Kapitel 98

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Luca grinste Linus breit an. „Das ging ja echt schnell. Wozu brauchtest du überhaupt meine Hilfe?" Linus zuckte mit den Schultern und grinste breit. „Irgendwie mehr so als mentale Stütze, damit ich nicht doch noch weglaufe und es mir anders überlege. Schließlich wissen wir ja beide, dass ich mit Sicherheit den besseren Geschmack habe." Luca musste grinsen. Da war endlich mal wieder sein alter Kumpel, den er von früher kannte und der immer einen Spruch auf den Lippen hatte. In letzter Zeit hatte er sich echt Sorgen um ihn gemacht, weil er so verspannt und ernsthaft geworden war. Aber so wie es gerade aussah, war das wohl total überflüssig gewesen. Linus schien den Stresslevel wirklich im Griff zu haben. „Also, wenn du Fluchtgedanken hast, solltest du aber schon noch einmal darüber nachdenken, ob du dich wirklich bis in alle Ewigkeit binden willst." Linus schüttelte lachend den Kopf. „Nee, das brauche ich nicht überdenken. Da bin ich mir schon ganz sicher. Ich dachte eigentlich mehr, dass ich vor den Preisen weglaufe und auch einen Kaugummiautomaten plündere, so wie du." „Hör mir nur damit auf. Das war auch nicht gerade billig. Und noch teurer war es dann, den Ring von einem Juwelier entsprechend kopieren zu lassen. Oder meinst du, meine Frau läuft immer noch mit dem Spielzeugring herum." „Wie geht es ihr überhaupt mit der Schwangerschaft?" Luca schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Sollte ich das nicht eigentlich dich fragen. Im Moment ist sie ja mehr bei euch in Düsseldorf als bei mir in Dortmund." „Ist das ein Problem für dich?" Linus würde sonst einmal mit Ina reden. Sie würde mit Sicherheit nicht wollen, dass Luca und ihre Mutter wegen ihr Probleme bekamen. Luca winkte sofort ab. „Nein, alles gut. Ich kann vollkommen verstehen, dass die beiden eine Menge Zeit nachzuholen haben und dass Genia gerade jetzt Ina zur Seite stehen will. Außerdem ist sie dann wenigstens unter Kontrolle und kann nicht irgendwelche Umzugskartons packen und durch die Gegend schleppen." Da war sich Linus zwar nicht so sicher, denn wenn die beiden Miss Marple spielten, war zwischen Möbel rücken und den Keller entrümpeln wahrscheinlich alles möglich. „Aber wie sieht es bei dir aus? Fehlt dir Ina nicht im Büro?" Linus zuckte mit den Schultern. „Schon, aber ich kann ja auch nicht erwarten, dass sie nach der ganzen Sache mit der Adoption und dem Tod ihres Vaters gleich wieder voll einsteigt. Ich denke sie braucht noch etwas Zeit, um das alles für sich zu verarbeiten. Aber ab dem neuen Jahr wird sie bestimmt wieder langsam einsteigen. Und so lange halte ich das noch durch." Ja, das würde er ihr zu Liebe. Und wenn sie wieder an Bord war, würde er seine Albträume angehen. Vielleicht würde er dann doch einmal einen Psychotherapeuten aufsuchen. Aber vielleicht legten sie sich ja auch wieder von ganz alleine, wenn der Stress nachließ. „Pass bloß auf, dass es für dich nicht auch zu viel wird." Luca klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Also, jetzt hast du einen Ring. Und wie sieht dein weiterer Plan aus. Oder hast du den noch gar nicht?" „Sagen wir mal so, ich habe da eine Menge Ideen in meinem Kopf und brauche jetzt einen, der sie mit mir aussortiert, so dass nur die beste übrig bleibt. Hast du also noch Zeit? Wollen wir was trinken gehen?" „Dafür auf alle Fälle. Ich muss Espie erst abends bei meinen Eltern abholen. Mein Vater hat nämlich auch einen Opa-Tag eingeführt. Er wollte Jo da in nichts nachstehen." Luca lachte auf. „Es gibt echt nichts, wo mein alter Herr nicht einen Konkurrenzkampf draus macht. Jetzt geht es bei ihm darum den cooleren Spielplatz oder den schöneren Zoo zu finden. Ein Glück, dass es hier im Pott so viele gibt." Wenn er und Ina ein Kind hätten, würde es keine solche Opa-Tage haben, fiel es ihm auf. Constantin war tot und sein Vater in Hamburg. Aber wollte er überhaupt ein Kind? Ja, mit Sicherheit irgendwann, aber nicht jetzt. Moment mal, da hatte er ja einen Denkfehler gemacht. „Eh Alter, wusstest du eigentlich, dass du Opa wirst, wenn Ina und ich Nachwuchs zeugen?" Er verschluckte sich fast vor lachen bei dem entsetzten Gesicht, das sein Kumpel machte. „Boah, dann muss ich ja auch mit dir dieses ernstzunehmende Schwiegervatergespräch führen." „Hat Jo das auch mit dir geführt?" „Na klar, er hat mir gesagt, dass ich seine Tochter gefälligst glücklich machen soll." Linus nickte. So wie es aussah, hatte sich Luca diese Worte auch zu Herzen genommen. Obwohl ehrlich gesagt war Linus sich sicher, dass es derer nicht einmal bedurft hätte. „Und was wirst du mir sagen?" Er schaute seinen Kumpel gespannt an.  „Gekauft wie gesehen. Die Rückgabe ist ausgeschlossen", kam die Antwort wie aus der Pistole geschossen, kombiniert mit einem frechen Grinsen. „Hast du doch wieder Sehnsucht nach der Wirtschaft?" Linus würde ihn gerne wieder als Unterstützung in der Firma haben. Das würde ihm und Ina auch mehr Freiraum verschaffen. Luca schüttelte sofort den Kopf. „Nee, auf keinen Fall. Pädagogik liegt mir definitiv mehr. So, jetzt lass aber mal deine Pläne hören." „Also, ich dachte, ich buche zu Weihnachten eine schöne Reise. Entweder so mit Strand, Meer und Sonne oder aber Berge und Schnee. Und dann....."
Luca hörte seinem Freund aufmerksam zu. Das waren schon gar nicht so schlechte Ansätze. „Was hältst du von einer schönen Berghütte. Da könnte ich dir behilflich sein. Auch bei den Vorbereitungen, denn unsere ganze Familie fährt nach Weihnachten bis Heiligdreikönig nach Tirol. Wir haben da schon was gemietet. Und ich denke, wir machen unseren beiden Frauen eine riesige Freude, wenn sie da zusammen ins neue Jahr feiern können. Obwohl Ina hat doch bestimmt schon Weihnachten minutengenau durchgetaktet." Linus schüttelte seinen Kopf. „Nein, das war noch kein Thema bis jetzt. Sie hat da noch die ganzen anderen Kampffelder." „Na, umso besser, dann kannst du sie noch mehr überraschen und ihr einfach sagen, du hast die Planung einfach übernommen, um sie zu entlasten." „Ja, das passt prima. Da hast du recht. Und das andere können wir dann ja noch genau planen. Meinst du, ob wir da auch noch zwei Tage länger dran hängen können? Ina hat doch am siebenten Geburtstag."  Das wäre echt prima. „Ich denke schon, dass das klappt. Das gefällt Genia garantiert auch. Ist ja der erste Geburtstag als Mutter und Tochter." Linus nickte. Ja, das würde ein ganz besonderer Geburtstag für seine Freundin werden. Er hatte da auch schon gerade ganz spontan die perfekte Idee für seinen Heiratsantrag entwickelt. „Sag mal, gibt es in der Hütte eventuell einen Kamin mit Bärenfell davor?" Luca begann zu lachen. „Na logo. Was denkst denn du?" Er wackelte mit seinen Augenbrauen. „Übrigens ist dort schon mein Neffe gezeugt worden." „Prima. Dann haben wir jetzt einen Plan. Ich muss jetzt aber auch los zu meinem Termin." Linus schlug mit Luca ein und verabschiedete sich, nachdem er noch schnell bezahlt hatte. Ein Blick auf seine Uhr beim Verlassen des Cafés sagte ihm, dass er ziemlich spät dran war. Aber wenn er ein bisschen mehr Gas gab, dann war er schon noch pünktlich.

Schuss und Treffer -  in der zweiten Mannschaft   ✔️    Teil 13Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt