„Da seid ihr ja endlich." Genia schien sie schon am Gartentor erwartet zu haben, denn sie waren gerade einmal aus dem Auto ausgestiegen, als sie sie schon begrüßte. Hinter ihr tauchte Luca auf und klopfte Linus zur Begrüßung auf die Schulter. „Na, hattest du auch so eine aufgeregte Henne im Auto?" So wie er dabei schmunzelte, schien es ihn aber nicht wirklich gestört zu haben. „Wir haben natürlich auf der A40 im Stau gestanden und ich dachte schon, mein Spatzl steigt gleich aus und schiebt alle Autos persönlich beiseite." „Affensäcke, Affensäcke, los fahrt!" Espie kam singend zu ihnen gehüpft. „Ja, die Kleine hat während des Staus dank ihrer Mutter auch neu Sprachkompetenzen erworben." „Nun kommt doch alle mal rein. Oder wollte ihr da draußen stehen bleiben?" Genias Stiefmutter war aufgetaucht und hakte sich bei Ina unter. „Es ist so schön, dass du endlich bei uns bist und uns auch mal besuchst." Linus schüttelte grinsend den Kopf. „Aufregung scheint heute wohl bei den Frauen ansteckend zu sein." „Nicht nur bei den Frauen", brummte Luca. „Warte erst einmal ab, bis du Genias Vater erlebst. Der läuft gerade die Terrassenfliesen durch."
„Schau mal, Jo! Die Ina ist da. Du glaubst gar nicht, wie nervös dein Opa ist." Den letzten Satz hatte ihre Stiefoma Ina leise kichernd zugeflüstert. Sofort begann es auch bei Ina im Magen zu kribbeln. Klar kannte sie Genias Vater schon von den Geburtstagen und sie hatte sich auch immer nett mit ihm unterhalten. Heute war das aber etwas ganz anderes. Heute würde sie ihm zum ersten Mal als ihrem Opa gegenüberstehen. Ihr Blick ging zu dem Mann, der auf der Terrasse wie angewurzelt stehen blieb als sie zu ihm trat. „Hallo, Ina!", begrüßte er sie mit einem leichten Lächeln im Gesicht. Verflucht, wie sollte sie ihn anreden? Mit Opa? Das kam ihr irgendwie.....irgendwie komisch vor. Und mit Professor Schulz? Nein, das ging doch auch nicht. „Hal...hallo!" Mehr brachte sie nicht heraus. „Menschenskinder, Jo. Nun steh doch da nicht wie angewurzelt rum und nimm das Kind mal in den Arm." Ina bekam einen kleinen Schubser in den Rücken und landete in den Armen ihres Opas. „Ach übrigens, das ich Alex heiße, weißt du ja und der Kerl, der dich da gerade knuddelt ist Jo. Außer wenn er etwas ausgefressen hat, dann ist er Johannes", kicherte Genias Stiefmutter neben ihr, die ihr wohl auch den Schubser gegeben hatte. „Du kannst aber auch Oma und Opa sagen, wenn es dir lieber ist." Ina fühlte sich gerade etwas überrumpelt von so viel Input. „Darf ich das auch?Ich habe nämlich keine Oma und Opa mehr. Und ich habe doch früher meinen Opa mit Ina geteilt, also darf sie euch doch jetzt auch mit mir teilen, oder?", hörte sie Nataschas aufgeregte Stimme neben sich. „Natürlich darfst du das. Wir freuen uns doch, wenn wir noch ein Enkelkind mehr haben." Alex wuschelte ihrer kleinen Schwester lächelnd über den Kopf und umarmte sie herzlich. Das hinterließ ein warmes Gefühl in ihr, auch wenn dort noch ein anderes lauerte. Aber das musste warten. Sie wollte hier nicht gleich wieder alles versauen. Dazu fühlte es sich gerade einfach zu gut an. „Also die Kids von heute sind echt pfiffig", lachte Lucas Vater, der auch gerade in den Garten getreten war und scheinbar die letzten Worte von Natascha mitbekommen hatte. „Das nenne ich mal echtes Familiy Sharing. Wozu nur Car Sharing, wenn man sich auch die Familie teilen kann. In diesem Sinne wäre hier noch ein Opa und eine Oma zum sharen." Er lief auf Genia zu und umarmte seine Schwiegertochter. „Deine Tochter ist doch jetzt auch quasi unsere Enkelin, wenn ich das richtig deute." Er schüttelte kurz lachend den Kopf. „Wir sollten echt mal einen Familienstammbaum aufzeichnen, damit wir nicht den Überblick verlieren in welchem Verwandtschaftsgrad wer zu wem steht. So wie unsere Kinder direkt und indirekt unsere Familie vergrößern", wandte er sich an seine Frau. Die schüttelte nur ihren Kopf. „Du bist unmöglich, Krapfen." Das schien ihn aber nicht zu stören, denn er grinste breit. „Ach Quatsch. Ich finde es doch schön, dass sie nicht nur eigene Kinder in die Welt setzen sondern auch adoptieren. Sonst schaffe ich es ja nie mit Marco gleichzuziehen." Linus musste grinsen. Ja, das könnte schwer werden. Er hatte im Ibiza Urlaub den Kumpel von Lucas Vater und einen Großteil seiner sage und schreibe elf Kinder kennengelernt. „Da haben wir aber noch eine Menge zu tun, damit du das schaffst", lachte Luca. „Also ich bezweifele, dass Lucy und ich noch so viele Kinder adoptieren. Vielleicht solltest du lieber selber damit anfangen. Das erhöht die Quote ungemein." Sein Vater winkte ab. „Blödsinn, bei den Kindern bekommen wir das nicht hin, da müssten wir ja mindestens neun adoptieren, um gleichzuziehen. Aber bei den Enkeln liegen wir jetzt gleich auf. Und wenn wir Natascha auch dazu zählen, sind wir ein Enkelkind voraus." Sein Grinsen wurde breiter. „Außerdem besteht ja auch noch die gute Chance, dass wir in nicht all zu ferner Zeit ihn mit einem Urenkel abhängen können." Lucas Vater hatte Ina bei diesem Satz zugezwinkert und sie spürte, wie sich Wärme in ihren Wangen ausbreitete. „Ja, wir Goretzkas haben voll mehr Enkel als die Reus", kicherte die Tochter von Lucas Schwester laut. Lucas Eltern hatten sie wohl mitgebracht. „Und du gehörst jetzt auch zu uns." Begeistert klatschte sie sich mit Inas Schwester ab, die auch breit ihre Freundin angrinste. Irgendwie wurde Ina das hier gerade zu viel. „Wo ist die Toilette?", wandte sie sich an Alex, die neben ihr stand. „Komm mit, ich zeige sie dir." Ihre Stiefoma lief vor ihr her ins Haus und deutete auf eine Tür. Nachdem Ina sie hinter sich geschlossen hatte, ließ sie sich mit dem Rücken dagegen plumpsen und atmete mehrmals tief durch. So viel Familie war sie nicht gewöhnt. Es gab erst nur ihre Mutter, ihren Vater, Natascha und sie......und dann irgendwann nur noch Natascha, ihren Vater und sie. Wie sollte sie nur mit so vielen Menschen, die sie eigentlich gar nicht kannte, klarkommen? Und was erwarteten sie alle von ihr?
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Schuss und Treffer - in der zweiten Mannschaft ✔️ Teil 13
RomanceLinus und Ina sind schon seit zwei Jahren ein Paar. Gemeinsam führen sie das Bauunternehmen von Inas Vater, der seit seinem Herzinfarkt ein Pflegefall ist. Für Ina war der Weg in die Firma schon von kleinauf vorgezeichnet. Linus hatte sich sein Lebe...