Kapitel 114

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Schließlich hatten wir es ins Wohnzimmer geschafft und sogar Gina hatte sich zu uns gesellt. Meine Familie hatte sich riesig gefreut sie zu treffen. Zwischen meinen Eltern saß ich auf der Couch und Tony hatte genauso darauf Platz gefunden, neben unserem Dad.

Tyrone hatte einen Sessel beschlagnahmt und Gina den gegenüber von ihm. Flynn fehlte noch, der hatte vermutlich noch Arbeit zu erledigen.

Und Yasmina schwang den Kochlöffel, um die Gäste zu versorgen. Ich hatte ihr zwar helfen wollen, aber sie bestand darauf das alleine zu machen.

Meine Mum tätschelte meinen Oberschenkel und sagte: "Liebes, erzähl was du gemacht hast."

Ja, wo sollte ich da anfangen? Am besten zensierte ich alles. Die echte Version war nichts für schwache Nerven. Meiner Mum wollte ich das ersparen.

Tyrone hatte mich zu Beginn auch nicht unbedingt gut behandelt. Wir hatten unsere Tiefen. Fast seine gesamte Familie hatte nach meinem Tod getrachtet. Seinem Dad wäre das sogar beinahe gelungen. Seine Mum hatte es zumindest versucht, was Yasmina beinahe mit ihrem Leben bezahlt hätte.

Nein, das war zu brutal.

Also lächelte ich sie an und fing an: "Ich habe hauptsächlich mit Yasmina die Hochzeit geplant. Das ist unglaublich viel Arbeit. Man muss auch erst mal alle Möglichkeiten in Betracht ziehen, bis man sich für eine entscheidet. Und Yasmina ist eine sehr gute Freundin geworden." Ich schüttelte mit dem Kopf und fuhr fort: "Frauen verquatschen sich irgendwie ständig. Da schweiften wir oft vom Thema ab. Ich gebe zu, das zog die Planung in die Länge."

Meine geliebte beste Freundin wirkte gleich mit: "Mach dir gar nicht erst die Mühe Details zu verlangen. Die Mädels planen eine Überraschungshochzeit. Niemand wird vorher eingeweiht."

Damit rettete sie mir den Arsch. Immerhin war aktuell nur wenig geklärt. Yasmina und ich hatten auch kaum Zeit dafür.

Ich machte weiter: "Vor allem plante ich zuerst eine kleine Hochzeit. Aber mittlerweile hat es mir der Gedanke mit einer großen angetan. Das Rudel auszuschließen fühlt sich falsch an."

Bevor jemand Fragen stellen konnte, meldete sich Gina zu Wort. "Und dieses Territorium ist riesig. Da gibt es viel zu sehen. Ihr würdet es nicht glauben wie wunderschön es ist. Da will man gar nicht erst zu Hause rumsitzen."

Dabei hatte ich bis jetzt genau ein Dorf besucht. Ansonsten hatte man mich praktisch im Haus eingesperrt und das wusste meine beste Freundin. Im Dinge schön reden hätten wir eine Auszeichnung verdient.

Ich drehte mich ganz meiner Mum zu und fragte: "Und musstest du dich schon mal einer Haussuche widmen? Dieses haben wir erst vor kurzem bezogen."

Im Grunde war es keine Lüge, denn ich hatte nicht behauptet, dass ausgerechnet ich mich dem gewidmet hatte.

Meine Eltern schienen mir all das voll abzukaufen. Zumindest hatten sie freundliche Gesichter.

Mein Dad sah die Runde und meinte: "All das einzurichten muss aufwendig gewesen sein." Ich nickte überzeugt und bot das Schauspiel. Allerdings hatte das sicher viel Arbeit verursacht.

Das nächste Problem folgte, als meine Mum fragte: "Wie war euer Kennenlernen?" Kurz hatte ihr Blick auf Tyrone gelegen, der ausnahmsweise neutral aussah. Obwohl er viel zu gerne eine kalte Maske trug.

Damit niemand misstrauisch wurde, musste ich etwas anmerken. "Ich gebe zu, dass ich zu Beginn sauer war, weil ich mich nicht verabschieden konnte. Aber das hatten wir bald hinter uns gelassen."

Bald war ein tolles Wort, denn es benannte keine genaue Zeitspanne. Und meine Angst vor Tyrone würde ich totschweigen. Obwohl man sich das denken konnte.

Tyrone räusperte sich, womit er die Aufmerksamkeit erhielt. Er blieb ganz auf mich konzentriert. "Mate, du wolltest mir davonlaufen. Ich ging kein Risiko ein, dass du das nochmal versuchst." "Ich weiß. Du hast mein Verständnis und es tut mir immer noch leicht."

Gina war so lieb das Rampenlicht an sich zu reißen, in dem sie sagte: "Genau deshalb bin ich ohne Gezicke mit meinem Mate mit gegangen." Das war perfekt, denn meine Mum hatte sie direkt am Haken. Sie drehte sich meiner besten Freundin zu. "Stimmt. Wie geht es dir, Liebes?"

Ihr Lächeln könnte sogar echt sein, zumindest fand ich keine Anzeichen für ein Schauspiel. Und ich kannte die Frau teilweise besser als mich selbst.

"Echt gut. Flynn und ich lernen uns aktuell kennen." Sie sah zur Tür hinüber und sagte: "Ich kann mich nicht beschweren."

"Er ist wirklich ein Goldstück. Eigentlich haben wir beide den Jackpot gezogen." Mit einem Grinsen sah ich zu meinem Mate hinüber. "Egal, ob du es zugibst oder nicht, aber du kannst verdammt süß sein."

Plötzlich war Yasminas Stimme von hinter uns zu hören: "Wenn man Tyrone kennen lernt, fragt man sich zwar, ob die Leute übergeschnappt sind, die nette Dinge über ihn sagen, aber er ist wirklich ein knuffiges Ding." Sie lehnte ihm Türrahmen und sah Tyrone an. "Wobei du wesentlich erträglicher bist seit du Aurela hast."

Meine Mum hatte sich genauso zu ihr umgedreht und ihr bekanntes warmes Lächeln war auf ihren Lippen zu finden. "Solange er sie gut behandelt und meine Tochter glücklich ist, bin ich es auch."

"Ja, das tut er. Ihr seid sowieso ein paar Tage hier, dann seht ihr selbst. Allerdings muss ich anmerken, dass er am Rad abdreht, seit Aurela schwanger ist. Ich hab schon die ganze Zeit auf seine Kommentare gewartet, als ihr seinen Goldschatz so fest umarmt habt." Da riss der letzte Faden von Tyrone, weshalb er es nicht mehr halten konnte. "Meine Mate ist schwanger. Man muss vorsichtig mit ihr umgehen und auf sie aufpassen. Alles andere wäre verantwortungslos." Diese Stimme duldete absolut keinen Widerspruch, dabei würde das nicht mal jemand bei seiner normalen Tonlage wagen.

Die Situation wurde entschärft als Flynn das Wohnzimmer betrat. Er hat ein Lächeln im Gesicht, dabei hatte er die Unterhaltung sicherlich gehört.

Er sah meine Familie an und sagte: "Ich entschuldige mein spätes Erscheinen. Leider gibt es zur Zeit viel Arbeit." Er kam auf uns zu und fuhr fort: "Übrigens freut es mich sehr euch wiederzusehen." Stimmt, die kannten sich bereits. Das war mir ganz entfallen.

Meine Familie stand der Höflichkeit zuliebe auf. Der Reihe nach begrüßte Flynn alle mit einem Händeschütteln und meine Mum umarmte ihn sogar.

Der Beta legte einen wesentlichen besseren Start hin. Da hatte er den Vorteil charismatisch zu sein und allgemein wer er eher eine Frohnatur, zumindest privat. Wobei er meine Familie bereits getroffen hatte. Alleine da hatte er Pluspunkte sammeln können.

Er fragte schon: "Wie war die Fahrt? Ich hoffe nicht zu unangenehm."

Gina beobachtete das Spektakel genauso und meldete sich über den Mindlink: "So ungern ich darauf hinweise, aber mein Mate wickelt sie ganz um seinen Finger." Die Gesichter sagten alles, da konnte ich ihr nur zustimmen. "Sei dankbar. Deine Mum wird die Lobeshymne meiner Mum riesig freuen. Dann macht sie sich wesentlich weniger Sorgen."

Die anderen führten eine Unterhaltung, aber ich wagte einen kurzen Blick zu Gina. Sie zwinkerte mir zu und ich verdrehte die Augen, weil die Gute mich natürlich ärgern musste.

Mein Mate nutzte die Chance, da die anderen abgelenkt waren und fragte: "Aurela, ist alles in Ordnung? Oder brauchst du Ruhe?" Das durfte ich mir die ganze Schwangerschaft lang bestimmt täglich anhören. Da es nett gemeint war, warf ich ihm ein Lächeln zu. "Nein, es ist alles gut." Er musterte mich und wollte sich wohl selbst davon überzeugen. Er tat so als könnte er sich nicht über das Mateband versichern.

Um ein weiteres Verhör von ihm zu entkommen, nahm ich die Hand meiner Mum. "Und was habe ich zu Hause verpasst?" Sie ließ sich neben mich fallen und drückte meine Hand. "Ach Liebes, das ist ein kleines Nest, da verändert sich nichts."

Es wäre auch ein Wunder gewesen, wenn es viel zu erzählen gäbe.

Sie zog mich in eine seitliche Umarmung und meinte: "Dein Leben dürfte da wesentlich spannender gewesen sein." Das war die stille Bitte, dass ich mehr erzählen sollte. Dann musste ich mich eben an meiner Fähigkeit alles schön zu reden bedienen.

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt