Emma

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Für die 1K reads (: danke!

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Als ich am nächsten Tag aufwachte war Taddl schon wach. Er blickte mich müde aber lächelnd an. Sachte strich er mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht und gab mir ein Küsschen auf die Nase. ,,na,endlich" flüsterte er mir zu und ich wusste nicht was er meinte. Ich sah ihn fragend an. ,,endlich bist du wach" sagte er und presste seine Lippen zusammen. Wieder sah ich ihn nur fragend an. ,,ich konnte nich schlafen" sagte mein Freund nur und ich streichelte seine Wange. Er schloss die Augen und atmete erleichtert ein. Minuten später hatte er es verschlafen, ich wusste nicht wieso aber anscheinend brauchte er manchmal meine Zärtlichkeiten.

Ich stapfte leise auf Zehenspitzen in die Küche und saß mich mit einem Glas Cola an den Esstisch. Mein Kopf tat weh und meine Augen brannten. Ich hatte wohl zu sehr geweint. Als ich in den Spiegel sah, bemerkte ich wie geschwollen und rot meine Augen waren. Ich stürzte mein T-Shirt hoch. Große rote Abdrücke. Das war wohl von gestern,als mich dieser Mistkerl festgepackt hatte. Bei Berührungen taten meine Arme weh. Ich sah furchtbar aus. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe meine geschwollenen Augen zu überschminken, denn Taddl hatte sie eh schon gesehen. Und außerdem hasste ich dieses klebrige Make up, da fühlte ich mich immer so verklebt und eingesperrt.

Ich zog mich an und hinterließ den Jungs einen Zettel da ich nach Hause ging. Tagsüber waren so viele Leute in der Stadt und alle glotzten mich nur dumm an. Oder mir kam es einfach nur so vor, da ich mich schlecht fühlte. Zu Hause angekommen sperrte ich mich gleich in mein Zimmer ein. Ich wollte Mira nicht sehen, nicht schon wieder streiten.

Plötzlich klopfte es an die Tür und ich stoppte Taddls Video. ,,was?" Fragte ich launisch und Miras Stimme ertönte: ,,lass mich bitte rein"

,,wozu?"

,,ich muss mit dir reden"

Ich sperrte nach einigen Zögereien die Tür auf und eine in Schlabberklamotten gekleidete Mira trat ein. ,,und?" Fragte ich erwartungsvoll und sie atmete tief ein ,,ich weiß, dass es falsch war" brachte sie heraus und ich verdrehte die Augen

,,ach echt?" Fragte ich ironisch und sie biss sich auf die Lippen. ,,ich hab's glaub ich nur nicht verkraftet, dass du mit Taddl zusammen bist"

Ich traute meinen Ohren nicht und starrte sie nur dumm an. ,,und dann noch das mit Andre.. Und Jan.."

,,und Viktor.." Unterbrach ich sie. ,,ja. Ich find es nur so ungerecht, dass du immer solches Glück hast". Fuhr sie fort, meine beste Freundin. Sie war eifersüchtig auf mich.

Ich dachte an gestern. Wieso hatte ich immer so verdammtes Glück?

,,aber Taddl hat doch nur Augen für dich, da hätte ich nie eine Chance" sagte sie und setzte sich auf mein Bett. ,,du würdest mich und Taddl wirklich auseinander bringen wollen?" Fragte ich sie unglaubwürdig und sie sah mir in die Augen. ,,Kelly war übrigends die einzige die mich verstand" ich lachte spöttisch. Kelly, war ja klar.

,,gute beste Freundin bist du" sagte ich schnippisch und schüttelte langsam den Kopf. ,,ich weiß, ich bin ne schlechte Freundin" fuhr Mira fort und ich nickte. Ja, das war sie. In diesem Moment. ,,bei all dem was ich für dich getan hab" langsam bildeten sich Tränen in meinen Augen ,,Jen, ich war auch immer da für dich!"

,,und wo warst du gestern?! Als dieser Mistkerl mich fast entführt hätte!" Warf ich ihr an den Kopf, obwohl ich wusste dass sie es nicht wissen hätte können. In meinem Kopf spielten sich die Szenarien ab, was mir als Kind passierte. ,,was?" Fragte sie mich kläglich obwohl sie genau verstanden hatte, was ich sagte. Sie senkte den Kopf. ,,das Glück war wohl wieder an deiner Seite" sagte sie lächelnd und ich schüttelte den Kopf ,,ich hab auch oft Qualen erlitten. Du bist nicht die einzige, die jemanden verloren hat! Ich habe auch meine Schwester verloren. Aber ich brauch' nicht so viel Aufmerksamkeit wie du!" Sagte ich und bemerkte nicht, dass ich in Tränen ausbrach. ,,das wusste ich nicht"

,,war ja klar.. Ich hatte es bis jetzt auch keinem gesagt" ich kniete auf dem Boden und sah sie an. ,,als ich 6 war starb sie an Krebs.." Sagte ich leise und zog meine Beine an meinen Körper. ,, tut mir leid, das wusste ich nicht" sie legte eine Hand auf meine Schulter. Ich war völlig fertig, all die Erinnerungen an Emma, meine Schwester waren zu viel für mich. Zuhause erinnerte mich jede Ecke an sie, deswegen musste ich weg. Sie war nicht nur meine Schwester, sie war meine beste Freundin. Ich hatte es keinem gesagt, da ich sonst Mitleid bekommen würde. Ich hasste Mitleid, ich war zu stolz dafür. Mira drückte mich an sich und dicke Tränen fielen ihr vom Kinn. ,,es tut mir leid, es tut mit leid" jammerte ich mehr an Emma gerichtet als an Mira. Ich erinnerte mich an die Tränen meiner Eltern und meines Bruders. An den Tag, als sie es mir sagten und ich es nicht glaubte. Erst als die Beerdigung gekommen war und ich sie im Sarg regunglos liegen sah, wurde mir klar dass sie nun einer von ihnen war. Einer von den Engeln, an die ich früher glaubte. Ich rüttelte an ihrem leblosen Körper, doch sie öffnete die Augen nicht. Ich hörte nie mehr ihre süße, helle Stimme, die mir immer ein gute Nacht Lied vorsang, wenn ich nicht schlafen konnte. Ihr langes, dunkles, weiches Haar das ich flocht wenn uns langweilig war. Ihr warmer Körper, der mich umarmte als ich weinte, als ich mir wehtat, als ich mit unseren Eltern stritt. Ich erinnerte mich an ihre letzten Worte im Krankenhaus, bevor ich rausgeschickt wurde. ,,pass auf dich auf und denk daran: wenn du mich brauchst, bin ich da, kleines Freddchen" ich wusste nicht, dass das ein Abschied war. Ich verstand es damals noch nicht. Wie jedes kleines Kind, erfand ich mir eine unsichtbare Freundin mit der ich redete, wenn ich einsam war. Ich nannte sie Emma und ich wusste diesen Namen würde auch mein Kind tragen. Das versprach ich ihr.

Wenn das Glück auf deiner Seite steht • Taddl FanFictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt