Kapitel 14

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Alleine in meinem Zimmer zurück gelassen konnten die Gedanken starten mich zu foltern.

Die Akzeptanz unseres Bandes.

Tyrone wollte das wirklich durchziehen.

Bevor es richtig losgehen konnte mit der Qual in meinem Kopf, unterbrach mich meine Wölfin in dem sie sagte: "Herzlichkeit liegt ihm wohl eher weniger. Naja, trotzdem sollten wir versuchen alles positiv zu betrachten, denn er hat uns im Rudel aufgenommen. Eine Wartezeit wäre die pure Folter gewesen."

Sie mag guter Dinge sein, aber in mir war das ganz etwas anderes. Außerdem hatten wir ein gigantisches Problem.

"Aurore, hast du ihm zugehört?"

Wenn wir ihn ernsthaft akzeptierten, dann waren wir gefangen. Er könnte uns nämlich überall finden, was fortlaufen sinnlos machen würde. Damit wäre es praktisch besiegelt, dass wir am Ende das Mateband ganz vervollständigten.

Irgendwie mussten wir all das abwenden und dafür brauchten wir eine gute Strategie.

Ich stand immer noch am selben Fleck und fuhr mir mit einer Hand verzweifelt durch meine Haare. Für bessere Konzentration schloss ich meine Augen, dann konnte mich nichts anderes ablenken.

Aurore antwortete zuversichtlich: "Wir werden eine Lösung finden. Das kann wohl kaum unser Schicksal sein, dass wir uns diesem Mann unterwerfen müssen. Eine Ablehnung ist kein Ding der Unmöglichkeit."

Nur wie bitte sollten wir das anstellen?

Tyrone wollte das offensichtlich nicht, wenn er schon vom nächsten Schritt sprach.

Nach dem ich tief Luft geholt hatte, um mich zu beruhigen, fragte ich: "Und wie?"

"Du stellst gute Frage und darauf werden wir bald eine gute Antwort finden."

Immerhin trug eine von uns den Optimismus in sich. Bei mir war das eine große Fehlanzeige.

Meine Wölfin räusperte sich und meinte: "Du solltest dir etwas anderes anziehen. In diesem Outfit muss uns nicht noch jemand begegnen."

Oh Göttin.

Dieses verdammte Handtuch, dann hatte ich so Tyrone gegenüber gestanden. Meine roten Wangen bewiesen wie peinlich mir dieses Erlebnis war.

Was kam er auch ohne zu fragen in dieses Zimmer?

Das war unfassbar unhöflich. Scheinbar besaß er keine Manieren oder überhaupt irgendein Feingefühl.

Moment.

Aurore dachte dasselbe, denn sie seufzte. "Ja, ich frage mich auch was du überhaupt anziehen solltest. Man hätte schon ein bisschen voraus planen können. Es war wohl klar, dass Mister Grummelbär demnächst seine Mate finden würde."

"Mister Grummelbär?"

Egal wie schlimm die aktuelle Lage war, aber mit diesem Kosenamen brachte sie mich beinahe zum Lachen. Diese Beschreibung hatte was, aber war eine Verniedlichung, der eigentlichen Person.

Grummelbär klang süß, was dieser Mann kein bisschen war. Wobei es erst das witzig machte.

"Aurela, genau deshalb habe ich das gesagt. Irgendjemand muss die Stimmung aufheitern und wir brauchen auf jeden Fall ein Codewort für ihn. Gina und du hattet auch ständig irgendwelche Codenamen."

Ja, der Punkt ging an sie, nur das unsere Unterhaltungen nie jemand hören konnte, was so etwas im Grunde unnötig machte.

"In Ordnung, dann hätten wir das geklärt. Zurück zum eigentlichen Problem, welches das Handtuch ist."

Ich drehte mich im Raum die Runde, in der hirnrissigen Hoffnung, dass ich zu einer Idee, eher einer Lösung kam.

Mein Blick blieb schließlich auf etwas hängen, das auf meinem Bett lag. Ich ging darauf zu und durfte Erleichterung verspüren.

Tyrone hatte mir ein Kleidungsstück mitgebracht, nur hatte er es für unnötig gehalten, mir das mitzuteilen. 

Vor dem Bett angekommen, durfte ich feststellen, dass es ein schlichtes, hellgraues Kleid war. Eine bequeme Leggings mit Top wäre wohl zu viel verlangt gewesen.

Aurore meinte: "Es mag einfach sein, aber hübsch. Zieh das Teil an und fertig."

Dann wäre ich endlich von diesem Handtuch befreit und könnte anderen Leuten gegenüber stehen. Obwohl mir dieser Wahnsinn gerne eine Weile fernbleiben konnte.

Zur Sicherheit sah ich nochmal hinter mich, ob sich auch ja niemand in diesem Raum befand, bevor ich es wagte das Handtuch abzulegen und mir das Kleid anzog. In dem ganzen Vorgang beeilte ich mich, obwohl ich davon ausging, dass nur Tyrone derart unhöflich sein würde, unangekündigt hier rein zu kommen.

Aurore fragte: "Also war das Badezimmer keine Option?" Es mag vielleicht nett gewesen sein, aber da war dieser gewisse Unterton in ihrer Stimme. Bei meinen angespannten Nerven konnte das schnell eskalieren, weshalb ich sie anfuhr: "Ich bin mit der allgemeinen Situation überfordert! Du kannst dich verstecken! Ich muss mir diesen Mist hautnah antun und steh dieser Bestie stets persönlich gegenüber! Tut mir leid, wenn ich dann nicht zu jeder Sekunde logisch denke!"

Ich holte tief Luft und schnappte mir das Handtuch, welches meine Wut ertragen musste, da ich meine Hand zur Faust ballte. Ich ging damit in Richtung Badezimmer und meine Wölfin antwortete: "Ja, tut mir leid, das war der falsche Ton. Wir sind beide angespannt."

Das Hauptproblem darin war, dass wir ein Team sein sollten, wenn wir von diesem Mann weg wollten. Mit Zankereien machten wir nichts besser und erschwerten die Lage.

Als es an der Tür klopfte, blieb ich automatisch stehen und wandte mich dem zu. Das schien eine freundliche und rücksichtsvolle Person zu sein, denn die Tür ging nicht auf. Der Besucher wartete darauf, dass er herein gebeten wurde.

Da ich kurz vor meinem Ziel war und die Badezimmertür offen stand, warf ich das Handtuch einfach in diesen Raum. Das konnte ich später aufräumen, jetzt wollte ich wissen wer mich aufsuchte.

Die Nervosität stieg, denn noch kannte ich in diesem Rudel praktisch niemanden. Es waren exakt zwei Menschen, mit denen ich Bekanntschaft gemacht hatte und nur eine davon könnte ich ertragen.

All meine Emotionen versuchte ich zu überspielen und setzte einen ernsten Gesichtsausdruck auf. Das war zwar sicherlich nicht Tyrone, aber ich wollte vor jedem gefasst bleiben. Meine Würde wollte ich weiterhin behalten.

Trotzdem war ich unruhig, als ich auf die Tür zuging, um den unerwünschten Besuch rein zulassen. Davor angekommen legte ich meine Hand auf die Klinke, aber sammelte mich kurz, da ich keine Ahnung hatte, was mich heute erwartete. Aurore blieb zum Glück still, denn ihr Gebrabbel konnte ich aktuell nicht gebrauchen. 

Ich drückte die Klinke nach unten und öffnete die Tür. Es war eine kleine Erleichterung, als Tyrones Mum zum Vorschein kam, welche ein breites Lächeln auf den Lippen hatte.

"Guten Morgen, Aurela." Sie klang begeistert und schien sich zu freuen mich zu sehen. Das war ein guter Anfang, auf dem ich aufbauen konnte. 

Während ich ihr die Tür aufhielt, antwortete ich: "Guten Morgen, komm doch rein." Ich deutete ihr es an und mit einem Nicken setzte sie meine Bitte um. 

Möge mir die Göttin beistehen, dass ich sie weiterhin auf meiner guten Seite hatte. 

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt