„Wir sind dann mal alle weg." Luca steckte seinen Kopf durch die Tür und zwinkerte Ina zu. Sofort fing Inas Herz an los zu galoppieren. Linus und sie hatten es wirklich noch vor Mitternacht gestern ins Chalet geschafft. Ja, das versprochene Trinkgeld hatte den Taxifahrer wirklich beflügelt. Einige Male hatte Ina sich zwar dafür verflucht, ihn so angespornt zu haben, denn ihr war bei manchen Fahrmanövern der Schweiß auf die Stirn getreten. Das war dann aber vergessen gewesen als sie pünktlich vor Mitternacht die Familie überrascht hatten. Man, hatten die alle geschaut als sie durch die Tür gekommen waren. Es war so schön gewesen, wie sich alle gefreut hatten, Linus wieder da zu haben. Seine Mutter hatte sogar ein paar Tränen verdrückt, genau wie Genia. Bei ihr waren die Tränen aber der Tatsache geschuldet gewesen, dass Ina doch bei ihr war. „Ich wünsche dir alles Glück dieser Erde", hatte sie ihr ins Ohr geflüstert, als sie sich lange umarmt hatten. „Hole dir vom Leben das, was du dir wünschst." Und genau das war es, was Ina jetzt auch vorhatte. Sie würde sich genau das alles vom Leben holen. Auf der Taxifahrt hatte sie Linus von ihrem Plan mit dem Studium erzählt und er war total begeistert. Auch davon, dass sein Vater jetzt in der Firma arbeitete und seine Mutter den Haushalt führen würde. Er hatte sogar angeboten wieder die Firmenleitung zu übernehmen. Ina war sich aber noch nicht sicher, ob sie nicht trotzdem einen Geschäftsführer ihm und Thomas zur Seite stellen würde. Andererseits würden sich Vater und Sohn garantiert gut ergänzen und wenn Linus nur noch die wirtschaftliche Verantwortung trug, war das mit Sicherheit nicht mehr so stressig wie vorher. Ja, das würde gut laufen. Außerdem war Preetz Bau schon immer ein Familienunternehmen gewesen, also passte Vater und Sohn perfekt. Und Ina würde auch immer ein Auge darauf haben, dass genug Freiräume für sie beide blieben. Ja, sie mussten auch ab und zu mal etwas unternehmen, schließlich waren sie nur einmal jung. Das war eine Weisheit, die ihr gestern ihr Opa zugeflüstert hatte. Mit der Familie im Rücken würde ihre Zukunft perfekt werden. Dafür fehlte aber noch eine Sache. Ina lief zu ihrem Nachttisch und holte die kleine Schmuckschatulle heraus, die sie in Linus Sachen gefunden hatte.....
Ina pustete das Zündholz aus und legte es in den Aschenbecher. Sie ließ ihren Blick durch das Wohnzimmer gleiten. Die Flammen der Kerzen in den großen silbernen Lüstern flackerten aufgeregt. Mindestens genauso aufgeregt flatterte auch ihr Herz. War es wirklich ein so guter Plan, wie sie sich das vorstellte? Leichte Unsicherheit überfiel sie als sie den Kamin zündete. Sie hatte den Plan so spontan entwickelt und das war eigentlich überhaupt nicht ihre Art, aber Genia war sofort begeistert gewesen. Sie hatte ihr gesagt, dass es genau richtig war, mutig zu sein, und auf das Herz zu hören. Ja, das hatte sich wirklich gut angehört, aber gerade war Ina sich nicht mehr so sicher, ob sie das wirklich einfach so schaffte. Irgendwie war es genau gegen das, was ihr Vater ihr all die Jahre gepredigt hatte. Der Mann übernahm die Führung und die Frau hatte abzuwarten. Pah, so ein Schwachsinn. Sie musste an ihre andere Mutter denken. „Du schaffst das, meine Maus!", hörte sie die Stimme von Mona. Ja, sie würde es schaffen und sich den Mann für's Leben selbst klären. Sie würde nicht warten bis er das tat. Nein, sie war die neue Ina, die ihr Leben in die eigene Hand nahm und nicht mehr fremdbestimmt lebte. Entschlossen legte sie ihre Hand um die kleine Schachtel in ihrer Hosentasche. „Linus!", rief sie laut. Linus hörte Inas Ruf in der Küche. Sein Herz fing sofort an in seiner Brust zu poltern. War da ein nervöser, panischer Ton in Inas Stimme? War ihr etwas passiert? Normalerweise rief sie nicht so durch die Gegend. Das war überhaupt nicht ihre Art. Schnell schlitterte er auf seinen Strümpfen über den Steinboden des Flurs ins Wohnzimmer, wo er Inas Stimme geortet hatte. „Was..." Überrascht schaute er auf die Kerzenständer und den knisternden Kamin vor dem Ina auf diesem weißen flauschigen Teppich stand, der irgendwie an eine Eisbärenfell erinnerte. Mit langsameren Schritten lief er auf Ina zu. Sie sah heute so unglaublich hübsch aus. Ihre Wangen waren leicht gerötet und ihrer blauen Augen wirkten besonders groß, so wie sie ihn anschaute. Linus konnte sich einfach nicht bremsen und schlang seinen Arm um sie, um sie zu küssen. Ina entzog ihm aber ihren Mund. Was sollte das denn? „Ich muss dir erst noch eine ganz wichtige Frage stellen." Was sollte das für eine Frage sein? Sie hatten sich doch gestern im Taxi ausgiebig ausgesprochen und er hatte ihr sogar seine ganzen Probleme gebeichtet. „Okay?" Das war mehr eine zögerliche Frage als Antwort. Ina kicherte nervös. „Ich hoffe, du antwortest gleich mit mehr Enthusiasmus." Jetzt war er aber wirklich neugierig auf die Frage. „Dann hau raus", forderte er sie ungeduldig auf. Ina räusperte sich kurz und sank auf eines ihrer Knie. „Linus, ich liebe dich mehr als alles andere auf der Welt. Willst du mich heiraten?" Was hatte Ina da gerade gefragt? Linus war total verwirrt. „Das sollte eigentlich gestern mein Text sein. Das weißt du, oder?" Ina nickte leicht und schaute ihn mit noch größeren Augen an. Sah er dort Unsicherheit? „Das ist jetzt aber keine Antwort auf meine Frage." „Doch ist es. Wenn ich die Frage auch stellen wollte, wie könnte ich da nicht ja sagen?" Ina sprang auf. „Das heißt dann ja?" Linus musste lachen. So aufgeregt hatte er Ina selten erlebt. Er nickte wild mit seinem Kopf. „Das heißt unendlich oft Ja. Und jetzt lass mich dich küssen." Ina schüttelte ihren Kopf. „Was?" Linus schaute sie verwirrt an. Sollte das nur ein Test sein, oder was? „Er hat ja gesagt!" War das ganz leise die Stimme von Linus Mutter, die Ina irgendwo im Hintergrund hörte? Nee, das war ja Quatsch. Seine Eltern waren genau wie alle anderen nach Innsbruck gefahren. Ina schaute sich einmal suchend um. Nein da war definitiv niemand. „Das will ich ihm auch geraten haben." Das war definitiv Genias Stimme. Manno, scheinbar drehte sie schon komplett vor Aufregung durch. „Erst musst du mir noch einen Ring an den Finger stecken." Ina schob ihre Hand in ihre Hosentasche und fischte nach dem kleinen Schmuckkästchen. „Wenn ich den hier hätte, dann hätte ich dir garantiert die Frage aller Fragen schon gestellt. Aber wir können morgen, wenn alle Geschäfte wieder aufhaben gerne einen neuen für dich kaufen gehen. Außer ich bekomme solange keinen Kuss von dir, dann klingele ich sofort den Dorfjuwelier heraus." „Nicht nötig!" Sie hielt die kleine Schachtel breit grinsend hoch. „Du hast doch schon den perfekten Ring." Linus schaute überrascht auf die Schachtel in ihrer Hand. „Du hast ihn mit?" Als Antwort bekam er nur ein Nicken. Er musste nicht lange Überlegen und griff nach dem Kästchen. Damit in der Hand sank er selbst noch einmal auf die Knie. „Ich liebe dich über alles auf der Welt. Willst du mich heiraten?" Anstatt einer Antwort bekam er ein breites Grinsen zu sehen. „Hätte ich dich sonst gefragt?" „Heißt das ja?" „Unendlich oft ja", wiederholte Ina seine Antwort, die er ihr gegeben hatte. Linus zog den Ring heraus und schob ihn ihr auf den Finger. Dann drückte er noch einen Kuss darauf, ehe er sich erhob und seine Lippen den längst überfälligen Verlobungskuss einforderten. „Sie haben beide Ja gesagt!" „Ja, sie knutschen gerade!" Das war definitiv Nataschas Stimme und das davor die von Alex. Da war sich Ina ganz sicher. „Igitt!" Das war Ben. Ein lautes Plopp erklang. Also entweder drehte sie völlig durch vor Glück oder... Ina öffnete kurz ihre Augen und ..... und sah ringsum sich ihre Familie stehen, die zu lachen und zu klatschen anfing. Ina und Linus lösten sich voneinander. „Was macht..." „Wir konnten uns das doch nicht entgehen lassen", unterbrach sie ihre Mutter strahlend und umarmte sie und Linus gemeinsam. „Und wehe du machst meine Kleine nicht glücklich!" Genia erhob drohend ihren Zeigefinger in Richtung Linus, der Ina sofort ein Stück fester an sich zog. „Keine Angst, die Gefahr, dass du mir auf das Dach steigst, gehe ich nicht ein. Außerdem ist das ab sofort meine einzige Aufgabe." „Nicht ganz! Ich würde auch gern noch mal Oma werden!", kicherte Astrid. „Und wenn du unsere Ina nicht glücklich machst, dann steigt dir nicht nur Genia auf das Dach." Alex schaute Linus grinsend an. „Nicht wahr, Natascha?" Inas Schwester nickte begeistert. „Ja, da lassen wir uns dann was ganz fieses einfallen." Linus musste lachen. „Keine Angst. Das Risiko gehe ich nicht ein." „Na prima, dann liebst du mich also nur, weil meine Familie dich unter Druck setzt?" Linus schüttelte empört den Kopf. „Nein, ich liebe dich trotz unserer Familien. Und das wird auch immer so bleiben." Ja, das würde es. Da war sich Ina ganz sicher. Sie würde Linus nie wieder gehen lassen. In den letzten Jahren hatte sie so viel Leid ertragen müssen. Jetzt hatte sich das Blatt aber gewendet. Endlich war sie glücklich und wusste, wo ihr Leben hin gehen sollte. Das würde sie sich nie wieder nehmen lassen. Endlich war sie befreit von den Erwartungen, die an sie gestellt wurden. Sie musste nur noch die erfüllen, die sie selbst an sich stellte. Ihr Blick wanderte über die Leute, die sich im sie versammelt hatten und mit Sekt anstießen, den Luca zusammen mit ihrem Opa verteilt hatte. Und alle diese lieben Menschen, die sie jetzt ihre Familie nannte, würden ihr mit Sicherheit dabei zur Seite stehen, wenn sie jetzt ihr Leben endlich in die eigenen Hände nahm und sie unterstützen. Allen voran Linus. Da war sie sich sicher. Sie nahm seinen liebevollen Blick wahr, der auf ihr ruhte. Ja, für sie beide lag ein Für-immer vor ihnen. Dafür würde sie mit allen Kräften sorgen.-ENDE-
Hallo ihr Lieben,
Es ist mal wieder soweit. Die Story hat ihr kleines Happy End gefunden. Ich weiß, dass in der letzten Story viele gehofft hatten, dass Genia ihre kleine Carmen wieder findet. Zu dem Zeitpunkt war es aber noch nicht an der Zeit. Ich hoffe, ihr hattet Freude daran diesen Weg dann doch noch mitzugehen. Auch von den beiden werdet ihr mit Sicherheit in Zukunft noch wie gewohnt ab und zu etwas hören...........
Ich danke den vielen stillen Lesern und jedem der ein Sternchen da gelassen hat, was immer eine kleine Belohnung für mich ist. Ich hatte viel Spaß an euren Kommentaren und daran, wie ihr immer mitgefiebert habt. Jeder dieser Kommentare motiviert mich ganz auf seine Weise. Deshalb möchte ich mich auch ganz besonders bei @monidor41, @maki_sushi_ii @HexleHanna, @Tim_2000 , @AnnaWerth , @Katha1900 , @A_heck17 , @larrypupsi , @LaSamstag , @SandraFynn79 , @AntoniaRostock, @franzifisch , @blingbling2408 , @MaryLianeSim, @YasiMortis, @libraryjourney, @nina2776, @Uschka8596 und @eltje_ bedanken. Ich hoffe, ich habe euch mit dieser Story etwas Spaß bereitet und ihr seid morgen wieder dabei, wenn es dann heißt "Schuss und Treffer - Tanz mit dem Ball". Ich bin gespannt, ob ihr schon ahnt, um wen es dieses Mal geht. Vielleicht habt ihr ja Lust eure Vermutung in den Kommentaren mit mir zu teilen. Mich würde es jedenfalls freuen, wenn ihr weiterhin dabei seid.
Ganz liebe Grüße
Eure Prinzessin Flanke
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Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft ✔️ Teil 13
RomanceLinus und Ina sind schon seit zwei Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie das Bauunternehmen von Inas Vater, der seit seinem Herzinfarkt ein Pflegefall ist. Für Ina war der Weg in die Firma schon von kleinauf vorgezeichnet. Linus hatte sich sein Lebe...