Entspannung im Hause Fewjar II

Vor dem Standesamt

Carol sah kurz aus dem Fenster auf die vorbeiziehende Stadt und dann wieder zu Felix, um als Antwort eine Grimasse zu schneiden. "Nein, es ist schon in Ordnung, irgendwie. Ich bin nur ziemlich sicher, das Jako mich angeschwindelt hat."

"Ich bin immer noch froh und dankbar, deine Trauzeugin zu sein. Allerdings habe ich keine Ahnung, was mich heute noch erwarten wird." Felix nickte, lächelte und legte seine Hand auf die ihre.

"Wenn es dich tröstet, mir geht es genauso." Sie sah ihn kurz forschend an und rang sich dann ein kleines Lächeln ab. "Stimmt und du bist heute eine der beiden Hauptpersonen. Wer weiß, wie schlimm das wird."

Felix warf ihr zuerst einen bösen Blick zu, woraufhin beide lachen mussten. "Na danke.", sagte er und musste der Versuchung wiederstehen, sich nervös durch die Haare zu fahren. Er wollte schließlich nichts kaputt machen.

Zwanzig Minuten später hielt der Wagen vor dem Standesamt. Dieses lag im Bezirksamt Neukölln und war ein riesiges Klinkergebäude mit weißen Fensterrahmen und spitzen Giebeldächern.

Der Bau lag inmitten einer schönen Grünanlage, hatte nebenan einen Park und wirkte neben den üblichen Gebäuden dieses Stadtteils wie aus einer anderen Zeitrechnung. Davor konnte Felix seine und Jako's Familie sowie die Angehörigen der Trauzeugen entdecken.

Von Jako war allerdings noch nichts zu sehen. Felix spürte, wie die Nervosität zurückkehrte und mit voller Wucht über ihm zusammen schlug. Schweißausbrüche und Gänsehaut wechselten sich ab, während seine Atmung immer schneller wurde.

"Felix? Felix! FELIX!" Verblüfft sah er Carol an, die sich ihm auf der Rückbank zugewandt hatte und ihn intensiv ansah. "Konzentrier dich, du brauchst nicht nervös zu sein. Jetzt geht es nur um dich und Jako, alles andere ist unwichtig."

Er brauchte einen Moment, bis sein Gehirn die Worte verarbeitet hatte und nickte dann steif. Überrascht stellte er fest, dass Flo und Kathrin schon ausgestiegen waren und sich entsprechend positioniert hatten.

Felix spürte Carol's Hand auf seiner Schulter und drehte sich wieder zu ihr um. "Einatmen, ausatmen. Na los." Er folgte ihrer Anweisung und dem Rythmus dem sie vorgab und merkte, wie er sich entspannte.

Sie nickte, kramte in ihrer Tasche nach einer Packung Feuchttüchter und reichte ihm diese. "Hier. Versuch mal, dich ein bisschen her zu richten." Sie kramte weiter in ihrer Tasche, während Felix sich seufzend über das Gesicht wischte.

Anschließend zog Carol einen Kamm und eine Flasche Deo heraus welches, wie Felix überrascht feststellen musste, für Männer war. Bevor er fragen konnte, hatte sie ihm das Deo in die Hand gedrückt.

"Hier, das machst du selber. Lehn dich mal nach vorn." Während er sich frisch machte, brachte sie vorsichtig seine Frisur in Ordnung. Er gab ihr das Zeug zurück und beobachtete schmunzelnd, wie sie es wieder verschwinden ließ.

"Du bist wirklich auf alles vorbereitet. Danke." Sie grinste und strich sich ihre Haare selbst noch einmal glatt. "Das gehört für mich zu einer guten Trauzeugin dazu. Und jetzt los, die fragen sich schon, wo wir bleiben."

Mit einen Blick aus dem Autofenster, musste Felix schmunzelnd feststellen, dass sie recht hatte. Als atmete er noch einmal tief durch, griff nach dem Türöffner und stieg aus dem Auto.

Applaus brandete auf und Felix lief schon wieder rot an. Während Carol die Autotür schloss, warf sie Steve einen lächelnden Blick zu und rollte mit den Augen. Er grinste und kam auf sie zu, um ihr den Arm zu reichen.

"Hast du Felix davor bewahrt, mit Flo's Auto die Flucht zu ergreifen?" Carol nahm den angebotenen Arm, ließ sich von ihm zur Traugemeinschaft bringen und schüttelte als Antwort den Kopf.

"Nur davor in Ohnmacht zu fallen, weil er hyperventilieren musste." Sie grinsten beide, während Felix von seiner Familie mit Umarmungen und anerkennenden Worten bezüglich seines Aussehens begrüßt wurde.

Felix und Jako's Mutter hatten sich offenbar wieder auf Drama geeignet, denn sie versuchten abwechselnd mit einem Taschentuch ihre Tränen aufzufangen oder ihr Make-Up zu retten.

Währenddessen standen Jürgen und Andreas etwas hilflos daneben. Das Auto von Frodo, ebenfalls geschmückt, fuhr vor und hielt vor ihnen. Bei den nun folgenden Worten begann Felix Herz wieder schneller zu schlagen. "Jako ist da."