Kommentarlos folgte ich Tyrone, denn natürlich hatte er Recht. Mit seiner Mutter war nicht zu spaßen. Wenn es um Leben und Tod ging, sollte man direkt handeln. Da noch lange das Bündnis zu vervollständigen, wenn es eine Gefahr gab, wäre dumm. Später konnten wir das immer noch nachholen. Aktuell gab es etwas anderes zu tun.
Wir eilten gerade den Gang entlang, wobei Tyrone meine Hand genommen hatte. Vermutlich wollte er sicher sein, dass er mich nicht verlor, dabei folgte ich ihm wie ein treuer Hund. Bei seiner verrückten Mum käme ich nicht mal im Traum auf die Idee seine Seite zu verlassen.
Als zusätzliche Sicherheit befanden sich Rudelkämpfer hinter uns, die als Wachen dienten.
Wenn man all die Umstände bedachte, sprach man seiner Mum viel zu. Aber wie er gesagt hatte, diese Frau sollte man niemals unterschätzen.
Nebenbei meldete sich Aurore zu Wort: "Wegen dem Bündnis musst du dir keine Sorgen machen. Das erledigt ihr sicher bald. Tyrone hat mit der Aktion vorhin die Hitze beschleunigt. Sie dürfte demnächst ausbrechen, dann wird es sehr schwer für euch die Finger voneinander zu lassen."
Am liebsten wäre ich geschockt stehen geblieben. Auf die Schmerzen in dieser Zeit konnte ich gerne verzichten. Wenn sie wegen dem Biss nun schneller ausbrach, konnte ich nur hoffen, dass wir das Bündnis bald vervollständigten.
Meine Wölfin fuhr schon fort: "Naja, das war zu erwarten, immerhin ist erst eine Hälfte erledigt. Du musst ihn noch markieren und irgendwie muss man das voran kurbeln. Da macht die Hitze Sinn, die bringt euch nämlich dazu. Alleine, weil dein Verlangen danach riesig sein wird."
Naja, ich sollte versuchen es positiv zu sehen. Mein Mate würde mich hoffentlich keine Qualen leiden lassen und meine Schmerzen lindern. Obwohl das voraussetzte, dass er Zeit hatte und bei der frei rumlaufenden Amanda gab es viel zu erledigen.
Tyrone konnte sagen was er wollte, aber bei der nächsten Gelegenheit musste sein Hals dran glauben. Die Folter der Hitze tat ich mir ungern an, vor allem wenn man sie verhindern konnte.
Aurore lauschte wohl meinen Gedanken, denn sie sagte: "Im Grunde ist dein Zustand ein natürlicher Prozess. Geht das mit etwas mehr Begeisterung?"
Ich ignorierte sie, denn das war mir unmöglich. Und im Inneren war ich immer noch ein bisschen sauer auf meinen Mate. Egal wie dämlich das war, denn wir mussten wirklich los. Und in der vollkommenen Eile wollte ich ihn nicht markieren. Dafür sollten wir etwas mehr Zeit haben und danach wollte ich nicht direkt loslaufen müssen. Es sollte einfach ruhiger ablaufen.
Endlich verließen wir das Haus und einer der Angestellten öffnete uns die Tür. Ich sprach ihm einen Dank aus, nur Tyrone schien mit den Gedanken ganz woanders zu sein. Vermutlich erteilte er über den Mindlink allen Befehle oder wurde auf den neuesten Stand gehalten.
Die paar Stufen nach unten hatten wir schnell hinter uns gebracht und steuerten auf einen Wagen zu. Es war derselbe, in welchem wir damals bei meiner Ankunft hierher gefahren waren.
Theoretisch sollte ich mich freuen, denn ich durfte das Grundstück verlassen, was eine Rarität war. Allerdings hielten sich die positiven Gefühle allgemein in Grenzen. Der Stress mit den Sorgen überwogen alles.
Knapp vor dem Auto angekommen, erklärte Tyrone: "Noch hat man meine Mutter nicht gefunden. Aber man verfolgt bereits ihre Spur." Zumindest teilweise waren das gute Neuigkeiten.
Er ließ meine Hand los und mein Ziel war die Beifahrertür. Nebenbei versuchte ich mich auf eine rasante Fahrt einzustellen. Niemand könnte mir erzählen, dass mein Mate sich ordnungsgemäß im Straßenverkehr verhalten würde, nicht bei all den Umständen.
Beide setzten wir uns auf unseren Platz und Tyrone verschwendete keine weitere Zeit das Auto zu starten. Ich hatte gerade mal die Tür geschlossen, schon fuhr er los.
Mal wieder schaffte mein Mate es mich zu überraschen, als er fragte: "Wie sauer bist du?" Ich musste seufzen und sah zu ihm hinüber. Trotz all der Probleme, trug er diese Sorge in sich und das war schon wieder süß.
Um die Situation zu lockern, antwortete ich: "Du kannst mir ja wie letztes Mal einen Strauß Blumen kaufen." Immerhin hatte er gemeint, dass ich ihn damit verprügeln könnte, falls ich wütend war. Manchmal hatte er wirklich eine verrückte Logik.
Kurz sah er zu mir, dabei wirkte er irritiert und die Zweifel sah man ihm genauso an. "Planst du gerade meinen Mord oder woher kommt diese ruhige Reaktion?"
"Nein, ich kann es nachvollziehen. Ich bin weder unterbelichtet noch schwer von Begriff. Mir ist bewusst wie ernst die Lage ist, weshalb wir das Haus verlassen mussten. Meine Wut wäre unfair."
"Irgendwie war das zu einfach." Er konnte mir das wohl schwer glauben, dabei konnte ich doch tatsächlich rational denken.
Nach einem weiteren Seufzen, erklärte ich: "Wie du so schön sagst, bist du ein unromantischer Typ. Dennoch wäre weniger Stress und minimale Romantik etwas Schönes. Das ist aktuell unmöglich."
Das Grundstück hatten wir längst verlassen, weshalb ich aus dem Seitenfenster sah. Die Straße war von Wald umgeben, außer Bäumen gab es wenig zu erkennen. Wobei es egal war, immerhin hätte ich so oder so keine Orientierung.
Sobald sich die Lage beruhigt hatte, musste ich mir unbedingt dieses Territorium ansehen. Ich war schon gespannt was mich erwartete oder wovon ich überhaupt die Luna sein würde. Im Grunde hatte ich davon keine Ahnung.
Ich legte den Kopf schräg und der wolkenverhangene Himmel machte das Bild düsterer. Es war ideal bei dieser Situation. Sonnenschein wäre beinahe absurd gewesen. Dieses Wetter war passend zur Stimmung.
Es dauerte eine Weile, bis Tyrone antwortete: "Minimale Romantik könnte sogar für mich machbar sein. Obwohl ich allgemein meine Probleme damit habe. Es gibt einfachere Dinge." Irgendwie hatte er es damit geschafft, dass ich leicht lachen musste.
Ich wandte mich wieder ihm zu und er war nachdenklich der Straße vor uns gewidmet. "Naja, man kann nicht in allem ein Profi sein. Außerdem ist es bereits viel Wert, wenn sich jemand Mühe gibt." Im Grunde war dieses Thema erledigt, weshalb ich fragte: "Was ist mit deiner restlichen Familie? Hat bereits jemand Amandas Partei ergriffen?"
Sein Gesichtsausdruck verhärtete sich, was vorab bekannt gab, dass es weniger erfreuliche Nachrichten gab. "Mein Onkel ist verschwunden. Man kann sich denken was das bedeutet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit hat er sich meiner Mutter angeschlossen. Nach ihm wird bereits gesucht."
Dann hatte Benedikt sich wohl offiziell für eine Seite entschieden. Ein weiterer Feind stand damit fest.
"Was ist mit Ludmilla?"
"Sie befindet sich zu Hause, bis jetzt gab es keine Auffälligkeiten. An ihrer Unschuld zweifle ich trotzdem. Dieser Frau kann man genauso wenig vertrauen."
Mit einem Kopfschütteln wandte ich mich ab, um mich den Bäumen zu widmen. Allerdings zogen diese viel zu schnell an uns vorbei, was Tyrones Geschwindigkeit zu verdanken war. Wie gedacht drückte er stark auf das Gaspedal.
Plötzlich legte er seine Hand auf meinen Oberschenkel und drückte leicht zu. "Bald hat das ein Ende, dann können wir ein normales Leben führen."
Ob er wohl erkannte wie falsch diese Aussage klang?
Ich legte meine Hand auf die seine, was die Funken auslöste, die immer eine Wohltat waren. Dabei antwortete ich: "Ich kann es mir schwer vorstellen, dass man allgemein als Luna ein normales Leben führt. Noch weniger, wenn man ausgerechnet deine ist, dafür ist dein Territorium und Rudel zu groß."
"Aurela, damit war eigentlich gemeint, so normal es eben sein kann."
"Was auch immer davon, bei der nächsten Gelegenheit ramme ich dir meine Zähne in den Hals." Nur bei dem Gedanken daran fing mein Kiefer zu schmerzen an. Die Wolfszähne eingezogen zu halten war eine kleine Herausforderung. Der starke Drang war in mir ihn zu markieren. Ewig konnte ich das sicherlich nicht zurückhalten. Mein Glück, dass keine ewige Wartezeit geplant war.
Tyrone murmelte: "Aber mich nennt man unromantisch." Der Punkt ging an ihn, denn es klang wirklich weniger romantisch. Meine Wortwahl hätte ich besser wählen können.
Mit einem Lächeln sah ich zu ihm hinüber, was ihm leider entging. "Tyrone, es entspricht der Wahrheit. Find dich damit ab."
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My heartless Mate | ✔️
WerewolfSie führte ein einfaches und normales Leben im Rudel. Sie war beliebt, von jedem gemocht und war ein wahrer Sonnenschein mit viel Liebe. Alles änderte sich in einer einzigen Nacht. Ein Ball, welcher für den tyrannischsten und mächtigsten Alpha abgeh...