Kapitel 107

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Sanft streichelte ich Yasmina über den Kopf, denn vielleicht beruhigte sie das. Meine Ohren spitzte ich um ihren Herzschlag zu hören und der war ganz schwach.

Wenn ich ihren Hals genauer betrachtete, musste ich feststellen, dass die Heilung noch nicht eingesetzt hatte oder nur ganz langsam. Ihr Körper war am Ende der Kräfte, da hatten sogar Werwölfe eine langsamere Heilung. Wobei es bei all dem Blut allgemein schwer war ein genaues Urteil zu fällen.

Unentwegt streichelte ich ihr über den Kopf und Tyrone fragte über den Mindlink: "Geht es dir soweit gut?" Die Sorgen hörte man seiner Stimme an, dabei war offensichtlich, dass mir nichts passiert war. Ansonsten hätte ich wohl kaum zu Yasmina eilen können.

Dennoch blieb ich ruhig und antwortete: "Ja, es ist alles gut. Man hat mich bewacht und ich musste mich nicht verwandeln."

"Der Göttin sei dank."

Nun sah ich mich doch um, denn Flynn mag zwar ein Beta sein, aber das machte ihn nicht unverwundbar. Zu meiner Überraschung stand er in unserer Nähe und sah zu Yasmina. Also hatte er den Kampf gewonnen und die Feinde waren eliminiert. Allerdings blieb die Erleichterung aus bei dem Gedanken an die Verletzte.

Da ich aktuell kaum etwas tun konnte, außer für sie da zu sein, wandte ich mich nebenbei meinem Mate zu. "Wer zur Hölle war diese braune Wölfin?"

Bevor ich eine Antwort erhalten konnte, blieb ein Wagen neben uns mit quietschenden Reifen stehen. Mein Blick schnellte hinüber und es war ein Rettungswagen mit hoffentlich einem Arzt darin.

Die Tür wurde aufgerissen und mit der Geschwindigkeit eines Werwolfs, stand kurz darauf eine Frau neben mir. Ich streichelte Yasmina ein letztes Mal über den Kopf und ließ dann ab von ihr, um der Ärztin Platz zu machen.

Sie kniete sich hin und fragte: "Was genau ist passiert?" Die Frau hatte bereits einen Koffer dabei und machte sich an die Arbeit.

Ich wollte schon etwas erwidern, allerdings sagte sie: "Ok. Sonst noch Verletzungen?" Scheinbar hatte man sie bereits über den Mindlink aufgeklärt. Aber es waren auch genug andere anwesend, die das Erlebte schildern konnten.

Ich trat einen Schritt zurück, denn nun überrannte mich die Übelkeit. Es mag ein ungünstiger Moment sein, trotzdem passierte es mir.

Der Drang mich zu übergeben stieg an, weshalb ich mich abwandte und mich weiter von den anderen entfernte. Ich blieb am Straßenrand, weil mir bewusst war, dass Tyrone mich umbringen würde, wenn ich den Wald betrat. Dabei kotzte ich ungern auf die Straße.

Da dachte ich an ihn und schon stand er neben mir. "Was ist los?" Ich fuchtelte nur mit einer Hand herum und die andere hielt ich mir vor den Mund. Vielleicht konnte ich es damit aufhalten.

Mein Mate stupste mich am Oberarm mit seiner Schnauze an, was eine Art des Beistands sein dürfte. Als Mensch hätte er es da wesentlich leichter.

Einen weiteren Wagen hörte ich stehen bleiben und Türen, die geöffnet wurden. Alle schienen in Eile zu sein, denn auch dieser hatte eine Notbremsung hingelegt. Tyrone hatte sie wohl alle gebeten wie die Wahnsinnigen hierher zu fahren.

Ich legte den Kopf in den Nacken und sah nach oben. Es war keine einzige Wolke zu entdecken, nur strahlend blauer Himmel. Bei dem was hinter uns lag, war dieses schöne Wetter unpassend.

Nach dem ich tief Luft geholt hatte, hörte ich eine männliche Stimme fragen: "Luna, ist alles in Ordnung?" Ich zeigte den Daumen hoch, denn ich traute meiner Stimme nicht. Ansonsten hätte ich mich übergeben. Ich musste mich zuerst fassen, danach konnte ich mit anderen sprechen.

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt