„Wir fahren nach Disneyland, damit ich Mickey Maus meinen Notfall-Ausweis zeigen kann." Natascha war zu Linus ins Wohnzimmer gestürzt, ehe Ina überhaupt den Schlüssel aus der Tür ziehen konnte. „Paris oder Florida?" Ina glaubte sich ja wohl verhört zu haben. Das war alles, was Linus dazu einfiel?Ihr würden da mit Sicherheit ein paar andere Erwiderungen einfallen. Zum Beispiel, wann sollen wir das machen, wir haben dafür keine Zeit. Oder ein einfaches wieso, reicht es nicht, wenn du ihn mir zeigst. „Ähmm Paris hat der Doktor vorgeschlagen." Natascha schaute nachdenklich, ehe sie zu grinsen anfing. „Aber er hat bestimmt auch nichts gegen Florida. Nicht wahr, Inibini." „Florida ist ein bisschen weit weg für ein Wochenende", beendete Ina deshalb gleich das Thema wieder. „Aber in den Herbstferien hätten wir genug Zeit." So leicht war ihre Schwester wohl nicht abzuschütteln. „Ja, da hat die Kleine recht. Ein bisschen Sonne tanken in Florida könnte uns auch nicht schaden." Ina schüttelte nur den Kopf. War Linus jetzt komplett verrückt? Sie hatten doch noch nicht einmal die ganzen Rückstände von Ibiza aufgearbeitet. Wie sollten sie sich da schon wieder eine Auszeit in nicht einmal mehr zwei Monaten gönnen. Außerdem lag Florida auf einem anderen Kontinent. Sie konnte die Firma und ihren Vater unmöglich so lange alleine lassen. „Das hat Doktor Spengler auch zu Ina gesagt, nachdem sie umgekippt ist." Linus glaubte sich verhört zu haben. Sein Blick wanderte von Natascha zu Ina, die seinem Blick auswich und geschäftig die Briefumschläge in ihrer Hand studierte. Man konnte glatt denken, sie wäre von der Post und kontrollierte die Frankierung. Da war doch etwas mega faul. Das war Linus sofort klar. Er spürte wie sich Sorge und Unruhe in ihm ausbreitete. Kein Mensch kippte einfach so aus den Latschen. Und so wie Ina ablenkte, wollte sie gerade wohl nicht darüber reden. Das bedeutete, dass es ihr peinlich oder einfach nur unpassend war. Für peinlich fiel ihm eigentlich nur eine Sache ein. Aber da sie immer verhütet hatten, schloss er das aus. Also blieb nur unpassend. Und das bedeutete, dass sie nicht darüber reden wollte, weil der Arzt ihr eine Ansage gemacht hatte, die ihr ganz und gar nicht gefiel. Damit ließ er sie aber garantiert nicht durchkommen. „Du bist umgekippt?" Ina nickte nur kurz und verdrehte ihre Augen. „Du hättest mal sehen sollen, wie Inibini beim Arzt zusammen geklappt ist", feierte ihre kleine Schwester dagegen schon wieder. „Die Schwester hat ihr in den Arm gepiekt und bumm ist sie zur Seite gekippt. Mir ist das nicht passiert, obwohl ich viel weniger Blut habe und die genauso viel aus mir rausgezogen haben." Nataschas Augen glänzten vor Stolz über ihre Tapferkeit. „Und dann hat der Doktor gesagt, dass wir unbedingt nach Paris fahren sollen, damit Ina kein Burnout bekommt und damit ich Mickey meinen Notfall-Ausweis zeigen kann." Ina stöhnte innerlich auf. Konnte Natascha nicht einfach ihren Mund halten? Sie brauchte gar nicht aufschauen, um zu wissen, dass Linus besorgter Blick auf ihr lag. „Natascha geh mal zu Frau Senger schauen, wann das Abendessen soweit ist." Für das folgende Gespräch brauchte sie mit Sicherheit nicht ihre Schwester, die sich mit einmischte. „Schau nicht so." Ina schlang ihre Arme um Linus Hals. „Ich bin nur umgekippt, weil sie mir Blut abgenommen haben. Ich kann halt kein Blut sehen." Linus schüttelte seinen Kopf. „Das ist doch Quatsch. Du erinnerst dich vielleicht, dass wir schon öfter zusammen Blutspenden waren." Ina zuckte mit den Schultern. „Und zu Schischis Geburtstag bin ich auch ohnmächtig geworden." Okay, das stimmte. Aber das schrieb er ihrem Schock zu, während er die Ausreden jetzt für Verdrängung hielt. Wenn er nämlich sein ganzes Wissen über Burnout überflog, gab es da wirklich so den einen oder anderen Hinweis bei Ina. „Hättest du mir von deiner Ohnmacht und dem Burnout-Verdacht auch erzählt, wenn Nataschas es nicht getan hätte?" Alleine schon dieses kurze Zögern von Ina, gab ihm seine Antwort. Und es machte ihn wütend. „Verflucht, weißt du nicht, was du deinem Körper antust, wenn du nicht auf seine Signale hörst?" Er fuhr sich mit seinen Händen durch die Haare. „Ich habe keine Lust dich wegen dieser dämlichen Firma zu verlieren." „Die Firma ist nicht dämlich. Sie ist alles, was ich habe", schnaubte Ina pikiert. „Alles was ich habe?" wiederholte Linus ungläubig. „Und was ist mit uns? Mit unserem gemeinsamen Leben? Ist das nichts?" „Natürlich ist das auch wichtig, aber ohne die Firma könnten wir es uns nicht leisten. Oder von was willst du leben?" Linus konnte das gerade nicht glauben. Bevor er mit Ina nach Deutschland zurückgekehrt war, hatte er auch sehr gut ohne das Bauunternehmen ihrer Familie leben können. Und wenn er ehrlich war, sogar viel freier und gechillter, in keinem Fall schlechter. „Von dem Geld, das ich beim Jobben verdiene. Das hat in Barcelona auch ganz gut funktioniert." Wieder schnaubte Ina nur. „Stellst du dir jetzt vor, dass Natascha und ich mit dir mit dem Rucksack durch die Lande ziehen und von dem leben, was du in einer schäbigen Bar verdienst, oder was?" Ina funkelte ihn sauer an. „Wenn es heißt, dass du lebst und nicht vom Streß tot umkippst oder wie dein Vater im Pflegeheim landest? Dann ja!" Linus wusste genau, wie schnell das ging. „Du spinnst ja total." Ina zeigte ihm einen Vogel. Sie hatte garantiert keine Lust wie ihr Vater zu enden. Andererseits hatte sie gerade aber auch nicht die Lust und die Kraft sich weiter zu streiten. Deshalb machte sie ein Angebot zur Güte. „Lass uns einfach ein Wochenende nach Paris fahren und dann bin ich auch wieder fit." Sofort ging das Strahlen durch Linus Gesicht, das sie an ihm so liebte. „Alles klar, ich kümmere mich um die Buchung." „Juhu!" Natascha hatte wohl die letzten Worte mitbekommen, als sie wieder ins Wohnzimmer gekommen war. „Essen dauert noch zehn Minuten. Soll ich dir auch mal meine Notfallpass zeigen?" Stolz kramte sie bereits in ihrer Umhängetasche und zog ihn heraus. „Doktor Spengler hat gesagt, ich habe wie Mama eine ganz seltene Blutgruppe. Die haben nur vier Prozent aller Menschen." „Dann hast du AB", kam es von Linus. „Woher weißt du das?" Natascha schaute ihn überrascht an. „Bio Leistungskurs", grinste er breit. „Und Papa hat die, die alle am meisten haben", schob die Kleine sofort nach, um Linus zu testen. „Also A." Sie nickte begeistert über die schnelle Antwort. „Hast du nicht Blutgruppe Null?", wandte sich Linus an Ina. Sie nickte. „Ja, die zweithäufigste Blutgruppe", grinste ihre kleine Schwester breit. Warum schaute Linus sie denn so komisch an? Er wusste doch vom Blutspenden welche Blutgruppe sie hatte.
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Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft ✔️ Teil 13
RomanceLinus und Ina sind schon seit zwei Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie das Bauunternehmen von Inas Vater, der seit seinem Herzinfarkt ein Pflegefall ist. Für Ina war der Weg in die Firma schon von kleinauf vorgezeichnet. Linus hatte sich sein Lebe...