Kapitel 112

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"Gina!"

Meine beste Freundin befand sich im Wohnzimmer, welches ich soeben betrat. Sie zuckte erschrocken zusammen und drehte sich zu mir um. Sie hatte vor dem Fenster gestanden und hinaus gesehen. Vermutlich war sie ganz in Gedanken gewesen, weshalb sie sich erschrocken hatte.

Ich sah sie entschuldigend an und sagte: "Tut mir leid. Ich wollte dich nicht erschrecken." Sie tat es mir einer Handbewegung ab und musste lächeln. "Alles gut."

Wir hatten denselben Gedanken, denn beide gingen wir auf die Couch zu. Nebenbei fragte sie: "Wie geht es dir? Besser?"

"Ja, wesentlich. Ich war nur verdammt müde." Ich ließ mich neben sie auf die Couch fallen und das Grinsen in meinem Gesicht tat weh. Sie stupste mich an und fragte: "Was ist los?"

Um meine Freude zum Ausdruck zu bringen, klatschte ich in die Hände. "Ich darf endlich meine Familie einladen. Die Lage hat sich beruhigt und im Territorium ist es wieder sicher. Deshalb rufe ich nachher meine Mum an und gebe ihr Bescheid." Da erhellte sich auch ihr Gesicht und sie umarmte mich seitlich. "Oh, ich freu mich so. Deine Eltern vermissen dich schon wie wahnsinnig. Es ist viel zu lange her, dass ihr euch getroffen habt."

Unwillkürlich bekam ich Tränen in meinen Augen, weshalb ich lediglich nickte. Aber die Euphorie in mir war zu groß. Endlich würde ich meine Familie wiedersehen. Darauf hatte ich viel zu lange warten müssen.

Meine beste Freundin drückte mich fest an sich und merkte an: "Tony natürlich auch. Aber deine Mum war krank vor Sorge." Wie man sie kannte, wobei es in dem Fall verständlich war. Im Darkmoon Rudel hatte es genug Unruhen gegeben. Da waren ihre Bedenken logisch.

Die Tränen blinzelte ich schnell weg und löste mich von ihr, damit ich Gina ansehen konnte. "Wie meinst du wird mein Dad reagieren sobald er Tyrone kennenlernt?"

Mir war nämlich bewusst, dass er sauer auf meinen Mate war. Wer weiß wie das Aufeinandertreffen ablaufen würde. Ein bisschen stresste mich das schon, weil ich wollte, dass sich alle gut verstanden.

Gina verkniff sich ein Lachen um zu fragen: "Hast du vergessen wer dein Mate ist? Jeder hat viel zu viel Respekt vor Tyrone. Dein Dad wird innerlich schmollen, aber äußerlich stets höflich sein."

Gut, da hatte sie einen Punkt. Alleine Tyrones Ausstrahlung reichte aus um jemanden ruhig zu halten. Zu Beginn hatte ich selbst stets mit der Angst zu kämpfen. Die linderte sich erst, wenn man den Mann besser kannte.

Da kam mir schon der nächste Gedanke, den ich aussprach. "Meinst du mein Dad hat Angst vor seinem eigenen Schwiegersohn?" Gina zuckte mit den Schultern, was mich seufzen ließ. Es würde sicherlich dauern bis meine Familie bei meinem Mate entspannt sein könnte.

Mit dem Daumen deutete sie in die Richtung in welcher das Büro lag, denn dort hielt sich aktuell Tyrone mit Flynn auf. Sie meinte: "Also bei mir wird es ein bisschen dauern, bis ich mich in seiner Nähe wohl fühle. Allerdings kannst du mich schlecht mit deinem Dad vergleichen."

Am Ende mussten wir es sowieso auf uns zukommen lassen. Ewig zu spekulieren würde wenig helfen. Dennoch dürfte die Reaktion nicht zu negativ sein, immerhin machte mein Mate mich glücklich und das zählte am meisten.

Ich nahm Ginas Hand und drückte sie leicht. "Ich kann dir versichern, dass Tyrone dir nie etwas tun würde. Vielleicht hilft das ja ein klein wenig."

"Aurela, aktuell habe ich sogar noch ein bisschen Angst vor meinem eigenen Mate. Gib mir Zeit." Allerdings musste sie danach lachen, was mich zumindest zu einem leichten Lächeln brachte. Ich konnte sie viel zu gut verstehen. Sie drückte meine Hand und fuhr fort: "Aber ich kann dich beruhigen. Ich habe mit Flynn Fortschritte gemacht." Damit hatte sie meine volle Aufmerksamkeit, denn dieses Thema hatte ich demnächst ansprechen wollen. Flynn hatte zwar bereits erwähnt, dass es gut lief, nur wollte ich den genauen Bericht erhalten.

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt