Kapitel 33

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Diese Nacht verbrachte ich im Badezimmer, da ich es nicht hinaus wagte. Mir war all das viel zu peinlich und ich musste erst wieder vollkommen in einen normalen Zustand finden. Das war nach dieser Gefühlsexplosion etwas schwierig. Mit einem Badetuch unter mir hatte ich es mir auf dem Boden gemütlich gemacht, so angenehm das überhaupt sein konnte. 

Man durfte sich sicher sein, dass ich am nächsten Morgen mit Rückenschmerzen erwachte. Der Boden war kein idealer Platz, um zu schlafen. Die nächste Nacht sollte ich woanders verbringen, außer ich wollte weitere Wehleiden empfinden. 

Ich stand bereits seit einer Weile vor der Badezimmertür mit meiner Hand auf der Klinke. Ich suchte verzweifelt nach dem Mut, um diese Tür zu öffnen. Meine Bedenken waren zu groß, ob Tyrone sich noch im Schlafzimmer befand. Als Alpha hatte er zwar genug zu tun, weshalb er hoffentlich viel unterwegs war, aber dennoch könnte er anwesend sein. 

Aurore versuchte mich zu motivieren, in dem sie sagte: "Das schaffst du, Aurela. Ich glaube an dich und gemeinsam stehen wir alles durch. Wir lassen uns sicherlich nicht von einem Mann unterkriegen. Nein, wir meistern das und verhalten uns wie die Luna, die wir mit stolz sind." 

Ich schlug meine Stirn leicht gegen die Tür und schloss meine Augen. Als Zuseherin hatte sie es sehr viel leichter. Mittlerweile hatte ich sogar festgestellt, dass ich jegliche Situation selbst meistern musste. Ich verhinderte größeren Schaden, wenn ich die Macht über meinen Körper behielt. 

"Danke, Aurore. Ich weiß deine Hilfe zu schätzen, trotzdem ist die Lage schwierig." 

Leider konnte ich mich nicht ewig verstecken, weshalb ich dieses Zimmer verlassen musste. Es noch länger hinauszuzögern machte genau gar nichts besser, außer das ich mich verrückt machte.

Ich drückte die Klinke nach unten, um die Tür zu öffnen. Meinen Gesichtsausdruck hatte ich dabei unter Kontrolle, nur mein Herz drehte durch, weil die Angst besitzt von mir ergriff.

Mit einem mulmigen Gefühl spähte ich ins Schlafzimmer hinein. Zu meinem gigantischen Glück war von meinem Mate keine Spur. Wie erhofft war er bereits in seinem Büro oder sonst wo. Meine Anspannung löste sich damit und ich wagte ein paar Schritte hinaus. 

Die nächste Frage war, was genau ich überhaupt tun sollte. Tyrone hatte mir keine Beschäftigung gegeben. Mich hinzulegen und an die Decke zu starren war keine Dauerlösung.

Ich blieb abrupt stehen, als ich ein Geräusch aus dem Kleiderschrank hörte. Mein Blick schnellte dorthin und die Tür war nur angelehnt. Ich spitzte meine Ohren und hörte dort jemanden. Entweder hatte ich Besuch oder es war der Tyrann höchstpersönlich. 

Die Auflösung bekam ich nur über einen Weg, weshalb ich mich in Bewegung setzte. Innerlich betete ich, dass es egal wer war, nur eben nicht mein Mate. Noch würde ich kein Gegenüberstehen überleben. Schon mal davon abgesehen, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte. Das musste ich erst mit mir selbst ausdiskutieren, eher mit Aurore. Vielleicht hatte sie einen guten Einfall. 

An meinem Ziel angekommen, war ich höflich genug zu klopfen und drückte anschließend langsam die Tür auf. Einerseits überraschte mich ausgerechnet diese Gesellschaft anzutreffen, andererseits irgendwie nicht. Man hätte es durchaus erwarten können. 

Yasmina sah längst zu mir mit ihrem emotionslosen Gesichtsausdruck. Was auch immer ihr passiert war, es musste grausam gewesen sein. In ihren Augen war nichts zu finden außer Dunkelheit und Freude dürfte ein Fremdwort für sie sein. Trotzdem war ihre anwesend tausendmal besser als die von Tyrone.

"Hi Yasmina." 

Wie ich das beurteilen konnte, räumte sie gerade den Schrank ein. Es hielt sich um Damenklamotten, die sie aus Kartons räumte und auf die linke Seite platzierte. Scheinbar waren das meine Sachen und ab jetzt meine Hälfte des Schrankes.

Ihre Stimme spiegelte ihre Haltung wieder, während sie antwortete: "Hi Aurela. Ich habe Tyrone angeboten dir mit deinem Zeug zu helfen, eigentlich sofern du das überhaupt willst. Aber ich habe schon mal angefangen." 

Das war lieb von ihr und erstaunte mich. Für ihre abweisende Haltung war das ein kleines Wunder. Vor allem, wenn sie es von sich aus angeboten hatte und es kein Befehl vom Alpha war. 

Sie fuhr fort: "Tyrone meinte, dass ich dich in Ruhe lassen soll, bis du freiwillig aus dem Badezimmer kommst. Ich glaube, er wollte dir die Zeit geben, welche du gebraucht hast." Mit einem Schulterzucken wurde das bestätigt und das war durchaus nett von ihm. Mein Mate hatte mir keinen weiteren Stress bereiten wollen und es respektiert, dass ich alleine sein wollte. Leider musste man ihm dafür Pluspunkte anrechnen. 

Diese Situation überforderte mich etwas, aber ich sagte: "In Ordnung. Übrigens wäre ich sehr dankbar für deine Hilfe. Das ist ausgesprochen nett von dir." Yasmina erwiderte darauf nichts und deutete auf die Schachteln. "Dein Zeug von Zuhause ist genauso dabei. Es kam heute Morgen an und ein Brief war für dich dabei. Allerdings hat den Tyrone. Er wird ihn dir später geben." 

Ein Brief.

Der war bestimmt von meiner Mum, eher Familie. Sie hatten mir eine Nachricht überbringen lassen und das freute mich ungemein. Da änderte sich meine Meinung und ich konnte es kaum erwarten, dass Tyrone zurückkam. Endlich könnte ich etwas von meiner Familie lesen und erfahren wie es ihnen erging. 

Für den Moment musste ich das beiseite schieben, da Yasmina keine genauen Infos darüber hatte. Da sollte ich mich auf unsere aktuelle Aufgabe konzentrieren und versuchen die Zeit irgendwie rum zukriegen. 

Ich ging auf die Kartons zu und fragte: "Genauso dabei? Also haben neue Sachen auch dazu gefunden?"

"Ja, es ist schwer zu beurteilen, wann du das Haus verlassen darfst. Deshalb war ich so frei und habe dir etwas gekauft. Nur ja, heute wurden die Pakete für dich geliefert. Trotzdem kannst du alles behalten, was ich besorgt habe." 

Oh, sie war wesentlich netter wie erwartet. Sie hatte mitgedacht und mir etwas als Übergangslösung mitgebracht. Vielleicht fand ich in ihr doch noch eine Freundin, dann hätte ich wenigstens eine Person an meiner Seite.

Ich öffnete meinen Mund und schloss ihn wieder. Mir fehlten die richtigen Worte um auszudrücken, was ich darüber dachte. Es war einfach unglaublich, welch Mühe sie sich gemacht hatte.

Yasmina tat es mit einer Handbewegung ab, als wäre es nichts und erklärte: "Ich habe es zwar gekauft, aber Tyrone in Rechnung gestellt. Geld spielt für ihn keine Rolle, unter anderem solltest du ihm danken." Trotzdem hatte sie dabei die meiste Arbeit gehabt.

"Zuerst möchte ich dir einen großen Dank aussprechen. Ich kann es nicht ganz glauben. Das ist sehr lieb von dir." Auch das wurde mit einer Handbewegung abgetan.

Bei den Kartons war ich längst angekommen und öffnete einen davon. Es wäre interessant zu wissen, was genau meine Mum für mich gepackt hatte. Vermutlich alles oder zumindest einiges. 

Yasmina erklärte nebenbei: "Tatsächlich habe ich das gerne getan. Du hast es schon schwer genug, wenn ich die Möglichkeit habe dir mit etwas eine kleine Freude zu bereiten, dann tue ich das auch." 

Hm, ich könnte ihre Gesellschaft gut dazu nutzen, um endlich mehr über diese Familie zu erfahren. Offensichtlich gehörte sie zum engeren Kreis, dadurch dürfte sie viele Infos über die Darkmoons besitzen. 

My heartless Mate | ✔️ Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt