Kapitel 110

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Ina öffnete langsam ihre Augen und blinzelte..Verflucht, sie war doch Tatsache eingenickt. Langsam kroch sie unter der Decke hervor, in die sie sich gekuschelt hatte, und streckte sich. Manno, zog das im Nacken. Also dieses Sofa war wirklich unbequem. Vielleicht sollte sie nicht nur das Schlafzimmer neu gestalten, sondern auch gleich noch das Wohnzimmer. Ja, etwas mehr Wohnlichkeit anstelle von Chrom, Glas und Leder. Inas Blick fiel zu der Wanduhr. Es war kurz vor sieben. Kurz vor sieben?! Wenn sie sich um acht Uhr auf dem Sofa niedergelassen hatte, bedeutete das ja, dass es bereits der nächste Morgen um sieben Uhr war. Das Licht brannte noch genauso wie gestern Abend. Nein, das konnte ja nicht sein. Bestimmt ging die Uhr da an der Wand nur falsch und veralberte sie. Inas Blick wanderte zu der Uhr an ihrem Handgelenk. Sieben Uhr! Nein, das .....das war doch nicht möglich. Sie griff nach ihrem Handy. Doch es war möglich. Dort stand eindeutig 22.Dezember und sieben Uhr. Okay, sie hatte die ganze Nacht hier auf dem Sofa verbracht. Entschlossen sprang sie auf und rannte in die Küche. Das Essen stand unberührt in der Mikrowelle, wo sie es gestern hineingestellt hatte. Wieso hatte Linus sie nicht geweckt? Und wieso hatte er nicht wenigstens ohne sie etwas gegessen als er vom Laufen zurück war? Die Frage war ziemlich einfach zu beantworten. Weil er noch immer auf sie sauer war! Okay, das würde jetzt sofort ein Ende haben. Dafür würde sie sorgen. Ina schärfte einmal kurz ihre Ohren. Im ganzen Haus war es noch still. Das hieß dann wohl, dass Linus noch schlief. Entschlossen lief sie die Treppen hinauf zum Schlafzimmer. Dann würde sie ihn jetzt liebevoll wecken und das Gespräch führen, das sie eigentlich schon gestern hatte führen wollen. Hoffentlich bekam sie das hin. Natürlich bekam sie das hin, machte sie sich selbst Mut. Wenn sie etwas wirklich wollte, dann hatte das bis jetzt immer geklappt. Außerdem hatte sie ihre Fehler ja schon längst eingesehen und musste das nur noch Linus klar machen und sich entschuldigen. Inas Herz klopfte trotzdem einige Takte schneller als sie die Türklinke herunterdrückte und die Schlafzimmertür öffnete. Wie am Vorabend tastete sie sich zum Bett. Ihr Schienbein blieb diesmal aber verschont und ihre Hände fuhren das Bettzeug ab. Das.....da..... Inas Hand betätigte den Lichtschalter und sofort blendete sie das grelle Licht. Das Bett war leer! Wo war Linus? Ina rannte aus dem Raum und lief zu ihrem alten Zimmer. Vielleicht war er ja so sauer auf sie, dass er nicht im selben Bett liegen wollte, wenn sie auch schlafen ging. Ihre Hand knallte auf den Schalter. Da war nur ihr altes Himmelbett. Unberührt und leer. Vielleicht hatte er ja in Schischis Zimmer übernachtet, weil er Himmelbetten nicht mochte. Ja, logisch! So musste es sein. Welcher Mann schlief schon freiwillig in einem rosa Mädchentraum? Ina drehte sich um und riss die gegenüberliegende Tür auf. Ihr Plan von liebevollem Wecken hatte sich in Luft aufgelöst und war durch Panik ersetzt worden. Ja, Panik, weil Linus scheinbar noch sauerer auf sie war, als sie erwartet hatte. Verflucht! Scheinbar wollte er auch nicht in einem Hochbett mit Rutsche schlafen. Dann blieben nur die Gästezimmer. Ina stürzte zu dem Flur, der auf der anderen Hausseite abzweigte. Sie riss eine Tür nach der anderen auf. Nichts! Kein Linus! Nirgends! Inas Herz raste und ihr Magen zog sich zusammen. War ihm gestern etwas beim Laufen zugestoßen? Nein, bestimmt nicht, versuchte sie sich zu beruhigen. Dann hätte doch mit Sicherheit sich jemand bei ihr gemeldet. Bestimmt war Linus nur schon sehr früh aufgestanden und ins Büro gefahren. Ja, genau! So musste es sein. Auch wenn sie der Gedanke beruhigte, dauerte das nur kurz an, denn das bedeutete, dass er wirklich, wirklich sauer war und ihr aus dem Weg ging. Ina lief die Treppen hinunter. Ihr Weg führte sie wieder in die Küche und sie lief zum Fenster, um einen Blick hinaus zu werfen. Ja, von hieraus konnte man die Auffahrt vor dem Haus am besten sehen. Wieso stand dort Linus Wagen, wenn er doch schon ins Büro gefahren war? Inas Herzschlag beschleunigte sich wieder und ihr Magen zog sich schmerzhaft zusammen.  Was war hier los? „Guten Morgen, Ina! Bin ich zu spät? Hast du schon gefrühstückt?" Erschrocken drehte sie sich um und schaute in das freundliche Gesicht von Frau Senger. „Linus ist nicht da!", platzte es tonlos aus ihr heraus. „Ach, ist er schon wieder so früh ins Büro." Die Haushälterin schüttelte besorgt ihren Kopf. „Das ist gar nicht gut. Und dann auch noch ohne ordentliches Frühstück. Wahrscheinlich hat er wieder nur einen schnellen Kaffee genommen. So etwas macht auf Dauer krank. Du setzt dich jetzt aber erst einmal hier hin und ich zaubere dir was Leckeres." Frau Senger drückte Ina auf einen der drei Stühle, die in der Küche um einen kleinen Tisch standen. Hier hatte sie früher oft zusammen mit Natascha und Frau Senger gegessen, wenn ihr Vater nicht da war. Bei ihm musste ja immer im Esszimmer groß aufgetischt werden. „Nein, Linus ist weg! Ich weiß nicht, wo er ist!" Panik erfasste Ina und sie sprang auf. „Ich muss ihn suchen gehen. Sofort!" Bestimmt war ihm doch etwas beim Laufen passiert.....und jetzt lag er irgendwo halb erfroren und hilflos. Bei den Bildern, die sich vor ihrem Auge bildeten, entschlüpfte ihr ein Schluchzer. Nein, Linus durfte nichts passiert sein. Sie würde niemals mehr ohne ihn leben können. Alleine schon bei dem Gedanken, spürte sie Übelkeit in sich aufsteigen. Er war doch ihre zweite Hälfte. Ihr besseres Ich. Ina lief ins Wohnzimmer und riss ihr Handy vom Tisch, ehe sie zur Garderobe stürzte und in ihre Schuhe schlüpfte. Gerade als sie ihre Jacke vom Haken nahm, läutete der Türgong. Das.....das musste Linus sein. Vielleicht hatte er ja seinen Schlüssel vergessen und wollte sie nicht wecken. Ina stürmte zur Tür und riss sie auf. „Linus!" Das war nicht Linus, der da vor ihr stand und sie breit anlächelte. „Was...was macht ihr denn hier?"

Schuss und Treffer -  in der zweiten Mannschaft   ✔️    Teil 13Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt