„Adiós Pablo y feliz año nuevo." Luca beendete sein Telefonat und schaute nachdenklich auf das Smartphone in seiner Hand. Ina hatte ihn seit dem Wort Linus nicht mehr aus den Augen gelassen. Und die Augen waren nicht ihre einzigen Sinnesorgane gewesen, die ihn fixiert hatten. Ina hatte jedem Laut gelauscht, der aus seinem Mund gekommen war. „Wer war das und was weiß er von Linus?" Genia war von ihrem Platz auf dem Sofa aufgesprungen und stand erwartungsvoll vor ihrem Mann. Okay, dann war das Gespräch also nicht nur Ina in die Ohren gestochen, sondern auch Genia. Sie vergaß immer wieder, dass ihre Mutter ein Sprachgenie war und nicht umsonst bis vor kurzem noch als Übersetzerin tätig gewesen war. „Also, das war Pablo." Okay, das hatte Ina auch so schon mitbekommen. Aber wer.... „Wer ist Pablo?" Ina dankte innerlich ihrer Mutter für die Frage. „Pablo ist der Vorarbeiter aus Sitges. Du müsstest dich eigentlich noch an ihn erinnern", wandte sich Luca an Ina. Pablo, Pablo? Ja, klar! „Das war doch der, der uns auf den Betrug von dem Bauleiter aufmerksam gemacht hat." Damals war auf der Baustelle, die ihr Vater Luca und ihr auf's Auge gedrückt hatte, so ziemlich viel schief gelaufen. Natürlich hatte ihr Vater mehr bei ihr als bei Luca die Schuld gesucht, obwohl sie es gewesen war, die Ersatz für die falsch gelieferten Teile besorgt hatte. Aber das war ja nichts besonderes in seinen Augen gewesen. Egal! Das war alles schon viel zu lange her, um sich noch darüber zu ärgern. Jetzt gab es viel wichtigeres, deshalb nickte sie einfach nur zustimmend und wartete darauf, dass Luca endlich weiterredete. „Und was hat dieser Pedro mit Linus zu tun?" Thomas mischte sich in die Unterhaltung. „Nicht Pedro, Pablo", kam sofort die Korrektur von Luca. „Ist mir doch egal wie der Spananier heißt.", winkte Astrid ab. „Ich will nur wissen, was er mit meinem Sohn zu tun hat? Weiß er, wo Linus ist?" Linus Mutter rutschte ganz nervös auf ihrem Hinterteil hin und her und schaute Luca hoffnungsvoll an. Ja, wahrscheinlich sah Ina ähnlich aus. Vielleicht gab es ja einen Anhaltspunkt, wo Linus sich aufhielt. Luca nickte Astrid zu. Prima, konnte er mal bitte seine non verbale Kommunikation in verbale umstellen. „Linus ist in Barcelona." „Geht es dem Jungen gut?" Klar, das war auch die wichtigste Frage, die Ina sofort durch den Kopf geschossen war. Thomas war ihr aber zuvor gekommen. In ihr kämpfte die Angst vor schlechten Nachrichten mit der Hoffnung auf gute. Sie wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn sie erfuhr, dass es Linus nicht gut ging. Würde sie einfach zusammenbrechen? Nein, sie war eine Preetz. Auch wenn sie diesen Satz hasste. Sie ist ja selbst damals bei ihrem Vater nicht wirklich zusammengebrochen. Ja, aber nur dank Linus. Das würde jetzt aber ganz anders aussehen, wenn es um ihn ging und er nicht da war, um sie zu beruhigen. „Das denke ich schon, sonst wäre er ja nicht die letzten Tage mit Pablo surfen gewesen." „Wie bitte? Ich habe mich doch wohl verhört!" Genia funkelte ihren Mann sauer an. „Wir machen uns hier Sorgen. Meine Kleine heult sich hier die Augen aus dem Kopf und der Mistkerl gehr vergnügt surfen?" Genau in diesem Moment wusste Ina, was es bedeutete, wenn man von einer Löwenmutter sprach. Ja, ihre Mutter war definitiv eine Mutter, für die das Wohl ihrer Kinder an allererster Stelle stand. Eine warme Welle der Dankbarkeit durchfloss sie, obwohl alle Blicke auf ihr lagen und ihr der Hauch von Mitleid darin nicht entging. Ina straffte etwas ihren Rücken. Nein, sie wollte auf keinen Fall weinerlich wirken. „Man darf ja nicht vergessen, dass es ihm auch nicht so gut ging", stieg die zweite Löwenmutter in den Ring und verteidigte ihr Junges. „Linus ist ja nicht ohne Grund abgehauen." „Das ist mir gerade richtig Schnurz. Es ist trotzdem keine Art einfach so zu verschwinden und sich 'nen Schönen zu machen, während Ina hier vor Sorgen umkommt, weil sie nicht weiß, wo er abgeblieben ist und sonst was denkt. Oder habt ihr euch keine Sorgen gemacht, dass ihm etwas passiert sein könnte?" Und da war auch die dritte Mutter und somit sogar Oma am Start. Alex hatte auch nicht an sich halten können. Thomas gab ein Brummen von sich, während Astrid ihren Mund nur einmal kurz öffnete und sofort wieder schloss. In Ina wechselte die Erleichterung nach der Zeit der Sorge in aufsteigende Wut. Ja, Alex und ihre Mutter hatten recht. Während sie aus dem Grübeln kaum herausgekommen war, hatte Linus scheinbar nicht viel Zeit zum Nachdenken gebraucht, sondern lieber seine Zeit mit Freunden auf dem Meer verbracht. Das war......das war unglaublich. „Weißt du, wo der Mistkerl in Barcelona wohnt?" Genia schaute ihren Mann erwartungsvoll an. „Klar, er wohnt bei Pablos Bruder und jobbt wie damals in der Bar." Lucas Blick war bei den letzten Worten zu Ina gewandert. „Willst du zu ihm fliegen?" Bis vor ein paar Minuten hätte Ina noch sofort ja gesagt und wäre wahrscheinlich schon in ihre Stiefel gesprungen, um möglichst schnell auf dem Flughafen zu sein. Wie von alleine begann ihr Kopf sich zu schütteln. „Natürlich fliegst du!" Genia war vor ihr aufgetaucht und kniet sich vor sie, ehe sie ihre Hände griff. „Du fliegst jetzt nach Barcelona und knallst ihm genau das an den Kopf, was du gerade fühlst. Du kannst ihm ruhig sagen, dass er sich wie ein rücksichtsloses, egoistisches Arschloch benommen hat." Neben Ina schnappte Astrid nach Luft. „Das...." „Halt die Klappe, Astrid. Er hat sich genau so benommen", unterbrach sie Thomas sofort. „Die Deern hat jedes Recht ihm das und noch viel mehr an den Kopf zu werfen. Es ist an der Zeit, dass er begreift, dass nur kleine Jungs weglaufen. Erwachsene Männer stellen sich ihren Problemen." Ina musste schlucken und schaute Linus Vater dankbar an. „Ich komme auch gerne mit und helfe dir ihm den Kopf zurechtzurücken", zwinkerte er ihr aufmunternd zu. „Ich auch!" Klar, dass ihre Mutter auch an ihrer Seite sein wollte. Aber wollte sie das überhaupt? Müsste sie das nicht alleine mit Linus klären? Die viel größere Frage war aber, wollte sie überhaupt noch etwas klären?
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Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft ✔️ Teil 13
RomanceLinus und Ina sind schon seit zwei Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie das Bauunternehmen von Inas Vater, der seit seinem Herzinfarkt ein Pflegefall ist. Für Ina war der Weg in die Firma schon von kleinauf vorgezeichnet. Linus hatte sich sein Lebe...