„Das....ich kann das echt nicht glauben." Genia saß neben Ina auf dem Sofa in der Villa und schüttelte ihren Kopf. Ihre Augen funkelten wütend. „Wenn diese beiden Teufel nicht schon tot wären, ich würde sie eigenhändig erwürgen und hinterher durch den Fleischwolf drehen. Das kannst du mir glauben." Ina spürte die gleiche Wut in sich. „So ein geldgeiles Arschloch", tobte Genia schon wieder los. „Der hat sich echt dafür bezahlen lassen, dass er dich zu sich genommen hat." Ina starrte auf die Blätter, die vor ihr auf dem Wohnzimmertisch lagen und die sie vorhin beim Notar in dem separaten Umschlag erhalten hatte. Das war ein Vertrag, geschlossen zwischen ihrem Vater und Genias Mutter - ihrer leiblichen Großmutter. „Ich kann gar nicht glauben, dass diese geizige Zicke ihm so viel Geld in den Hals geschmissen hat, nur damit du aus meinem Leben verschwindest." Ina schüttelte fassungslos ihren Kopf. Ihr Vater hatte eine Menge Geld dafür bekommen, dass er sie zu sich nahm. Eine hohe sechsstellige Summe. Damit sollte dann ihr Unterhalt und ihre Ausbildung bis zur Volljährigkeit abgedeckt sein. Im Gegenzug hatte er sich bereit erklärt dafür zu sorgen, dass sie nie wieder im Leben der Familie Schulz auftauchte. „Bei allem hat sie sonst geknausert, aber da war es ihr das wert. Gott bewahre, ihre beschissene Firma hätte Schaden genommen, weil ihre Geschäftspartner Wind davon bekommen hätten, dass sie Oma ist, weil ihre minderjährige Tochter ein Kind bekommen hat. Wahnsinn, was ihr das Wert war. Sie hätte mir auch nur das Geld geben brauchen, dann wäre ich auch liebend gerne mit dir zusammen aus ihrem Leben verschwunden." Genia winkte ab. „Quatsch, wir beide hätten das Geld gar nicht gebraucht. Ich hätte uns auch so durchgebracht, Hauptsache wir beide wären zusammen gewesen." Ina nickte und schlang ihren Arm um ihre Mutter. Ja, sie hätten es bestimmt zusammen geschafft. So wie Genia es auch mit Espie geschafft hatte, bevor sie Luca geheiratet und die Erbschaft angetreten hatte. Ihre Mutter liebte sie nämlich wirklich und hätte nichts unversucht gelassen. Bei ihrem Vater war Ina sich überhaupt nicht mehr sicher. Klar, hatte er ihr im Krankenhaus noch unter Anstrengungen seine Liebe versichert.....aber jetzt, wo sie den Vertrag schwarz auf weiß gesehen hatte.....und diese unglaubliche Geldsumme......wie sollte sie ihm da seine Worte noch glauben? Er hatte unterschrieben, dass er dafür sorgte, dass sie ihre Mutter nicht kennenlernte. Welcher Vater, der sein Kind liebte, tat so etwas? Ina musste verbittert auflachen. „Was ist, mein Schatz?" Genia schaute sie besorgt an. „Er hat mich nicht wirklich geliebt. Er war nur scharf auf das Geld." Ina schüttelte ihren Kopf. „Ich fasse es nicht. Und ich habe immer alles getan, um es ihm recht zu machen und ihm zu gefallen. Dabei war ich ihm eigentlich total egal. Selbst kurz vor seinem Tod hat er mich noch angelogen." In ihr krampfte sich alles zusammen und ihr liefen Tränen über die Wangen. Diesmal aber nicht der Trauer, sondern der Wut. Wie oft hatte sie als Kind und auch später um seine Aufmerksamkeit gebuhlt, in dem sie sich extra bemüht hatte noch besser als seine Erwartungen an sie zu sein? Sie hatte von kleinauf versucht immer Klassenbeste zu sein, damit ihr Vater auf sie stolz war. Dabei war ihm das wahrscheinlich piepegal gewesen. Sie war eigentlich nur das lästige Anhängsel, dass er in Kauf hatte nehmen müssen, damit er das Geld bekam. Genia zog sie fest in ihren Arm. „Schatz, auch wenn du jetzt zurecht wütend bist, darfst du trotzdem nicht seine letzten Worte an dich in Frage stellen. Dort im Krankenhaus, das war mit Sicherheit ehrlich gemeint. Was hätte er denn davon gehabt, dich da anzulügen?" Auch wenn Genia einen ausgesprochenen Hass auf diesen Kerl hatte, wollte sie nicht, dass Ina das in Frage stellte. Sie sollte wenigstens in Erinnerung das Gefühl haben, dass ihr Vater sie geliebt hatte. Ob es eine Illusion war, oder nicht, spielte dabei keine Rolle. Alles andere würde Ina irgendwann wahrscheinlich kaputt machen. Schließlich wusste niemand besser wie Genia, wie es war, wenn man so etwas herausfand. Und das wollte sie unbedingt verhindern. Außerdem sagte ihr Gefühl ihr, dass Connys Worte im Krankenhaus wirklich ernst gemeint waren. Ina schaute sie skeptisch an. „Mhm, das stimmt irgendwie schon, aber...." Sie brach ab und schüttelte ihren Kopf. „Ich weiß so langsam überhaupt nicht mehr was ich glauben kann und was nicht." Als der Satz ihren Mund verlassen hatte, blitzte in ihrem Kopf ein Gedanke auf und sie griff nach dem Papier auf dem Tisch. „Wieso hat Papa diesen Vertrag beim Notar hinterlegt, damit ich ihn nach seinem Tod bekomme?" Das war eine gute Frage. Genia runzelte ihre Stirn. „Vielleicht wollte er, dass du irgendwann doch von deiner Adoption erfährst." Sie zuckte mit den Schultern. „Vielleicht damit du mich suchen kannst und dann nicht alleine dastehst." Ina nickte. „Dann war er ja vielleicht doch um mich besorgt. Meinst du, dass dieser Vertrag überhaupt rechtens war?" Genia schüttelte den Kopf. „Ich glaube so etwas ist mit Sicherheit sittenwidrig." Wenn sie an den Winkeladvokaten ihrer Mutter dachte, wunderte es sie aber nicht. Und wenn zwei Teufel einen Pakt schlossen, spielte da das Recht wohl auch wenig eine Rolle. Die hielten sich schon gegenseitig den Rücken frei. „Aber dann ..." Ina brach ab. „Quatsch, die beiden sind ja schon tot. Was sollte ihnen also passieren." Ja, so konnte man es auch sehen. Da hatte Conny wohl den Weg nach-mir-die-Sintflut gewählt. Genia war sich ziemlich sicher, dass dieser Vertrag nur jetzt aufgetaucht war, weil es ihn nicht die Bohne interessierte, was nach seinem Tod passierte. Sie griff nach dem Umschlag, der auch auf dem Tisch lag. Mit einem lauten Klimpern fiel ein kleiner Schlüssel heraus und landete auf dem Boden. Genia beugte sich hinunter und hob ihn auf. „Kennst du diesen Schlüssel?" Sie drehte ihn vor Inas Gesicht hin und her. Die schüttelte aber nur den Kopf. „Dann sollten wir wohl mal suchen, wo der hinpasst." Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sich dort an dem Ort vielleicht noch mehr Geheimnisse befanden oder aber auch Erklärungen für alles, was damals so vor sich gegangen war.
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Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft ✔️ Teil 13
RomanceLinus und Ina sind schon seit zwei Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie das Bauunternehmen von Inas Vater, der seit seinem Herzinfarkt ein Pflegefall ist. Für Ina war der Weg in die Firma schon von kleinauf vorgezeichnet. Linus hatte sich sein Lebe...