Kapitel 79

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Die Weinflasche hatten wir doch noch geöffnet, denn im Moment konnten wir sowieso nichts tun außer abzuwarten wie sich die Lage entwickelte. Und nach den letzten aufregenden Tagen konnte ein Glas Wein nicht schaden.

Beide saßen wir auf der Couch und mittlerweile war ich seitlich an ihn gekuschelt. Tyrone hatte einen Arm um mich gelegt und in der anderen Hand hielt er das Glas. Obwohl er vorhin mit stärkerem Alkohol angefangen hatte, hatte der Wechsel zum Wein gefolgt.

Mein Kopf lag auf seiner Schulter und seit einer Weile herrschte Stille zwischen uns. Meine Gedanken drifteten von allein ab bei all den Geschehnissen in letzter Zeit. Nebenbei sah ich zu dem Fernseher, welcher uns gegenüber an der Wand hing. Er war ausgeschalten, weshalb wir uns darin spiegelten, so konnte ich meinen Mate genauer mustern. Tyrone wirkte genauso gedankenverloren, mit dem Unterschied das er keinen gewissen Punkt ansah.

Nach einem Seufzen nahm ich einen Schluck vom Wein, welcher langsam seine Wirkung zeigte. Zu betrunken war ich nicht, dennoch konnte ich ihn bereits leicht spüren.

Meine Reaktion veranlasste meinen Mate dazu seine Gedanken auszusprechen. "Ich wäre dir dankbar, wenn du in nächster Zeit mit Yasmina sprechen würdest. Sie hatte sicherlich ein Gespräch mit Ludmilla, die eine Plaudertasche sein kann. Yasmina hat mit Sicherheit etwas erfahren was den Angriff betrifft, nur enthält sie mir das vor."

Unwillkürlich zog ich meine Augenbrauen zusammen, denn mir erschloss sich nicht warum Yasmina mit mir darüber reden sollte, wenn sie es Tyrone verschwieg. Mit meinem Mate war sie wesentlich länger und besser befreundet. Allgemein war es verwunderlich, wenn sie ihm etwas verschwieg.

Ich musste keine weiteren Fragen stellen, denn er fuhr fort: "Den Versuch ist es wert. Ich mache mir Sorgen um sie, wie du weißt hängt sie wenig an ihrem Leben. Und ihr Hass auf meinen Vater könnte sie zu einer Dummheit veranlassen. Mit all dem Chaos das meine Mutter anrichtet, da habe ich bedenken was Yasmina vorhat um sie loszuwerden. Irgendwas hat sie geplant und das ist mir bewusst."

Da er sie länger kannte würde ich seinem Urteil vertrauen. Falls er damit wirklich richtig lag, wollte ich unbedingt helfen. Yasminas Wohlbefinden war mir wichtig. Alleine, weil ich sie in mein Herz geschlossen hatte. Nur hatte ich keine Ahnung wie genau ich das überhaupt anstellen sollte.

Damit ich meinen Mate ansehen konnte, richtete ich mich in den Sitz auf und drehte ihm meinen Kopf zu. Wir hatten gleich Blickkontakt und ausnahmsweise konnte man ihm die Sorgen ablesen.

"Du meinst, dass sie eine waghalsige Aktion bringen könnte?" Seine Aussage ließ darauf schließen. Ein Anschlag auf seine Mutter war eine Möglichkeit. Riskant wurde es, da mir selbst bewusst war, dass Yasmina kein Problem mit dem Tod hatte. Ohne Zac war sie einfach gebrochen und erkannte nicht mehr den Sinn im Leben.

"Mit Glück redet sie mit dir. Du kannst nämlich wesentlich feinfühliger sein." Ich versuchte mich an einem leichten Lächeln, denn wir zogen an einem Strang und waren ein Team. Auf mich konnte er zählen. "Ich werde es versuchen. Leider kann ich nichts versprechen."

"Ich weiß, dennoch muss ich dir dafür danken."

Ich schüttelte mit dem Kopf, denn für mich war das selbstverständlich. Mit Yasmina war ich befreundet und Freunde halfen einander. Vor allem in schweren Zeiten, welche sie erlebte. Egal wie lange das mit Zac bereits her war, die Wunden waren beständig. Als Mates war das ein Schmerz, der bleiben würde. Meinen Beistand würde sie ungefragt bekommen.

Ein Kopfnicken nach oben ließ mich seinen Vorschlag vorab ahnen. "Gehen wir nach oben? Dein Bedürfnis nach kuscheln kannst du im Bett auch befriedigen." Damit war das vorherige Thema wohl beendet, worauf ich eingehen würde.

"Deal. Ich muss anmerken wie verwundert ich bin, weil du freiwillig beim Kuscheln dabei bist."

An sich wurde keinem Tyrann die Liebe zum Knuddeln zugesprochen. Eher erwartete man einen Mann, der auf Abstand ging und sogar die eigene Mate mied oder unter anderem schlecht behandelte. Aber sicherlich keinen der mir diesen Wunsch ohne Beschwerde erfüllte. Am Ende musste es ihm praktisch selbst gefallen. Der Vorteil dabei waren die Funken, die man bei Haut auf Haut Kontakt verspürte, die machten einen zu einem Junkie.

Bevor ich mich abwandte, konnte ich noch seinen genervten Gesichtsausdruck erkennen. Mit hoher Wahrscheinlichkeit würde Tyrone nie zugeben wie sehr er das selbst liebte. Allerdings war das ok für mich, solange ich in seinen Armen liegen konnte.

~~~

Wenig später hatten wir unser Vorhaben umgesetzt. Mein Mate hatte sich seines Shirts entledigt, weshalb ich die Funken spüren konnte als mein Kopf auf seiner Brust lag.

Der Stress des Tages fiel mit jeder weiteren Minute immer mehr von mir ab. Die Gedanken wurden ruhiger und ich konnte mich entspannen.

Mit meinem Zeigefinger fuhr ich Kreise auf seiner Brust, die wie eine Spur aus Funken war. Tyrone hatte mein Shirt nach oben geschoben, damit er mir über den Rücken streicheln konnte und diese genauso zu spüren waren. Dank dem vervollständigten Band waren sie stärker, wodurch man noch süchtiger danach wurde.

Ganz leise sagte ich: "Ich liebe dich." So schön die Stille sein konnte, aber ich hatte das Bedürfnis gehabt ihm das zu sagen. Er konnte zwar selbst nachfühlen wie es in mir aussah, dennoch sollte man diese Worte laut aussprechen. Sie zu hören konnte wundervoll sein.

Kurz hielt er inne bis er wieder damit fortfuhr mir über den Rücken zu streichen. Flüsternd folgte die Antwort: "Und ich liebe dich, Aurela."

Ich hob meinen Kopf an, um ihm einen Kuss auf die Brust zu geben, danach kuschelte ich mich gleich wieder an ihn. Allerdings meinte Tyrone: "Nein, das geht besser." Das war im Grunde die Vorwarnung, die er mir gerne öfters geben könnte, wenn er seine Alphageschwindigkeit anwandte. Tyrone packte mich und drehte mich mit Schwung auf den Rücken.

Ich ließ mich von seinem abrupten Handeln nicht weiter verwirren und legte meine Arme um seinen Hals. Auf seine vorherigen Worte antwortete ich: "Dann küss mich endlich." Meiner Bitte kam er sofort nach in dem er sich zu mir beugte, damit unsere Lippen aufeinander treffen konnten.

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt