Linus und Ina sind schon seit zwei Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie das Bauunternehmen von Inas Vater, der seit seinem Herzinfarkt ein Pflegefall ist. Für Ina war der Weg in die Firma schon von kleinauf vorgezeichnet. Linus hatte sich sein Lebe...
„I.....Ina!" Ihr Vater schaute sie erschrocken an, als sie in sein Zimmer stürmte. Okay, vielleicht hatte sie gerade etwas von einem Rollkommando. „Papa, ich muss mit dir reden. Es ist wichtig!", platzte es aus ihr heraus. Obwohl, das sollte er sich ja eigentlich denken können, wenn sie außerhalb ihrer üblichen Besuchszeiten hier auftauchte. „I..is..Fir....Firma.....wa....was?" Das war so typisch für ihn. Natürlich dachte er trotz allem immer noch, die ganze Welt drehte sich nur um diese dämliche Firma. Ina zuckte innerlich zusammen. Hatte sie das gerade wirklich gedacht? Ja, hatte sie. Und zwar zum ersten Mal in ihrem Leben nervte sie dieses Theater um die Firma. Es gab beileibe wichtigere Dinge als so ein Unternehmen. Zum Beispiel die Familie und eine eventuelle Adoption. „Nein, deiner verschissen Firma geht es gut", platzte es sauer aus ihr heraus. „Mir aber nicht! Falls dich das überhaupt interessiert." Sie hatte noch nie so eine unbändige Wut in sich gespürt. „Hallo Ina, bitte beruhige dich. Die Aufregung tut keinem von euch beiden gut." Total überrascht drehte sich Ina herum und schaute in das ernste Gesicht von Doktor Spengler, der gerade aus dem Bad kam. „Was...was machen Sie denn hier? Ist was mit Papa?" Ihre Wut war Sorge gewichen. „Nein, nein, mein Kind. Ich bin nur routinemäßig hier, um zu schauen, dass es dem alten Knilch auch gut geht." Doktor Spengler zwinkerte ihr verschwörerisch zu und legte ihr seinen Arm väterlich um die Schulter. „Oh, Hallo. Da ist ja noch jemand." Erst jetzt hatte er Linus bemerkt, der sich erst einmal im Hintergrund gehalten hatte. Er wollte Ina alleine machen lassen und nur eingreifen, wenn sie seine Unterstützung brauchte. Es war seiner Meinung nach wichtig, dass sie das Thema alleine mit ihrem Vater klärte. Schließlich betraf es ja auch nur sie beide und genaugenommen auch Inas Mutter, aber die war ja aus dem Rennen. Linus ging zu dem älteren Herren und reichte ihm die Hand. „Hallo Doktor Spengler", begrüßte er ihn. Ja, er kannte den Familienarzt seit Ina und Natascha vor einem Jahr mit einer schweren Grippe bettlägerig gewesen waren und er sie mit der Unterstützung des Arztes gesund gepflegt hatte. „Schön, Sie mal wieder zu sehen, Linus." Der Doktor wandte sich wieder Inas Vater zu. „Da kannst du echt zufrieden sein, dass deine Tochter so einen netten Kerl an ihrer Seite hat." Tochter! Das Wort war wie ein Weckruf für Ina. Sofort erinnerte sie sich, warum sie eigentlich hier war und ihre Sorge verwandelte sich wieder in Wut oder zumindest Frust. „Papa, bin ich adoptiert?", platzte es ohne weitere Umschweife aus ihr heraus. Verflucht, sie wollte jetzt - und zwar sofort und unverzüglich - wissen, was es mit diesen Unterlagen auf sich hatte. Klar, hatte sie Angst vor der Antwort ihres Vaters, wenn er das dann überhaupt wirklich war. Aber diese Ungewissheit machte ihr noch mehr zu schaffen. Ja, sie brauchte dringend Klarheit. Der Blick in das vertraute Gesicht ihres Vaters irritierte sie, denn er hatte seinen Augen weit aufgerissen. Das war total unüblich für ihn. Normalerweise verlor ein Constantin Preetz nie sein Pokerface. Nicht einmal hier in seinem Zustand im Pflegeheim. Die einzigen Gesichtsausdrücke, die er kannte, waren Empörung oder Überlegenheit. Überraschung gehörte aber nicht zu seinem Repertoire. Hieß das jetzt, dass er von ihrer Frage total überrascht war, weil er damit nicht gerechnet hatte, weil es keine Adoption gab? Ina spürte einen ganz kleinen Keim Hoffnung in ihr sprießen. Über den zog aber gleich die nächste dunkle Wolke. Wahrscheinlich war er eher erschrocken, dass sie es herausgefunden hatte. Ja, das passte viel besser zu ihm. Ina lief schnellen Schrittes zum Bett ihres Vaters und ließ sich auf seiner Bettkante nieder. „Bin ich adoptiert?", wiederholte sie ihre Frage und ließ dabei sein Gesicht nicht einen Moment aus den Augen. Sie wollte jede Regung sehen, die ihr einen eventuellen Anhaltspunkt gab. „I....Ina!" Die Überraschung war aus seinem Gesicht gewichen und er hatte wieder das typische Pokerface. Seine Augen verrieten nichts mehr. „Das ist keine Antwort. Das ist nur mein Name. Bin ich adoptiert?" Ina spürte Frust in sich aufkommen. „Ich habe in Mamas Unterlagen einen Adoptionsantrag mit meinem Namen gefunden." Vielleicht würde er ja endlich zu reden beginnen, wenn sie ihn mit den Tatsachen konfrontierte. „Ina! D...du bi...ist mei...ne Toch...ter! D...u b....ist..ni...ni.ni...cht ad...ado..ptie..rt", kam es gequält, aber mal als ganzer Satz aus seinem Mund. Das war überraschend, denn so viel hatte Ina ihren Vater schon seit zwei Jahren nicht mehr an einem Stück sprechen gehört. Und was sie hörte, machte sie glücklich. Ihr Vater würde sie nicht anlügen. Da war sie sicher. Aber warum sah er dann so.....so zerknirscht aus. So sah er nur aus, wenn etwas nicht nach Plan lief. Ja, diesen Gesichtsausdruck kannte sie zur Genüge, wenn etwas in der Firma nicht nach seiner Nase lief. Aber was sollte das sein? Genau in diesem Moment fiel bei ihr der Cent. Er hatte nur gesagt, er wäre ihr Vater, aber nicht, was mit ihrer Mutter war. In dem Antrag stand ja auch nur der Name ihrer Mutter. „Hast du Mama betrogen und ich bin das Ergebnis deines Fehltritts, dass sie adoptieren musste?" Die Wort spie sie ihm förmlich entgegen. Ihr Vater öffnete seinen Mund und schloss ihn wieder. Er griff sich an seine Brust und sein Blick sah gequält aus. „Ina, wir sollten das Gespräch jetzt abbrechen", mischte sich Doktor Spengler ein. „Du siehst, wie angegriffen dein Vater schon ist. Und du bist auch total aufgeregt. Das verstehe ich ja auch, aber ihr seid beide meine Patienten und ich möchte hier keinen Notfall haben." Ina schaute den Arzt wütend an. „Das ist mir gerade total egal. Ich will endlich wissen, was es mit dem Adoptionsantrag auf sich hat. Sie waren mit Mama befreundet. Also wissen Sie auch Bescheid. Dann sagen Sie mir die Wahrheit, wenn mein Vater es nicht tut." Die letzten Worte waren in ein Schluchzen übergegangen. „Nein", kam es klar und deutlich von ihrem Vater. Doktor Spengler drehte sich zu ihrem Vater. „Nein, Constantin. Jetzt ist mal Schluss mit dem Versteckspiel. Es ist schon lange an der Zeit, dass Ina die Wahrheit erfährt und das weißt du auch. Da du körperlich nicht dazu in der Lage bist, ihr alles zu erklären, werde ich es übernehmen. Das würde Mona auch so wollen. Da bin ich mir sicher."
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