst vergangen, aber man erwartete es im Grunde von mir. Außerdem hätte jede normale Person mittlerweile Hunger. Bevor sie mir eine Essstörung oder sonst etwas antextete, sollte ich dem zustimmen. Irgendwie könnte ich sicherlich eine Kleinigkeit hinunterwürgen. 

"Sehr gerne, das ist lieb von dir."

Amanda tat es mit einer Handbewegung ab und ging an mir vorbei. Meine Nervosität hatte sich ein bisschen gelegt, da sie wie gestern freundlich war.

Ich musste ein Seufzen unterdrücken, als ich mich in Bewegung setzte. Nun durfte ich mich der Welt außerhalb dieses Zimmers widmen.

Sein Vater dürfte auch in diesem Haus leben. Wenn er der Vorgänger Alpha dieses Rudels war, konnte er kein zu freundlicher Zeitgenosse sein. Ansonsten hatte ich keinen Plan, ob Tyrone Geschwister hatte. Vielleicht lebte sonst ein Familienmitglied in diesem Anwesen. 

Amanda öffnete die Tür und ließ mir den Vortritt, mit einem Dank ging ich an ihr vorbei und trat auf den Gang hinaus. Soeben kam eine Frau an mir vorbei, die mir anerkennend zunickte, aber schon weitereilte. Vermutlich war längst rumgegangen, dass Tyrone seine Mate hergebracht hatte, deshalb wurde ich mit Respekt behandelt. 

Amanda stellte sich neben mich und erklärte: "Wir haben einige Angestellte, was bei diesem Haus notwendig ist. Es ist ziemlich groß, da käme man alleine schwer zurecht."

Haus?

Das konnte man wohl kaum so bezeichnen. Das fiel in eine andere Kategorie, aber ich hielt meine Klappe. Das wäre nämlich eine vollkommen unnötige Diskussion. 

Zu den Angestellten, das wunderte mich keine Sekunde. Bei dieser Familie hatte ich das erwartet, vor allem bei dem Gebäude. An Armut hatten sie vermutlich noch nie gelitten. 

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt