Ina betrat in Begleitung von Genia die Bankfiliale, die ihre Mutter auf dem Umschlag angegeben hatte. Ja, sie hatte beschlossen dem Schließfach, das sie auch in ihrem Tagebuch erwähnt hatte auf den Grund zu gehen. Sie hoffte, dass sie sich da nicht gleich bis auf die Knochen blamierte. „Was ist, wenn es das Schließfach gar nicht mehr gibt?", fragte sie Genia unsicher. Das wäre doch total peinlich. „Also, ich bin mir sicher, dass es das Fach noch gibt. Schließlich können sie es ja nicht einfach samt dem Inhalt so mir nichts dir nichts räumen. Außerdem bist du im Besitz des Schlüssels. Sonst wäre er ja schon längst wieder bei der Bank. Und wenn wir davon ausgehen, dass niemand außer deiner Mutter davon wusste.....und das können wir, wenn ich an das Tagebuch denke und daran, dass der Schlüssel in dem Geheimfach gelegen hat.....dieses Schließfach muss noch existieren." Ina nickte. Ja, das klang plausibel. Trotzdem.... „Was ist, wenn es aber nicht hier, sondern ganz woanders ist?" Diese Bank hatte ja auch mehrere Filialen. „Das glaube ich nicht." Genia schüttelte ihren Kopf. „Deine Mutter hat nicht umsonst diese Adresse auf den Umschlag geschrieben." Ja, das klang logisch. Ihre Mutter war damals scheinbar ziemlich durchdacht. „Wieso ist das aber nicht die Filiale, die unsere Firma betreut?" Das verstand Ina nicht wirklich. Okay, diese lag viel dichter an der Villa, aber.... „Hat sie nicht geschrieben, dass das Fach schon von ihrem Vater oder sogar Opa war?" „Das Erbe war von ihrem Opa......und das Schließfach ...." „Das Schließfach wird sie damals dann hier gemacht haben, weil sie es nicht so weit hatte." Ina schüttelte ihren Kopf. „Aber das macht doch gar keinen Sinn, wenn alle Konten woanders geführt werden." „Oh doch, das macht sogar eine Menge Sinn, denn damit hatte sie nicht das Risiko, dass irgendwer mit deinem Vater über das Schließfach spricht." Ina nickte. Okay, das ergab Sinn. „Aber das würde ja voraussetzen, dass sie es erst gemacht hätte als sie Papa schon kannte. Sie hat doch aber geschrieben, dass sie vergessen hat ihm davon zu erzählen. Und ihr Opa ist ja schon lange bevor sie sich kennengelernt haben gestorben." „Stimmt auch wieder." Genia zuckte mit den Schultern. „Dann sollten wir es einfach so hinnehmen. Und wenn es wider Erwarten nicht hier ist, dann müssen wir halt weitersuchen. Ich bin mir aber sicher, dass wir hier richtig sind." Deshalb zog Genia sie auch entschlossen mit sich zum Schreibtisch eines Bankangestellten. „Hallo, ich weiß zwar nicht, ob Sie zuständig sind, aber meine Tochter möchte an das Schließfach der Familie." Der Blick der ihnen entgegenschlug, war schwer einzuordnen. Er pendelte irgendwo zwischen freundlich und verständnislos. „Also grundsätzlich bin ich schon dafür zuständig, aber.....aber Sie müssten schon einen Schlüssel, das Kennwort und die Nummer des Schließfachs haben." Das war ja wohl logisch, dass man das brauchte. Was dachte der denn, dass sie von ihm erwartete hatten, dass er alle Schließfächer öffnete und sie sich dann das beste aussuchten? Ina zog den Umschlag aus ihrer Tasche. „Es ist das Schließfach Nummer......." Der Typ fing sofort an seinem Computer an zu tippen. Nachdem sie ihm auch noch das Kennwort genannt hatte, lächelte er zufrieden und stand auf. „Bitte folgen Sie mir."„Ich kann das echt immer noch nicht glauben." Ina ließ sich auf dem Fahrersitz ihres Porsche nieder. „Also sagen wir mal so, deine Mutter hatte ganz gut für euch vorgesorgt." Genia war sich nicht sicher, ob sie schon einmal so viel Gold auf einem Fleck gesehen hatte. Aber eher wohl nicht. „Eigentlich ja mehr ihr Opa, wenn ich das richtig verstanden habe. Aber sie wäre die Nutznießerin davon gewesen." Genia fing an zu lachen. „Also dieses Hamster- und Eichhörnchen-Gen muss in ihrer Familie echt ziemlich verbreitet gewesen sein. Denn ich kenne sonst niemanden, der sowohl zu Hause einen Safe als auch bei der Bank ein Schließfach hat. Und dann diese Goldreserve. Ich dachte immer so etwas hat nur der Staat." „Ja, und die Münzen sahen auch ziemlich wertvoll aus. Ich weiß gar nicht, was ich damit jetzt machen soll. Meinst du, ich sollte das alles mal schätzen lassen?" Genia zuckte mit den Schultern. „Wenn du wissen willst, was es wert ist sicher. Aber vielleicht lässt du es einfach auch als Reserve dort liegen, so wie es deine Mutter gemacht hat." Ina nickte. „Das ist eine gute Idee. Für Notfälle. Das hätte Mama bestimmt auch gefallen. Und wenn Natascha alt genug ist, können wir dann zusammen darüber entscheiden." „Das klingt vernünftig. Das Bargeld würde ich aber schon irgendwo auf dem Konto einzahlen." Ina nickte. „Ja, das habe ich auch schon gedacht. Am besten auf Schischis Sparbuch. Ich finde, es steht ihr am meisten zu." „Deine Mutter hat da aber echt ganz schön das Konto geplündert gehabt." „Papa war ja selbst schuld. Er wollte immer, dass wir alle nur in Designerklamotten herumliefen und das kostet. Deshalb hat er auch gar nicht gemerkt, dass Mama die zwanzigtausend abgezwackt hat, anstatt davon einzukaufen. Von Mode hatte Papa nämlich absolut keine Ahnung. Für ihn zählten nur die Namen der Labels. Er konnte nicht einmal Dior von Chanel unterscheiden." „Okay, das könnte Luca wahrscheinlich auch nicht. Dafür aber Lacoste von Primark. Das ist ja auch ausreichend." Beide mussten lachen. „Aber weißt du, was ich eigentlich noch viel geiler finde, ist dass Constantin nie etwas von dem Schließfach spitz bekommen hat. Wenn er das gewusst hätte, hätte er doch nicht den Drachen erpressen und Anteile an sie überschreiben müssen. Sein Leben wäre garantiert um ein Vielfaches leichter gewesen." „Das nenne ich mal die gerechte Strafe für das, was er gemacht hat." Ja, Ina hatte den rosaroten Blick auf ihren Vater schon lange verloren.....und jetzt nachdem sie die Tagebücher ihrer Mutter gelesen hatte, war ihr Mitleid für ihn stark begrenzt. Ihm war es immer nur um diese beschissene Firma gegangen, egal welches Opfer dafür nötig war.
„So, und jetzt lass uns mal zu dem Winkeladvokaten fahren und ihm auf den Zahn fühlen." Ina nickte ihrer Mutter zu. Ja, an Onkel Robert hatte sie jetzt wirklich die ein oder andere Frage.....
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Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft ✔️ Teil 13
RomanceLinus und Ina sind schon seit zwei Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie das Bauunternehmen von Inas Vater, der seit seinem Herzinfarkt ein Pflegefall ist. Für Ina war der Weg in die Firma schon von kleinauf vorgezeichnet. Linus hatte sich sein Lebe...