Entspannung im Hause Fewjar II

Die Zeremonie II

Whakan schwieg und sah lächelnd von einem zum anderen. Als Jako schniefte und sich über die Wange wischte lehnte er sich vor, um weiter zu sprechen. "Dieses Wasser hier hat nun die von euch gewählten Symbole gereinigt."

Überrascht stellten Jako und Felix fest, dass die Enden des Bandes vom Älteren so geschickt ins Wasser gelegt worden waren, dass sich das Wasser langsam durch den Stoff nach oben gearbeitet hatte.

Weiterhin lächelnd griff Whakan nach dem Band, löste es und schlug es auf. Die Anhänger kamen zum Vorschein und glänzten im Licht der Fackeln. Er legte das Tuch auf den Rand der Schale und griff Felix Kette.

"Das hier gewählte Symbol trägt die Bedeutung des Bären. Er steht für Lebenskraft, Mut und Instinkt. Der Träger dieses Totems ist ein Mensch, der Ruhe, Stärke und Ausdauer. Seine Aufgabe ist der Schutz der ihm Nahestehenden."

Whakam sah direkt Felix an und griff nach dessen Hand. Er legte die Kette hinein und schloss seine Hand darum. Dann tauchte er seinen Finger in das Wasser und malte Felix das Symbol seiner Kette auf die Unterseite des Handgelenks.

Direkt dort, wo seine Pulsadern verliefen. "Dieses Symbol wurde für dich ausgesucht und entfaltet seine Wirkung unter Sonne und Mond. Es soll dich daher bis zum Ende deines Lebens begleiten."

"Und damit jeder dich als Träger eines Totems auch ohne sichtbares Zeichen erkennt, verleihe ich dir den Namen des Tieres in meiner Sprache: Matoskah. Der Bär." Er ließ Felix Hand los, welcher sie in seinen Schoß sinken ließ.

Er war so überwältigt von allem, der Zeremonie und seinen Gefühlen, dass er keine Worte fand. Stattdessen starrte er auf den Anhänger der Kette und strich mit dem Daumen gedankenverloren darüber.

Als Whakam weiter sprach, musste er sich konzentrieren. Dieser hielt Jako's Armband hoch, welches immer noch leicht im Licht schimmerte. "Dieses Symbol trägt die Bedeutung des Adlers."

"Der Adler steht für Klarheit, Freiheit und Wagemut. Du bist ein Mensch der Kreativität mit dem Wunsch nach einem freien Geist und dennoch nach der Geborgenheit eines festen Platzes, den du Zuhause nennen kannst."

Jako nickte ergriffen, während Whakam den Anhänger in seine Hand gleiten ließ. Dann malte er auch bei Jako den Adler mit Wasser auf seine Haut. "Dieses Symbol hast du für dich gewählt und es wirkt vom Morgen- bis zum Abendstern."

"Du erhälst den Namen Dyjami, der Adler. Trage ihn mit Stolz und jeder wird dein Totem an dir erkennen." Der alte Mann lächelte. "Der Adler und der Bär vereint bedeuten die Herrschaft über Luft und Land."

"Sie bedeuten auch, solange wie sie vereint sind, können sie nicht scheitern." Reflexartig griff Felix nach Jako's Hand, welcher den Druck erwiederte. Whakam nickte zufrieden und nahm die Flasche zur Hand.

"Mit diesem Trunk aus den pflanzlichen Geschöpfen der Erde, die ihre Energien darin vereint haben, besiegelt ihr eure Verbindung." Er reicht Jako die Flasche, welcher sie entgegen nahm und den Verschluss löste.

Er roch kurz daran, nahm dann einen kräftigen Schluck und reichte die Flasche an Felix weiter. Da Jako nicht unzufrieden mit seinem Getränk aussah, schnupperte Felix ebenfalls zuerst daran und nahm einen Schluck.

Das Aroma von Waldbeeren und Kirschen mit einer leichten Kräuter- und Vanillenote breitete sich auf seiner Zunge aus. Felix beließ den leicht prikelnden Wein noch eine Weile dort, bevor er ebenfalls schluckte.

Er gabe die Flasche an Whakam zurück, der ebenfalls daraus trank und sie dann wieder verschloss. "Zum Schluss wünsche euch noch alles Glück, Freude und Zuversicht für euer Leben zu Zweit, Matoskah und Dyjami."

Felix und Jako verstanden den Wink und lächelten. "Danke, Ältester." Sie erhoben sich, verabschiedeten sich von Mhakam und traten aus dem Kreis der Fackeln. Als sie am Ufer der Insel standen und auf das Boot warteten, schwiegen sie.

Keiner der beiden konnte in Worte fassen, was sie eben erlebt und dabei gefühlt hatten. Als das Kanu vor ihnen anlegte, zog Jako Felix plötzlich in eine feste Umarmung und küsste ihn lang und innig.