Der Abend kam sehr viel schneller als mir lieb war. Nervös stand ich vor dem Spiegel und zupfte an meinem Kleid herum.
Ja, ich war dem Vorschlag ein Kleid anzuziehen nachgekommen. Tyrone mag es im Grunde egal sein, was für einen Eindruck ich hinterließ, aber ich wollte mir keine Feinde machen. Außerdem hätte ich bis an mein Lebensende mit dieser Familie zu tun. Da wäre es kein Fehler, wenn man mich mochte.
Der hellgraue Stoff fiel fließend und locker hinunter. Der obere Teil war eng anliegend, aber danach war es leicht fallend. Meiner Ansicht nach hatte ich mein Outfit gut gewählt. Diese Kleiderwahl war passend für den Abend.
Gut, Flynn hatte mich beraten und war überzeugt davon, dass mein Kleid ideal war.
Der Stoff war weich und ich fuhr gerade mit meiner Hand darüber. Der Rock davon glitzerte dezent, was es noch schöner machte.
Die Feiern in dieser Familie waren laut dem Beta eine edle Veranstaltung. Da war es beinahe Pflicht, dass man sich stylte, was ich getan hatte.
Mit einem Seufzen widme ich mich dem restlichen Anblick und war zufrieden. Meine Haare hatte ich mit dem Lockenstab gefoltert, weshalb ich wunderschöne Locken hatte. Auch eines der Dinge, die ich mir heute gekauft hatte.
Die Kreditkarte hatte ich auf jeden Fall genutzt und sie hatte jedes Mal problemlos funktioniert.
Wenigstens war die Zeit mit Flynn angenehm. An ihm konnte man nichts aussetzen. Er war ein netter Kerl und bei ihm hatte ich keine Bedenken, dass er falsch sein könnte. Das war ein kleiner Trost in dem ganzen Chaos.
Ich drehte mich einmal um und das Kleid saß perfekt, als wäre es für mich genäht worden. Es war rückenfrei und das war die einzige kleine Provokation, welche ich hatte einfließen lassen. Abwarten was mein Mate dazu sagen würde.
Aurore meinte: "Ein bisschen Haut darf man zeigen. Das kann man wohl kaum als Provokation bezeichnen."
"Bei einer edlen Veranstaltung vermutlich schon. Immerhin meinte Flynn, dass es in dieser Familie förmlich abläuft. Aber irgendwie müssen wir Tyrone ärgern, für die Tatsache wie er mit uns umgeht."
Bei all diesen Gedanken musste ich seufzen. Für eine Familie empfand ich die Förmlichkeit als seltsam. Wenn man nicht mal dort man selbst sein konnte oder entspannt. Offensichtlich war es bei den Darkmoons üblich, nicht mal im eigenen Haus unter dem engsten Kreis eine Pause von dem öffentlichen Verhalten zu haben.
"Und jetzt sind wir da auch noch mitten drin. Hoffentlich geht das gut. Mir ist mulmig zumute, wenn ich an das Bevorstehende denke."
"Aurore, mir auch."
Was das anbelangte hatten wir dieselbe Meinung.
Unsere Unterhaltung wurde abrupt beendet, denn jemand klopfte laut an der Tür. Das dürfte Tyrone sein, wenn einem ein Haus gehörte konnte man es sich erlauben bedrohlich zu klopfen.
Konnte ein Klopfen überhaupt bedrohlich sein?
Aurore war doch nicht still geworden, denn sie antwortete: "Keine Ahnung, aber Tyrone schafft das sehr gut. Ich hätte das nämlich genauso als bedrohlich eingestuft."
Tja, dann hatten wir das geklärt.
Ich setzte mich in Bewegung und die Ungeduld wurde unterstrichen, denn er klopfte ein weiteres Mal.
Meine Unsicherheit und Nervosität waren nun ein treuer Begleiter. Ich gab mein Bestes mich normal zu geben, damit niemand meine wahren Gefühle erahnen konnte.
Ich war kurz vor der Tür, da wurde sie geöffnet und ein genervter Tyrone kam in mein Sichtfeld. Wie erwartet war es mein Mate und wir hätten geklärt, dass er ein sehr ungeduldiger Werwolf war.
Es gab keine Begrüßung, der Herr nickte einfach in eine Richtung und sagte: "Bringen wir es hinter uns."
Wow, meine Vorfreude kannte keine Grenzen bei diesem Verhalten und seiner allgemeinen Stimmung was dieses Treffen anbelangte.
Er ging los und ich machte mich daran ihm zu folgen. Sein Gang war schnell, weshalb ich mich beeilen musste, um mit ihm Schritt zu halten. Ich wollte nicht wie ein Hund hinter ihm laufen, weshalb ich beinahe zu joggen anfangen musste.
Manieren waren wirklich ein Fremdwort für ihn.
In einer emotionslosen Stimme sagte er: "Es mag nicht mein Problem sein, weshalb es mir egal ist. Aber lass dich auf keinen Fall von Freundlichkeit täuschen. Sie sind so echt wie ein 48 Dollarschein."
Diese Worte musste mein Hirn erst verarbeiten. Diese Zahl gab es nicht als Geldschein. Man musste ihm lassen, dass das eine gute Wortwahl war, die alles erklärte.
Aurore fragte: "Könnten wir dabei etwas beachten? Wenn es ihm wirklich egal wäre, dann hätte er seine Klappe gehalten. Tyrone hat es angesprochen und uns gewarnt. Offensichtlich sind wir ihm vieles, aber niemals egal."
Entweder hatte sie recht oder das war eine dumme Hoffnung, die wir nie haben sollte. Nein, wir sollten nicht mal eine Hoffnung haben wollen. Unseren Mate wollten wir los werden, da brauchten wir uns kein bisschen über positives Verhalten freuen.
Moment.
Oder wir hatten uns wirklich vollkommen in ihm getäuscht und sollten ihm eine Chance geben. Es war unfair, wenn man jemanden nach Gerüchten verurteilte.
Mittlerweile kamen wir bei der mir bekannten Treppe an und gingen diese hinunter.
Meine Wölfin schrie mich an, weshalb ich leider leicht zusammenzuckte: "Denk darüber nach wie er uns bis jetzt behandelt hat! Entwickle keine Sympathie!"
Es kam zu keiner Antwort oder Zeit darüber nachzudenken, denn Tyrones Blick spürte ich auf mir, als er fragte: "Ist alles in Ordnung?"
Stimmt, mein Zucken machte für ihn keinen Sinn. Er hatte keine Ahnung, dass meine Wölfin mich angeschrien hatte. Wenn er nur wüsste warum sie das getan hatte.
Es wäre tatsächlich interessant zu wissen, was er davon halten würde. Vielleicht würde es ihn stören, wenn er Bescheid wüsste.
Nein, er mag mich bei sich einsperren, dennoch hieß es nicht, dass er mich auch nur irgendwie mochte. Er könnte mir gegenüber schlechte oder gar grausame Gefühle haben.
Nach einem Räuspern antwortete ich: "Natürlich."
Warum wollte er das überhaupt wissen?
Er sollte mein Verhalten ignorieren und mir wenig Beachtung schenken. Bei dieser Aufmerksamkeit wurden meine Wangen leicht rot. Mein Zusammenzucken war mir nämlich peinlich.
Die Erleichterung kam als wir am unteren Ende der Treppe ankamen und Tyrone nach vorne sah.
Diesmal bogen wir nach links ab und gingen damit in einen Teil des Hauses, welcher mir bis zu diesem Zeitpunkt verborgen geblieben war.
Unser Ziel hatten wir schnell erreicht, denn es war die erste Tür rechts. Wir kamen davor an und er machte keine Anstalten diese zu öffnen, weshalb ich mich ihm zuwandte. Tyrone erwiderte diesen Blick und bot mir seinen Arm an.
Sein Gesichtsausdruck war kalt und in seinen Augen war kein Funken Wärme zu finden. Die Angst vor ihm stieg damit an und mein armes Herz drehte durch.
Er meinte in einem Ton der keinen Widerspruch erlaubte: "Tu wenigstens so als würdest du meine Nähe angenehm empfinden."
Aurore sagte spöttisch: "Klar, dein Auftreten erleichtert uns das unglaublich. Das wird sehr leicht werden." Sie grummelte und merkte an: "Der Typ hat vielleicht Nerven und erwartet, dass wir den Befehl begeistert ausführen."
Erneut bot er mir seinen Arm an und nach einem kurzen Zögern hakte ich mich unter, da er das offensichtlich von mir verlangte.
Mit dieser Nähe machte er es mir schwerer entspannt zu wirken. Meine Wölfin hatte mit ihrer Aussage recht und diese Zustimmung hätte ich ihr gerne mitgeteilt, nur hatte ich gerade ein anderes Problem.
Tyrone wandte sich ab und öffnete diese Tür, während ich mir ein Lächeln aufzwang und versuchte mich entspannt zu geben.
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My heartless Mate | ✔️
WerewolfSie führte ein einfaches und normales Leben im Rudel. Sie war beliebt, von jedem gemocht und war ein wahrer Sonnenschein mit viel Liebe. Alles änderte sich in einer einzigen Nacht. Ein Ball, welcher für den tyrannischsten und mächtigsten Alpha abgeh...