Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft ✔️ Teil 13

Kapitel 24

Auch zwei Tage später ging Ina Linus seltsamer Blick nicht aus dem Kopf. Wieso hatte er sie so komisch angestarrt als sie ihm ihre Blutgruppe bestätigt hatte. Entschlossen sprang sie von ihrem Schreibtischstuhl auf und lief in das Nachbarbüro. Linus war gerade beim Telefonieren und deutete ihr mit der Hand sich zu setzen. „Perfekt! Danke für Ihre Hilfe und dass Sie das so schnell realisieren konnten", schmierte Linus der Person am anderen Ende Honig ums Maul. Wahrscheinlich war das einer der Zulieferer, dem er eine schnellere Lieferung aus dem Kreuz hatte leiern können. Ina fielen auf Anhieb zwei oder drei Baustellen ein, wo ein bisschen Schub nicht schaden konnte. „So, ich habe Paris gebucht, am nächsten Wochenende fliegen wir." Ina hatte sich doch wohl verhört. „Am nächsten Wochenende?", japste sie. Das...das waren gerade einmal noch drei Tage. Das ging doch nicht so spontan. Auf ihrem Schreibtisch stapelten sich jede Menge Sachen, die sie noch dringend zu erledigen hatte. Sie brauchte mindestens noch drei Wochen Vorlauf und nicht nur Tage. „Ja, das war gar nicht so leicht da so kurzfristig etwas zu bekommen." Ein gewisser Stolz schwang in Linus Stimme mit. „Schließlich ist gerade Fashion Week", zwinkerte er ihr zu. Fashion Week! Alleine bei den Worten begann es in Inas Körper zu kribbeln. Schon seit sie begonnen hatte sich für Mode zu interessieren war es ihr größter Traum gewesen einmal zur Fashion Week in Paris zu sein. Und ein noch viel größerer Traum war es zu einer dieser Modeschauen zu gehen. Einmal bei Dior oder Chanel am Laufsteg zu sitzen. Okay, es musste ja nicht unbedingt Dior oder Chanel sein, Lagerfeld oder Chloé wären auch okay. Ach Quatsch, ihr würde schon eine Modenschau von irgendeinem Indie Label reichen, Hauptsache Modenschau. „Und ich habe eine Überraschung für dich." Linus Schmunzeln nahm fast sein ganzes Gesicht ein. „Willst du gleich wissen, was es ist oder erst in Paris?" „Gleich", schoss es Ina ohne lange zu überlegen aus dem Mund. Sie hasste Überraschungen. Es war ihre Mentalität auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein und das schlossen Überraschungen nun einmal aus. „Ich habe mir gedacht, dass es doch ganz schön wäre, wenn wir nicht nur alleine nach Paris fahren." Okay, das hatte sie jetzt nicht erwartet. „Ich habe Luca und Genia gefragt und sie begleiten uns." Auf diese Überraschung hätte Ina gut verzichten können. „Nun zieh nicht so eine Flappe. Das war ja noch nicht alles." Scheinbar hatte Linus ihr ihre Begeisterung angesehen. Aber ehrlich gesagt konnte sie auf noch mehr solcher Überraschungen gut verzichten. „Sie nehmen Carmen, Julia und Ben mit. Dann hat Natascha auch mehr Spaß im Disneyland als mit nur uns beiden." Okay, da hatte er recht und Ina versuchte sich für ihre kleine Schwester zu freuen, auch wenn sie nicht gerade scharf darauf war, diese Frau die ganze Zeit um sich zu haben. Andererseits hatte sie ja auch noch etwas bei Schischi wieder gut zu machen, weil sie ihr fast den Geburtstag versaut hatte. Also würde sie das Wochenende einfach mit Anstand hinter sich bringen, so wie sie es auch bei manchen anderen Verpflichtungen tat. „Prima", versuchte sie eine wenigstens etwas positive Reaktion zu liefern, damit war das Thema für sie abgeschlossen und sie wollte zu ihrem ursprünglichen Grund kommen, der sie in Linus Büro getrieben hatte. „Sag mal....." „Ach, ich hatte da noch etwas ganz vergessen", unterbrach Linus sie grinsend. „Während Luca und ich uns mit den Kindern in Disneyland vergnügen, gehst du mit Genia zu Dior zur Show und hinterher ins Ballett." Ina glaubte sich verhört zu haben. „Dior und Ballett", japste sie diesmal. „Ja, mit Genia." Das war ja total nebensächlich. Sie würde sich einfach ganz auf die Mode und die Kunst konzentrieren.  „Sie ist da irgendwie an die Karten gekommen." Ina schaute Linus verwundert an. Das hätte sie bei der Frau gar nicht erwartet. Die ging doch höchstens im Primark einkaufen. Egal. Einem geschenkten Gaul schaute man nicht ins Maul. „Das ist ja der Wahnsinn", platzte es dann doch aus ihr heraus und sie ließ sich auf Linus Schoß nieder. „Meinst du, du schaffst es in den drei Tagen zu packen?" Was für eine Frage. Natürlich würde sie das schaffen. Anstatt einer Antwort küsste sie Linus überschwänglich. So aufgeregt hatte sie sich schon ewig nicht mehr gefühlt. Wenn sie recht überlegte, war das wahrscheinlich das letzte Mal der Fall gewesen als sie fünf war und noch an den Weihnachtsmann geglaubt hatte. Sie würde nach Paris zur Fashion Week fliegen und dort sogar eine Show besuchen. Nein, sie würde sogar eine der wichtigsten Shows besuchen. Das war......das war der totale Wahnsinn. Das war unglaublich. Ina konnte sich noch gut daran erinnern, dass ihre Mutter ihr damals zu ihrem vierzehnten Geburtstag versprochen hatte, dass sie im nächsten Herbst mit ihr nach Paris zur Fashion Week fliegen würde. Und sie hatten beide schon Pläne gemacht, was sie dort in Paris alles unternehmen wollten. Ballett hatte auch mit zu dem Programm gehört. Ja, ihre Mutter hatte das Ballett geliebt und ihr versucht auch die Schönheit der Musik und Tänzer zu vermitteln. Ein Spaziergang an der Seine entlang, hatten sie sich auch vorgenommen. Dort hatten sie sich von einem der Künstler gemeinsam zeichnen lassen wollen. Danach hätten sie den beleuchteten Eiffelturm bewundert und wären in ein Bistro essen gegangen. Ina musste schlucken. Und dann war ihre Mutter einfach gestorben und Ina war nie nach Paris gekommen... Schlagartig fiel ihr wieder ein, warum sie eigentlich hier bei Linus war.  „Du sag mal, warum warst du letztens eigentlich so überrascht als wir uns über die Blutgruppen unterhalten haben?", platzte es aus ihr heraus.