Alpha Darkmoon kam dem Wagen stets näher und mit jedem seiner Schritte wurde ich unruhiger. Ich betete, dass er ein anderes Fahrzeug auserwählte, denn noch hatte ich selbst genug nachzudenken. In seiner Gesellschaft dürfte mir das viel schwerer fallen.
Aurore sagte ernst: "Wir müssen das strategisch angehen. Als Wölfin kenne ich mich eher mit dem Mateband aus, obwohl wir dennoch beide unerfahren sind. Aber für den Anfang sollten wir so wenig Kontakt wie möglich mit ihm haben und schau ihn nicht an. Unterhaltungen halten wir auf ein Minimum. Sobald wir nämlich das Band stärker spüren, haben wir ein Problem und sind verletzlich."
Ich konnte ihren Gedankengängen folgen und bei Glück wäre es einfach umzusetzen, sofern der Alpha kaum Interesse an uns hatte.
Es kam zu keiner Antwort da Alpha Darkmoon bei dem Wagen ankam und die Fahrertür öffnete. Mein Herz setzte einen Schlag aus und am liebsten wäre ich direkt ausgestiegen. Beinahe hätte ich es bereut keine Flucht ergriffen zu haben, aber nur beinahe.
Er stieg ein und setzte sich ohne ein Wort zu sagen auf seinen Platz. Über den Rückspiegel konnte ich seinen Blick auf mir spüren, weshalb ich schnell aus dem Seitenfenster sah. Viel konnte man nicht betrachten, also fokussierte ich mich auf das Gebäude, aus welchem ich vor kurzem gekommen war.
Alpha Darkmoon startete den Wagen und parkte aus, was eine Erleichterung war, denn dadurch musste er sich auf die Straße konzentrieren.
Aurore meinte: "Mit seiner Kälte macht er der Antarktis Konkurrenz, die spürt man bis hierher. Sofern er so weitermacht dürfte es leicht sein, dass wir ihm nicht verfallen, weshalb er uns nie qualvoll das Herz herausreißen kann."
"Ja, das ist ein gutes Argument. Trotzdem müssen wir abwarten, wie er privat ist. In der Öffentlichkeit legt man meist ein anderes Verhalten an den Tag."
Ich konnte kaum glauben, dass angemerkt zu haben, denn mit diesen Worten hatte ich ihn verteidigt. Trotzdem lag ein wahres Korn in meinen Worten.
Den Parkplatz hatten wir bereits verlassen und noch zog eine mir bekannte Gegend an uns vorbei.
"Aurela, wir sind alleine in einem Auto mit ihm und das geht als privat durch. Aber er lässt uns weiterhin spüren wie mächtig er ist, das zwingt er uns praktisch auf. Diese bedrohliche Haltung genauso, mit der er versucht uns einzuschüchtern."
Und das klappte sehr gut, denn ich käme im Traum nie auf die Idee ihn anzusprechen.
Andersrum funktionierte das nicht, denn man hörte ihn sagen: "Ich habe bereits mit deinem alten Alpha gesprochen und es ist geklärt, dass du nun zu meinem Rudel gehörst. Er wird dich verstoßen und anschließend wirst du von mir aufgenommen."
Damit hätten wir geklärt, dass Alpha Darkmoon mich nicht zwangsmarkieren wollte. Sobald er nämlich das Mateband mit mir vervollständigen würde, wäre ich automatisch in seinem Rudel. Aber er hatte davon gesprochen, dass ich zuerst verstoßen wurde.
Moment.
Mit dieser Tat nahm man mir den Mindlink zu meiner Familie und Freunden. Damit wäre diese Verbindung gekappt und es wäre schwerer mit ihnen in Kontakt zu treten.
"Aurela, verzieh nicht derart schockiert dein Gesicht, denn das hättest du erwarten sollen. Auf Dauer wird man wahnsinnig, wenn man von seinem Rudel getrennt ist und das wäre ein lästiges Problem, deshalb lösen wir es sofort."
Ein lästiges Problem und wie emotionslos er all das sagte. Dem Alpha schien es schlichtweg egal zu sein, wie es mir damit ging.
Aurore knurrte, womit sie ihr Missfallen bekannt gab. "Ich geb ihm gleich ein lästiges Problem." Diese bedrohliche Tonlage hatte ich noch nie von ihr gehört. Es war bedenklich, dass ausgerechnet unser Mate das in meiner Wölfin auslöste.
Ich zwang mich weiterhin aus dem Fenster zu sehen, was eine Herausforderung war, da ich seinen Blick auf mir spürte. Eigentlich war das ziemlich gefährlich in Anbetracht der Tatsache, dass er das Lenkrad in der Hand hatte.
Nach einem Räuspern antwortete ich: "Es wäre vernünftig, wenn man als Fahrer auf die Straße achtet." Er gab ein leises Lachen von sich, welches eher bedrohlich klang und anschließend antwortete er: "Ich bin ein Alpha." In Gedanken merkte ich an, dass er ein eingebildetes Arschloch genauso war.
Für ihn schien diese Aussage alles zu beantworten. So als könnte er nie einen Unfall bauen, dabei war das sehr wohl möglich. Der Mann mag gute Reflexe haben, aber deshalb war man nicht vor allem geschützt.
Dann fuhr er viel zu schnell, was es riskanter machte. Wir mochten mittlerweile die Zivilisation hinter uns gelassen haben, dennoch sollte man eine normale Geschwindigkeit beibehalten. Wenn man umzingelt von Bäumen war, wies das auf einen Wald hin, was wiederum bedeutete, dass Wildtiere unterwegs waren. Solche Tiere sprangen manchmal auf die Straße und da war ein Unfall vorprogrammiert. Allerdings schien ihn das herzlich wenig zu interessieren.
Es fiel Stille zwischen uns in der ich eigentlich Zeit zum Nachdenken hatte, nur war ich unfähig dazu. Mein Hirn konnte kaum einen klaren Gedanken fassen und war maßlos überfordert.
Aurore hatte selbst zu kämpfen, zumindest blieb sie ruhig und gab keinen Mucks mehr von sich.
Am liebsten hätte ich Gina kontaktiert, aber die hatte sicherlich genug zu tun. Meine Familie dürfte am Rad abdrehen und meine beste Freundin war gut darin andere zu beruhigen oder am Boden zu halten. Schon mal davon abgesehen, dass sie selbst erst mit dieser Situation klar kommen musste.
Sie dürfte sich nicht bei mir melden, da sie dachte, dass ich soeben genug zu tun hatte.
Wenn ich genau darüber nachdachte, hatte ich keinen Nerv für eine Unterhaltung. Ich könnte auch nichts sagen, das sie beruhigen würde. In der Lage würde es keine passenden Worte geben.
Warum ausgerechnet ich?
Mein Spiegelbild konnte ich in der Fensterscheibe erkennen und in meinen Augen war die Verzweiflung zu finden. Nur meine Gesichtszüge zeigten nichts davon, da waren meine Augen die einzigen Verräter.
Ich hätte beinahe vor Schreck aufgeschrien, als Alpha Darkmoon dieses grausame Schweigen unterbrach in dem er fragte: "Kennst du überhaupt meinen Vornamen?"
Woher sollte ich den kennen?
Entweder nannte man ihn Alpha Darkmoon oder hatte sonst eine weniger freundliche Beschreibung. Tyrann, Monster und Bestie waren nur ein paar davon.
In einer überraschend festen Stimme antwortete ich: "Nein, der ist mir unbekannt."
Was sollte es mich überhaupt interessieren?
Er wollte sicherlich, dass ich ihn höflich ansprach, wenn er schon das Amt des Oberhaupts eines Rudels hatte und offensichtlich wollte, dass ich sein unterwürfiger Hund war.
In einem wundervollen Befehlston sagte er: "Du wirst mich zukünftig immer mit meinem Vornamen ansprechen."
Ich zog meine Augenbrauen zusammen, denn das warf ein paar Fragen auf. Vor allem schien ihm das wichtig zu sein, was keinen wirklichen Sinn machte.
In einem kühlen und desinteressierten Ton fragte ich: "Und wie heißt du?"
Diese Info hatte ich nötig, wenn ich diesen Befehl umsetzen sollte. In all dem war ich richtig stolz auf meine Stimme, sie hatte mich kein bisschen enttäuscht und dieses Desinteresse hatte ich perfekt rüber bekommen, dabei würde es mich tatsächlich interessieren.
Mein Glück, dass ich das gleich beantwortet bekam und somit von der Neugier erlöst war.
"Tyrone."
DU LIEST GERADE
My heartless Mate | ✔️
WerewolfSie führte ein einfaches und normales Leben im Rudel. Sie war beliebt, von jedem gemocht und war ein wahrer Sonnenschein mit viel Liebe. Alles änderte sich in einer einzigen Nacht. Ein Ball, welcher für den tyrannischsten und mächtigsten Alpha abgeh...