Ein kleiner Spaziergang I

240 30 2
                                    

Jako verbrachte fast das gesamte Wochenende im Krankenhaus. Er hatte Unmengen zum Essen, sowie seine Gitarre mitgebracht und spielte für Felix.

Er interpretierte ein paar alte Songs neu und komponierte nebenbei ein paar Neue, die Felix auf seinen Laptop aufnahm. Das Bett neben Felix war am Samstag Nachmittag mit einem jungen Mann belegt worden.

Er hatte einen ähnlichen Unfall auf Arbeit gehabt und hieß Tom. Sie verstanden sich prächtig, denn er war Hobby-Musiker und fragte sie über ihre Band, Alben und Songs aus.

Felix unterhielt sich angeregt mit Tom, während Jako für sie drei Kaffee besorgen ging. Als er wieder zurück kam, blieb er im Türrahmen stehen und beobachtete beide lächelnd.

Er war froh, dass Felix jetzt nicht mehr allein hier lag. In der letzten Woche hatte Felix es geschafft, seine Diplomarbeit fertig zu stellen und an seinen Professor zwecks der Bewertung zu übermitteln.

Die eigentliche Prüfung hatte er verpasst, die Anmeldung für die Nachprüfung aber schon vorgenommen. Außerdem hatte er dafür bereits fleißig gelernt.

Somit blieb ihm für die kommende Woche nicht mehr viel zu tun, als auf seine Entlassung zu warten. Jako hatte die 301er gebeten, Felix in ein paar Projekte mit einzubeziehen, aber das war ohne stabiles Internet nur sporadisch möglich.

Somit war Jako froh, dass Felix nun eine Beschäftigung hatte und dadurch glücklicher wirkte. "Warum stehst du denn da so in der Tür, Jako?" Angesprochener blinzelte, schüttelte den Kopf und stellte die drei Becher auf Felix Nachttisch.

Einen reichte er Tom, den Anderen seinem Verlobten. Dann setzte er sich auf die Bettkante und nippte nachdenklich an seinem eigenen Kaffee. Den ganze Tag hatte schon hatte sich ein Gedanke in seinem Kopf festgesetzt.

Und egal was Jako auch tat, er wurde ihn nicht los. Immer wieder, wenn Jako gerade mal Ruhe hatte, schlich er sich ein und setzte sich fest. Es war kein unangenehmer Gedanke und er rief in Jako warme Gefühle hervor, dennoch zog er einige Unsicherheiten nach sich.

Er traute sich einfach nicht, mit konkreteren Überlegungen und Planungen zu beginnen, da er sich über Felix Absichten noch unsicher war.

Sie hatten bisher noch nicht weiter über das Thema gesprochen und das wollte Jako hier im Krankenhaus auch eigentlich nicht tun. Doch der Gedanke ließ sich einfach nicht vertreiben und setzte sich in seinen Gehirnwindungen fest.

Er gab seiner Fantasie einen Schubs und sorgte dafür, dass Vorstellungskraft Amok machte. Als sich ein bestimmtes Bild von Felix und ihm sich in seinem Kopf vervollständigte, überflutete ein warmes Gefühl seinen ganzen Körper und er wurde rot.

Jako bemerkte nicht, wie Felix und Tom sich einen verwirrten Blick zuwarfen. Er saß, grinsend wie ein Honigkuchenpferd auf der Bettkante und starrte ins nichts.

Felix stellte seinen Kaffee beiseite und legte eine Hand behutsam auf Jako's Schulter, um ihn nicht zu erschrecken. "Jako? Geht's dir gut?" Dieser drehte sich langsam zu Felix um und sah ihn mit verträumten Augen an.

Irgendwann blinzelte er und sein Blick wurde klar. Plötzlich sprang Jako auf, stellte seinen Kaffee neben den von Felix und stürmte wortlos aus dem Zimmer.

Tom sah ihm verblüfft hinterher und drehte sich dann wieder zu Felix. "Ist er immer so?" Felix prustete in sein Kissen, während er nickte. "Ist er und ich bin gespannt, was jetzt kommt."

Zehn Minuten später kam eine Schwester herein, gefolgt von Jako, der einen Rollstuhl schob. "Hallo Herr Denzer, ihr Freund sagte mir, dass sie mal eine Runde an die frische Luft möchten?"

Felix blinzelte verwirrt, nickte dann aber erfreut. "Sehr gern." Sie deutete auf den Rollstuhl. "Da sie noch nicht laufen dürfen, werden sie bitte den benutzen."

"Sie dürfen das Gelände nicht verlassen und müssen spätestens in einer Stunde wieder hier sein. Melden sie sich dann bitte im Schwesternzimmer wieder zurück."

"Sollte ihnen der Spaziergang nicht gut bekommen, kehren Sie bitte unverzüglich zurück und melden sie sich bei einer Schwester." Sie sah zu Jako. "Außerdem darf er nicht allein auf dem Gelände unterwegs sein."

Entspannung im Hause Fewjar IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt