Das Anwesen hatten wir kurz darauf erreicht, was daran lag, dass Tyrone nur kurz mit normaler Geschwindigkeit gefahren war. Er konnte es wohl einfach nicht lassen.
Soeben betraten wir das Haus und irgendwie war es seltsam wieder hierher zukommen. Allgemein hatte ich mich in diesem Gebäude meist unwohl gefühlt. Für einen Moment hinterfragte ich dabei meine Entscheidung. Allerdings wollte ich unbedingt an Tyrones Seite sein.
Die Tür fiel hinter uns ins Schloss und mein Mate nahm gleich meine Hand, welche er ziemlich fest hielt. So als würde ich ihm bald davonlaufen. Der Mann trug Ängste in sich, das glaubte einem keiner.
Mit schnellen Schritten gingen wir in Richtung der Treppe. Ich durfte gespannt sein, ob mich Tyrone mit zu seinem Vater nahm oder in unser Schlafzimmer brachte. Option zwei empfand ich als wahrscheinlicher, obwohl sie mir missfiel.
Meine kurzen Beine hatten ihre Probleme mit ihm mitzuhalten, da war es gut, dass er meine Hand hielt. Allerdings legte ich keine Beschwerde ein. Wir sollten nämlich alles so schnell wie möglich erledigen.
Im ersten Stock angekommen, bogen wir nach links ab. Nebenbei fragte ich: "Hast du schon eine Idee wie wir Yasmina finden?"
"Mit Glück treffen wir zeitgleich bei meinem Vater ein. Allerdings halte ich das für ausgesprochen unwahrscheinlich. Ansonsten können wir im Grunde nur abwarten. Viele der Rudelkämpfer suchen bereits nach ihr, ewig sollte es nicht mehr dauern." Dennoch hörte man seiner Stimme an, dass er Zweifel hatte, ob wir sie schnappen würden.
Es war eine kleine Überraschung, als wir an unserem Schlafzimmer vorbei gingen, also würde er mich wirklich mitnehmen. Vermutlich lag das auch an seiner Angst um mich.
Unser Ziel hatten wir schließlich erreicht, weshalb Tyrone meine Hand los ließ, um die Tür aufzusperren. Irgendwie wurde ich dabei unruhig und meinem Mate erging es bestimmt nicht anders.
Während er die Klinke nach unten drückte, sagte er leise: "Ich hasse dieses Zimmer." Seine kalte Stimme wurde von seinem Gesichtsausdruck wiedergespiegelt. Flüsternd folgte meine Antwort: "Wir beeilen uns, dann sind wir gleich wieder weg." Er nickte nur und öffnete die Tür.
Gemeinsam betraten wir den Raum und mein Mate sah sich zuerst um. Dabei gab es hier nicht unbedingt viele oder gute Verstecke. Falls Yasmina hier wäre, würde man sie sofort finden.
Ich ließ ihn machen und ging zum Bett hinüber. Beim letzten Besuch hatte ich keine Möglichkeit gehabt, um den früheren Alpha genauer zu mustern. Wenn mein Mate schon beschäftigt war, würde ich das nachholen.
Davor angekommen, war es ein trauriges Bild. Der Mann im Bett hatte fahle Haut und wirkte allgemein mitgenommen. Die grauen Haare hatte man ihm kurz geschnitten, genauso wie seinen Bart. Er wurde offensichtlich gepflegt, dennoch sah Tyrones Vater schlecht aus. An der Stelle gab ich den Ärzten recht, der wachte nie auf. Zumindest konnte man es sich in diesem Zustand schwer vorstellen.
Obwohl er im Koma lag, wirkte er verbittert und ernst. Die tiefen Falten in seinem Gesicht machten das kaum besser.
Mit all den Schläuchen wirkte der einst bedrohliche Mann, bei weitem nicht mehr so gefährlich, wie er mal war.
Trotz diesen Anblicks empfand ich kein Mitleid. Wie könnte man überhaupt bei all seinen Taten? Wie hatte er es geschafft leichtfertig seinen eigenen Sohn zu töten? Vermutlich hätte er sogar Tyrone umgebracht, wenn dieser nicht stärker wäre.
Ich zuckte zusammen, als mein Mate neben mich trat und mir seitlich einen Arm umlegte. Meine Umgebung hatte ich kaum wahrgenommen, dadurch hatte ich mich erschrocken.
"Aurela, ich wusste gar nicht, dass du jemanden derart böse ansehen kannst." Ich sah auf zu ihm und mein Blick wurde erwidert. "Für mich ist es schwer nachvollziehbar, wie man so grausam sein kann. Darüber habe ich gerade nachgedacht."
Tyrone drückte mich leicht an sich und sagte: "Lass uns gehen." Ich nickte, denn das klang vernünftig. Ich hatte selbst nicht das Bedürfnis länger als nötig in diesem Zimmer zu sein.
Wir setzten uns in Bewegung und dabei nahm ich seine Hand, welche ich leicht drückte. Ein Zeichen zum stillen Beistand, denn es war sicherlich schwer für ihn seinen Vater zu sehen. Egal wie klein die Geste war, vielleicht half sie wenigstens ein bisschen.
Während wir den Raum verließen, erklärte Tyrone: "Ich habe den Geheimgang abgesperrt. Sofern Yasmina keinen Schlüssel hat, kann sie nicht zu meinem Vater gelangen." Seine Aussage überraschte mich, weshalb ich verwirrt fragte: "Du denkst sie hat einen Schlüssel?" Ich hätte eher erwartet, dass keine Kopien vorhanden waren. Bei Geheimgängen war es angebracht, wenn wenige davon existierten. Im idealen Fall nur einer.
Mittlerweile befanden wir uns auf dem Gang und mein Mate schloss hinter uns die Tür. "Ich traue ihr zu, dass sie heimlich einen weiteren machen hat lassen. Für genau ein solches Szenario. Der Mord an meinem Vater ist Yasmina sicherlich schon länger im Sinn." Ich gab ein Seufzen von mir, denn das klang logisch.
Auch diese Tür wurde wieder abgesperrt. Mir kam dabei ein Gedanke. "Wäre es für sie nicht einfacher, wenn Yasmina den Schlüssel für den normalen Eingang klaut?"
Davon gab es offensichtlich mehrere. Immerhin wurde sein Vater gepflegt und irgendwie musste man in dieses Zimmer kommen.
"Der Weg wäre zu offensichtlich. Über den Geheimgang ist die Wahrscheinlichkeit geschnappt zu werden wesentlich geringer." Da hatte er ein gutes Argument, was mich ein weiteres Mal seufzen ließ.
Tyrone bot mir seinen Arm an, weshalb ich mich unterhakte. "Für den heutigen Tag haben wir genug getan. Wir sollten in unser Schlafzimmer gehen. Morgen erledige ich den Rest und anschließend fahren wir nach Hause."
Das klang nach einem guten Plan. Zumindest gab es heute auch nicht viel mehr zu tun. Seine Mutter wollte er scheinbar erst morgen besuchen und nach der Fahrt, konnten wir beide eine Pause gebrauchen.
"Ok." Ich sah zu ihm, allerdings war sein Blick nach vorne gerichtet. Seine Stimme klang eiskalt, als er anmerkte: "Ich will in diesem verdammten Haus nicht länger als nötig sein." Und das war verständlich.
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My heartless Mate | ✔️
WerewolfSie führte ein einfaches und normales Leben im Rudel. Sie war beliebt, von jedem gemocht und war ein wahrer Sonnenschein mit viel Liebe. Alles änderte sich in einer einzigen Nacht. Ein Ball, welcher für den tyrannischsten und mächtigsten Alpha abgeh...