Kapitel 6

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Das Gefühl von der Sonne, das sich warm auf seiner Haut ausbreitete und dem warmen Sand unter seinen Fußsohlen genoss Linus. Manno, erst jetzt wurde ihm klar, wie sehr er es vermisst hatte, seinen Businessanzug gegen seine Badeshorts einzutauschen. „Na Bro, du siehst gerade aus, als hättest du eine Erleuchtung!" Luca schlug ihm kumpelhaft auf die Schulter. Er konnte im Grunde immer noch nicht glauben, dass sich ihre beiden Rollen getauscht hatten. Früher war er immer der gewesen, der sein freies Leben geliebt und genossen hatte. Der, der Luca aufgezogen hatte, wenn er von einem Termin zum nächsten gehechtet war, während er selbst nur lässig in Jeans und Flipflops durch die Gegend gelaufen war. Er hatte nie Pläne gemacht, sondern von einen auf den anderen Tag gelebt. Irgendwie fehlte ihm das schon. Sein Blick fiel zu Ina, die sich gerade mit ihrem Laptop an einem Tisch im Beachclub niedergelassen hatte.....und es fehlte ihm auch nicht. Ein Schmunzeln breitete sich in seinem Gesicht aus. Nee, seine kleine Pepincito würde er für keine Freiheit der Welt eintauschen. „Ja, logisch hatte ich die! Mir ist gerade klar geworden, dass wir noch einmal richtig um die Häuser ziehen müssen, ehe du in den heiligen Stand der Ehe trittst." Die Worte heiliger Stand der Ehe sprach er mit dem salbungsvollen Klang eines Priesters. Luca schüttelte den Kopf. „Nee, so einen Quark wie einen Junggesellenabschied brauche ich nicht." Da war Linus aber ganz anderer Meinung und davon würde er sich auch nicht abbringen lassen.„Es muss ja keine Stripperin sein, aber ich finde trotzdem, wir sollten irgendwie feiern gehen." Linus zog Luca mit sich Richtung Meer. „Jungs, spielt ihr eine Runde Beachvolleyball mit?" Lucas Vater war mit seinem Schwiegersohn Andi zusammen zu ihnen getreten. „Ich warne dich schon einmal vor. Mein Dad beendet das Spiel erst, wenn er gewonnen hat." Linus musterte seinen Gegenüber. Von Luca wusste er ja, dass sein Vater Leon Goretzka, der ehemalige Fußballprofi war. So wie es aussah, war er noch ziemlich gut im Training.  „Dann ist es ja schnell vorbei. Gegen euch sind wir in fünf Minuten fertig", grinste der Ältere der beiden Goretzkas siegessicher. Na wenn er sich da mal nicht irrte, denn Linus hatte früher am Elbstrand fast täglich Beachvolleyball gespielt und auch während seines Stipendiums in Barcelona hatte er da so den einen oder anderen Euro als Siegerprämie kassiert, um sein bisschen Geld aufzubessern. „Und nach dem Spiel müssen die Verlierer mir helfen einen Junggesellenabschied auf die Beine zu stellen." Linus fand das einen prima Einsatz und freute sich, dass er die beiden anderen dann zu Frondiensten vergattern konnte. „Na, dann wirst du das wohl allein machen müssen. Aber vielleicht helfen wir dir ja auch so", kam es sofort wieder lachend von Lucas Vater. Na abwarten, dachte Linus nur schmunzelnd...
Ina schaute von ihrem Laptop auf. Was war das denn für ein Gejohle? Das war ja mal total nervend. Wie sollte man bei dem Lärm sich denn konzentrieren und produktiv sein? Ihr Blick fiel zu der Lärmquelle auf dem Beachvolleyballfeld, wo sich Linus und Luca gerade abklatschten. Ein leichtes Schnauben entfuhr ihr. Das war ja noch besser. Ihr Freund vergnügte sich lärmend, während sie hier saß und sich den Kopf für die Firma zerbrach.  „Hallo Ina!" Ihr Kopf wanderte in die Richtung, wo die Stimme herkam. Lucy, Lucas Schwester erkannte sie sofort wieder. Und die Rotblonde mit den kurzen Haaren neben Lucy kam ihr auch irgendwie bekannt vor. Bestimmt war sie auf dem Geburtstag von Lucas Zukünftiger. Bei dem Gedanken schüttelte es sie immer noch. Sie hatte von Anfang an nicht verstanden, wieso Luca überhaupt mit dieser Genia zusammen war, schließlich war sie viel älter als er, aber dass er sie jetzt auch noch heiratete, konnte Ina so überhaupt nicht verstehen. „Das sind Tessa und Paula", stellte Lucy ihr die anderen beiden Frauen vor und Ina versuchte sofort die Namen mit den Gesichtern abzuspeichern. Das war eine ihrer Begabungen, sie konnte sich Namen und Gesichter sehr gut einprägen. Im Geschäftsleben brachte es einem Pluspunkte, wenn man die Leute immer mit dem richtigen Namen anredete. „Ja, also ich bin Paula, die Trauzeugin." Die Frau, circa im Alter der Braut reichte ihr die Hand. „Wir wollten dich zum Junggesellenabschied von Genia morgen einladen." Wie bitte? Was sollte denn der Blödsinn? Dachten die drei, sie hätte ihre Zeit irgendwo gestohlen? „Wir wollen uns einen ganz ruhigen Abend machen, erst mit schönem spanischen Essen und dann gibt es für alle eine Massage und noch so ein paar Schönheitsanwendungen." „Das Essen ist ja okay, aber dass ich mir irgendwelchen Schlamm in die Fresse pampen lasse, könnt ihr vergessen", begehrte diese Tessa sofort auf. Jetzt konnte Ina sich auch wieder ganz genau an sie erinnern. Ja, sie war definitiv bei dem Geburtstag und hatte zwei kleine total unerzogene Kinder gehabt, die die ganze Zeit mit Bällen durch die Gegend geschossen hatten. Der Gedanke den Abend mit ihr zu verbringen, war nicht gerade ansprechend. „Also ich...."  „Du bist doch hoffentlich dabei?" Diese Paula schaute Ina hoffnungsvoll an und irgendwie änderte sie ihre Meinung spontan. „Ja klar, bin ich dabei." Warum sie ihre Meinung geändert hatte, war Ina selbst nicht ganz klar, schließlich musste sie noch ein paar Unterlagen sichten.....ach egal, sie würde das dann eben morgen schon im Lauf des Tages versuchen fertig zu bekommen. Das würde schon klappen. Und so ein entspannter Abend wäre ja vielleicht auch gar nicht so schlecht. Sie konnte sich nicht einmal mehr erinnern, wann sie das letzte Mal einen Termin bei der Kosmetikerin gehabt hatte. Das musste bestimmt schon drei Jahre her gewesen sein. Früher hatte sie diese Termine geliebt....ja, schon als kleines Kind hatte ihre Mutter sie dorthin mitgenommen und es war immer die Zeit gewesen, die sie beide ganz alleine für sich hatten.  Ein warmes Gefühl durchlief sie und es machte sich eine kleine Vorfreude in ihr breit.

Schuss und Treffer -  in der zweiten Mannschaft   ✔️    Teil 13Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt