Kleine Schritte nach vorn

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Etwas überrascht erwiederte Carol die Umarmung und strich Jako beruhigend über den Rücken. "Das wird wieder." Jako nickte, wollte sich aber anscheinend noch nicht von ihr lösen.

Carol verstand, warum er den Halt und die Nähe jetzt brauchte, aber sie konnte nicht den ganzen Tag hier herumstehen. Sie beschloss, Steve zu informieren, sobald Jako sie frei gab. Er würde wissen, was zu tun war. Sie tippte Jako sachte auf die Schulter.

Als keine Reaktion folgte, befürchte Carol schon fast, Jako wäre eingeschlafen oder wollte nicht mehr reden. Doch dann seufzte er leise, löste seinen Griff und sah sie aus müden Augen an. "Danke, Carol." Sie stutzte.

"Wofür denn?" Jako lächelte schief und tippte ihr auf die Stirn. "Für alles natürlich. Du hast schon so viel für uns getan, dass wir wahrscheinlich bis zum Ende unseres Lebens in deiner Schuld stehen werden."

Sie grinste. "Na so weit würde ich nicht gleich gehen. Weißt du was? Eine lobende Erwähnung in eurer Hochzeitsansprache würde mir schon reichen." Jako blinzelte überrascht und musste dann ebenfalls grinsen. "Wird gemacht."

"Ich muss euch jetzt allein lassen, denn hier sind noch andere Patienten zu versorgen. In einer Stunde schaue ich wieder nach Felix und ob das Fieber schon etwas besser geworden ist. Bis dahin solltest du etwas essen, denn das Frühstück kommt gleich."

Sie musterte ihn von oben bis unten. "Und auf jeden Fall duschen." Jako folgte ihrem Blick und überlegte, wann er das letzte Mal Wasser zu Reinigung an seinen Körper gelassen hatte. Als es ihm wieder einfiel, verzog er sein Gesicht.

"Ich glaube du hast recht." Sie grinste immer noch. "Das weiß ich, war schon immer so." Jako rollte demonstrativ mit den Augen und sie hob mahnend den Zeigefinger. "Nicht frech werden, junger Mann." Jako bemühte sich um einen ernsten Gesichtsausdruck.

Das amüsierte Funkeln in seinen Augen konnte er jedoch nicht ganz verbergen. "Ja, Schwester Carol." Sie schüttelte lächelnd den Kopf und verließ das Zimmer. Jako sah kurz auf Felix, der ruhiger schlief und etwas besser aussah.

Dann trat er zu seiner Tasche, die gestern jemand gebracht hatte, und nahm sich Duschzeug und Klamotten. Eine halbe Stunde später fühlte Jako sich wie ein neuer Mensch. Er hatte endlich das Krankenhaushemd loswerden können.

Außerdem rasiert und die Haare gewaschen, die er dann zu einem leichten Knoten zusammen gebunden hatte. Er räumte ein wenig das Chaos auf und schnappte sich sein Handy und einen Stuhl.

Zwei Tabletts mit Frühstück standen auf ihrem Besuchertisch, daher nahm Jako sich einen Apfel. Dann setzte er zu Felix ans Bett und ergriff seine Hand. Er stellte beruhigt fest, dass Felix sich nicht mehr ganz so warm anfühlte und seufzte erleichtert auf.

Er biss in seinen Apfel, legte das Handy entsperrt auf das Bett, ließ aber Felix Hand nicht los. Er beantwortete Nachrichten und Genesungswünsche und teilte ihren Eltern nochmals die Sprechzeiten mit.

Alle weiteren Anfragen nach Krankenbesuchen lehnte er erst einmal ab. Noch mehr Anstrengungen konnte Felix nicht gebrauchen. Dann scrollte er durch die Social Media Seiten. Irgendwann trat Carol ein und schloss Felix an eine neue Ampulle an.

"In einer Stunde kommt Frau Dr. Breil wieder wegen der Visite und dann kommt Felix ins CT." Sie untersuchte Felix erneut, während sie Jako ansah. "Denk dran, dass du heute entlassen wirst." Jako's Herz setzte für einen Moment aus, denn das hatte er völlig vergessen.

Entspannung im Hause Fewjar IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt