Tyrone trat einen weiteren Schritt an mich heran und kniete sich anschließend vor mich nieder. Seine Hand legte er auf meinen Bauch und streichelte mit dem Daumen darüber. Im Grunde gab mir das die Antwort, allerdings benötigte mein Kopf die Zeit, es wirklich umzusetzen. Deshalb starrte ich seine Hand einfach nur an.
Leise sagte er: "Ich höre nicht nur einen weiteren Herzschlag, sondern zwei."
Zwei?
Obwohl ich einen Schock hatte, fragte ich aufgebracht: "Zwillinge?!" Als würde nicht ein Baby reichen. Nein, es mussten zwei sein, damit wir auch ja überfordert waren.
Ich schlug mir eine Hand vors Gesicht und versuchte irgendwie damit klarzukommen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hatte ich noch selbst dran Schuld. Aurore hatte wohl Recht, dass ich die Spritzen vertauscht hatte. Außer die Hormonspritze hatte ihre Wirkung verfehlt.
Tyrones Stimme hörte man ein Lächeln an, als er sagte: "Du bist schwanger." Das ließ mich die Hand senken, denn ich musste mich vergewissern, ob seine Mundwinkel ernsthaft gehoben waren.
Tatsächlich waren sie das. Der Mann vor meinen Füßen freute sich ernsthaft über diese Überraschung.
Ich warf die Hände in die Höhe und antwortete: "Das ist sie ungefähr der schlechteste Moment um diese Neuigkeiten zu erhalten."
Erst vor ein paar Minuten hatte mein Schwiegervater mich umbringen wollen. Aktuell standen wir am Waldrand und ich war allgemein neben der Spur. Dann musste man mir diese Info vor die Füße knallen.
Tyrone streichelte weiterhin über meinen Bauch und schien ganz fasziniert zu sein. "Das hätte mir auffallen müssen. Alleine dein Geruch ist wegen der Hormone anders."
Yasmina warf gleich ein: "Nein, es war zu viel los. Gerade am Anfang einer Schwangerschaft muss man genau darauf achten. Eine Werwolfsschwangerschaft geht zwar wesentlich schneller voran, trotzdem muss man sich darauf konzentrieren."
Oh Göttin, wir hatten nur ein paar Monate uns vorzubereiten. Eine Werwolfsschwangerschaft dauerte fünf Monate. Das war kein halbes Jahr!
Plötzlich hielt Tyrone inne und sein Blick schnellte zu mir. "Außer der Übelkeit ist irgendetwas komisch? Hast du Schmerzen?" Die zweite Frage konnte er sich selbst beantworten, weshalb ich auf erstere einging. "Nein, nur die Übelkeit, wobei die besser wurde." Das Übergeben schien geholfen zu haben.
Natürlich war mir klar, welchen Gedanken er hatte. Schwangere sollten sich auf keinen Fall verwandeln, denn das erhöhte das Risiko einer Fehlgeburt. In der Zeit hatten wir auch nie das Bedürfnis uns zu verwandeln. Das blieb vollständig aus. Unser Körper wusste einfach was gut und was schlecht war.
Er stand auf und ließ ab von mir. "Dennoch solltest du zu einem Arzt. Sicher ist sicher. Wir sollten allgemein ins Anwesen zurück." Das klang sehr vernünftig, denn hier draußen rumzustehen, half wenig weiter.
Mit einem Räuspern erlangte Yasmina die Aufmerksamkeit. Sie sah mich an, als sie fragte: "Darf ich überhaupt gratulieren?" Die Frau besaß wirklich Feingefühl, egal ob sie äußerlich anders wirkte. Sie dürfte mir zugewandt sein, da bei Tyrone offensichtlich war, dass er sich freute.
Ein leichtes Lächeln fand auf meine Lippen, als ich antwortete: "Ja, du darfst." Es mag ungeplant sein, trotzdem waren sie jetzt da. Ich würde mich daran gewöhnen, dass mein Leben nun doch anders ablief als gedacht.
Mein Mate umarmte mich deshalb fest und flüsterte: "Danke." Keine Ahnung wofür, aber er hielt es wohl für angebracht.
Yasmina erlangte erneut mit einem Räuspern die Aufmerksamkeit. "Ich gratuliere euch von Herzen. Endlich kommt mal Nachwuchs in die Familie." Sie setzte sich in Bewegung und während sie an uns vorbei ging, meinte sie: "Mein Leben hat endlich wieder Sinn. Ich werde Tante." Die Freude hörte man ihr an, dabei war das eine seltene Emotion bei ihr.
Tyrone gab mir einen Kuss auf den Kopf, bevor er von mir abließ. Danach nahm er meine Hand und wir folgten gemeinsam Yasmina.
Sie warf einen kurzen Blick nach hinten zu uns, als sie sagte: "Ihr Zwei habt sicher süße Babywölfe. Vor allem wegen eurer Unterschiede. Hach, die besten Nachrichten seit langem." Sie wandte sich wieder nach vorne, denn wir hatten das Gartenttor erreicht.
Einer der Wachen öffnete es für uns, damit wir das Grundstück betreten konnten. Einer der beiden hatte wohl das nötige Hirn gehabt, um jemanden zu bitten, das Tor aufzusperren.
Als wir das Grundstück betreten hatten, deutete ich auf das Gartenhäuschen daneben. "Steht das ausgerechnet hier als Fluchtmöglichkeit?" An sich lag das auf der Hand, trotzdem musste ich nachhaken.
"Ja, heute wurde bewiesen wie nötig das war." Yasmina zeigte den Daumen hoch und ging mittlerweile neben mir. "Oh ja, uns hat dieses Häuschen das Leben gerettet. Wobei ich mich immer noch frage, wie wir dem Monster derart lange entkommen konnten."
"Ihr seid ein gutes Team mit den nötigen Fähigkeiten. Er mag nach dem Koma geschwächt gewesen sein, dennoch war das keine leichte Aufgabe. Ich bin unendlich erleichtert, dass ihr das geschafft habt."
Yasmina zuckte mit den Schultern und ich hielt die Klappe, weil die Übelkeit wieder stärker wurde. Falls das die nächsten Monate so weiterging, kam eine anstrengende Zeit auf mich zu. Gut, das würde es allgemein.
Zu meiner Überraschung gab Yasmina ein leichtes Lachen von sich. "Es war ein tolles Gefühl den alten Sack so aufzumischen. Aber wir wollten dir den Rest überlassen. Immerhin ist ein Nahkampf mit einem Alpha riskant."
"Ihr habt richtig gehandelt. Es war meine Aufgabe ihm ein Ende zu setzen."
Wir gingen weiterhin querfeldein über den Rasen und zwei Wachen bildeten unser Schlusslicht. Mein Mate war stets lieber zu vorsichtig. Obwohl man nach dem Erlebten Verständnis haben musste.
Ich konzentrierte mich auf das Anwesen vor uns, um mich von der Übelkeit abzulenken. Dabei trug dieses Gebäude genug schlechte Erinnerungen in sich. Da könnte mir eine bessere Ablenkung einfallen.
Tyrone bemerkte meinen Zustand, denn er drückte meine Hand fest und meinte: "Eine Ärztin ist bereits auf dem Weg. Sie wird euch beide der Reihe nach untersuchen." Yasmina klopfte mir leicht auf die Schulter, weshalb ich zu ihr hinüber sah. "Du hast den Vortritt, bevor dein Mate vor Sorge stirbt."
Mit einem Seufzen nickte ich, denn seine Unruhe spürte ich. Es ging mir zwar soweit gut, aber er musste das ärztlich bestätigt haben und schaden konnte das sowieso nicht.
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My heartless Mate | ✔️
WerewolfSie führte ein einfaches und normales Leben im Rudel. Sie war beliebt, von jedem gemocht und war ein wahrer Sonnenschein mit viel Liebe. Alles änderte sich in einer einzigen Nacht. Ein Ball, welcher für den tyrannischsten und mächtigsten Alpha abgeh...