Kapitel 108

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Obwohl Tyrone mich unbedingt nach Hause bringen hatte wollen, landeten wir am Ende im Krankenhaus. Ich hätte keine ruhige Minute gefunden, wenn ich zu Hause im Bett lag. Im Krankenhaus konnten wir zwar nicht viel tun außer zu warten, aber wenigstens waren wir in der Nähe von Yasmina.

Die Wundversorgung vor Ort hatte sie überstanden und aktuell wurde sie operiert.

Mit Tyrone saß ich im Wartebereich und hatte meinen Kopf an seine Schulter gelehnt. Er hatte einen Arm um mich gelegt und seit einer Weile schwiegen wir.

Wir hatte ganz abseits in einer Ecke einen Platz gefunden. So waren wir ein bisschen versteckt. Ansonsten würden wir nur angesprochen werden, was bei Alpha und Luna verständlich wäre.

Mein Blick schweifte durch den Wartebereich und zu viel war nicht mal los. Die meisten Stühle waren frei. Das Ganze gab ein trauriges Bild ab. Es war alles ziemlich eintönig. Die Wände waren weiß und die Stühle in grau. Die kleinen Tische, die ab und an zwischen den Stühlen standen hatten denselben Farbton. Die Zeitschriften darauf hatten schon bessere Tage hinter sich.

Der einzige farbliche Aspekt war die Palme in einem Topf, welche in einer der Ecken stand. Traurigerweise wurde sie vernachlässigt, denn die Blätter wurden langsam braun.

Trostlos wurde hier groß geschrieben.

Auf dem Gang war Hektik los, zumindest waren Patienten unterwegs und immer wieder eilte ein Arzt vorbei oder sonst jemand vom Pflegepersonal.

Jedesmal keimte eine kleine Hoffnung hoch, wenn ein Arzt in die Nähe kam. Denn vielleicht erhielten wir endlich neue Nachrichten von Yasmina.

Diese Warterei war grausam.

Tyrone durchbrach unsere Stille in dem er sagte: "Du könntest dich hier untersuchen lassen. Das vorhin war nur in einem Rettungswagen. In einem Krankenhaus stehen einem viel mehr Geräte zur Verfügung." Demnächst schlug ich meinen Kopf gegen die nächste Wand, denn er übertrieb maßlos. Bald wurde ich wahnsinnig mit ihm.

Ich löste seinen Arm um mich, damit ich mich aufsetzen konnte. So konnte ich ihm in die Augen sehen, um meine Worte zu verdeutlichen. "Du hast den Arzt gehört, dass alles in Ordnung ist. Könntest du bitte mit deiner Panik aufhören?"

"Nein, nicht wenn es um dich geht, Mate."

Ich gab ein Seufzen von mir und lehnte mich zurück. Der Stuhl gab dabei ein Quietschen von sich, was auf das Alter hinwies. Alleine bei der mitgenommenen Polsterung war klar, dass es sich um ältere Modelle handelte. Unzählige Leute dürften schon darauf gesessen haben mit Hoffnung auf gute Nachrichten. Genau wie es bei uns der Fall war.

Um vom Thema abzulenken, fragte ich: "Warum zur Hölle hat deine Mum den Tod deines Vaters überlebt?"

Die Theorie dazu hatten wir zwar bereits erstellt, nur war das für meinen Kopf unbegreiflich. Mates hatten ein derart tiefes Band, als Luna hätte sie das nie überleben dürfen.

"Für mich ist das vermutlich leichter zu verstehen, da ich sie persönlich kannte." Ich drehte ihm meinen Kopf zu und Tyrone schüttelte den seinen, als er die Wand gegenüber ansah. Nachdenklich fragte er: "Wie könnte ein so grausamer Mann überhaupt ein tiefes Mateband haben?"

Da musste man ihm zustimmen. Dieser Mann hatte seinen eigenen Sohn umgebracht. Seinen anderen Sohn hätte genauso getötet, wenn er gekonnt hätte. Immerhin dürfte dem früheren Alpha bewusst gewesen sein, dass Tyrone das Band mit mir vervollständigt hatte. Und mich hatte er umbringen wollen.

Was sollte das für ein Vater gewesen sein?

Ich nahm Tyrones Hand und streichelte mit meinen Daumen über seinen Handrücken. Es war furchtbar, was er alles miterlebt hatte. Seine Kindheit, eher sein gesamtes Leben, war ein Alptraum gewesen.

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt