Kapitel 13

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„Komm, lass uns noch einmal tanzen!" Linus reichte Ina die Hand und zog sie von dem Loungesofa hoch. Ihm kribbelte es so langsam wieder in den Füßen. Klar, war das Gespräch mit Max auch interessant gewesen, aber etwas Bewegung wieder, konnte auch nicht schaden. „War schön mit dir zu reden." Diesmal war es auch nicht nur als Floskel gemeint. Ina hatte wirklich Spaß an dem Gespräch über Mode mit Leokardia gehabt. „Du hast ja meine Nummer. Wenn du also mal Lust hast, was von unserem Label auszuprobieren, musst du dich nur melden." Ja, sie hatte mit Leokardia ihre Telefonnummern getauscht und es war sehr wahrscheinlich, dass sie sich wirklich einmal dieses Label anschaute. „Du hast dich gut mit Leokardia verstanden", stellte Linus fest, nachdem er sie wieder in seine Arme gezogen hatte. Ihm war aufgefallen, wie begeistert Ina sich unterhalten hatte. Ihre Augen hatten richtig geleuchtet und sie hatte mit ihren Händen gestikuliert. So sah er sie am liebsten. Leider kam das nur viel zu selten vor. Linus fand es schade, dass Ina keine wirkliche Freundin hatte, mit der sie sich mal treffen und ausquatschen konnte. Oder mit der sie einfach mal was unternahm und Spaß hatte. Für sie drehte sich immer alles nur um die Firma. So sollte das nicht sein.....und schon gar nicht mit Anfang zwanzig. Nee, da sollte man sein Leben genießen und was erleben. Ihm war nämlich durchaus klar, dass man wirklich nichts nachholen konnte. Klar konnte man auch Sachen machen, wenn man älter war, aber sie würden nie so sein wie mit Zwanzig. Manchmal keimte in ihm auch der Gedanke auf, dass sie beide einfach zu viel verpassten. Um so mehr genoss er gerade den Urlaub hier auf Ibiza. Spontan drehte er Ina und erntete ein erschrockenes Aufquietschen, das sofort in ein herzliches Lachen überging. Ja, so müsste es immer sein.
„So, jetzt mal alle unverheirateten Mädels herkommen." Genias Mutter deutete zu sich. Das war bestimmt diese Brautstrauß werfen. Irgendwie fand Ina das immer etwas diskriminierend, wenn die Frauen hoffnungsvoll dastanden, um einen blöden Blumenstrauß zu fangen, weil sie hofften dann die nächste Braut zu sein. Andererseits war es ein alter Brauch. Und alte Bräuche ergaben schon einen Sinn. Deshalb machte sie sich auch auf den Weg. „Prima, dann sind wir ja jetzt komplett", lächelte die ältere Frau auf die Schar Mädels und Ina spürte noch mehr Scham, denn sie war die einzige Frau in ihrem Alter. Um sie herum standen nur zwei Teenager Mädels und ihre Schwester mit ihren Freundinnen, gefolgt von noch kleineren Mädels. Damit war die Sache nicht nur diskriminierend, sondern auch noch mega peinlich. Alle anderen Frauen in ihrem Alter waren hier bereits verheiratet und hatten sogar schon Kinder. Ihr Blick fiel zu Linus, der mit einem Typen zusammenstand, der Max ziemlich ähnlich sah, aber irgendwie muskulöser wirkte. Vielleicht sollte sie sich heute einmal richtig Mühe geben den Strauß zu fangen und auf die Magie des Brauchs hoffen, damit ihr diese Peinlichkeit in Zukunft erspart blieb. Trotzdem fühlte sie sich total unwohl zwischen den ganzen Kindern. Linus fing ihren Blick auf und zwinkerte ihr zu. „Inibini, wetten ich schnappe mir den Strauß!" Natascha schaute sie kampfbereit an. Das konnte doch wohl nicht wahr sein, dass ihre kleine Schwester ihr Konkurrenz machen wollte. „Vergiss es, Schischi. Der Strauß ist meiner." Ina kniff ihre Augen zusammen und fixierte die Braut, die mit dem Rücken zu ihnen stand. Ihr Ehrgeiz war geweckt. Bestimmt ließ sie sich nicht von diesen Krabben in die Suppe spucken. Soweit kam das noch. Ihre Schwester hatte mindestens noch zehn Jahre Zeit, um einen Strauß zu fangen. „Eins, zwei...." Die Braut fing an zu zählen und Ina scannte jede Bewegung von Genia. „Stop!" Was war das denn bitte? „Wir unverheirateten Männer fühlen uns hier irgendwie ausgeschlossen", ertönte die fröhliche Stimme von Linus. „Ja, das entspricht überhaupt nicht der gesetzlich geforderten Gleichstellung der beiden Geschlechter", mischte sich auch der Rotblonde ein. „Du willst doch sowieso nicht heiraten, Phil!", kam es von Tessa, deren Namen sich Ina mittlerweile gemerkt hatte, auch wenn sie ihr alles andere als sympathisch war.  „Das stimmt so nicht. Ich habe nie gesagt, dass ich nie heiraten will." Wenn man genau hinschaute, sah man, dass die beiden eindeutig Geschwister waren. Wenn Ina genauer hinschaute, gab es hier noch mehr so rotblonde Schöpfe. Kannte man in dieser Familie das Wort Verhütung nicht? „Dann stellt euch dazu. Wir werden alle nicht jünger", kam es von der Braut, die sich wieder umdrehte. „Na du weißt ja, wovon du sprichst", gackerte dieser Phil und schob sich zwischen die Teenies, die sich um Ina gescharrt hatten. Ina musste sich wegen des Spruchs ein Lachen verkneifen, als sich auch Linus neben ihr einreihte. „Man Phil, drängel dich nicht vor mich", protestierte ein Teenager lautstark. „Stella, du brauchst noch keinen Brautstrauß fangen", kam der sofortige Konter. „Aua!", folgte ein Aufschrei, während die Braut bereits wieder herunter zählte und bei der zwei war. „Hast du Mistbiest mir gerade auf den Fuß getreten?" Phil hüpfte auf einem Bein auf und ab, während der Brautstrauß durch die Luft segelte. Ina fixierte ihn genau mit den Augen und versuchte ihn telepathische in ihre Richtung zu lenken. Entweder funktionierte ihre Telepathie oder die Hochzeitsgeister waren ihr wohl gesonnen, denn der Strauß segelte wirklich in ihre Richtung. Gerade als sie zugreifen wollte, setzte ihre Schwester vor ihr zum Sprung an.... Und griff genauso wie sie selbst ins Leere, denn über ihrem Kopf sah Ina Linus Hand, in der er den Strauß hielt. „Man Linus, das ist voll unfair", meckerte Natascha sofort los und Ina konnte es einfach nicht glauben, dass ihr Freund ihr den Strauß vor der Nase weggeschnappt hatte. „Eh Alter, dann bist du ja der Nächste, der heiratet." Phil kam zu ihm gehumpelt. „Unglaublich mein Mistbiest von Schwester hat einen härteren Tritt als ein Nilpferd." Er bückte sich und rieb seinen Fuß. „Scheint wohl so!" Linus zwinkerte Ina zu und ihr wurde ganz warm ums Herz, denn dieses Zwinkern war fast wie ein Versprechen. Wozu musste sie auch den Strauß fangen, wenn ihn Linus gefangen hatte. Wer von ihnen beiden war doch egal, denn es bedeutete, dass sie beide als nächste heiraten würden. Ja, sie würde nie wieder nach so einem Brautstrauß hechten müssen, sondern war die nächste die ihn warf. Ein aufgeregtes Kribbeln breitete sich in ihr aus.

Schuss und Treffer -  in der zweiten Mannschaft   ✔️    Teil 13Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt