Chapter 66

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Jisung POV

Schmerz ist kein Ausdruck dafür, was ich gerade empfinde.
Mein Kopf fühlt sich so an, als ob jemand einen Ziegelstein darauf fallen lassen hat. Er wird jeden Moment explodieren. Da bin ich mir sicher.
Mein restlicher Körper fühlt sich schlapp und ich kann mich kaum bewegen.
Ich stöhne laut und lege mir einen Arm über die Augen.
"Auch schon wach?", fragt mich eine Stimme von der Seite und ich setze mich schreiend auf, da ich mich total erschrocken habe.
Sofort spüre ich einen noch stärkeren stechenden Schmerz in meinem Kopf. Scheiße ich hätte mich nicht bewegen sollen.
Aber Wer zum Teufel ist das?
Ich reiße meine Augen auf und starre in Minhos Gesicht. Seine Augen wandern an meinen Gesicht hinab zu meinem nackten Oberkörper.
Danach sieht er wieder zu mir und mustert mich mit einem emotionslosen Ausdruck.
Ich ziehe die Augenbrauen zusammen und versuche fieberhaft zu erfahren, was hier genau passiert ist.
Erinnerungsfetzen von gestern Abend wirbeln ungeordnet in meinem Kopf umher.
Da sind Bilder von mir und Minho knutschend in einem Gang. Dann wird mir schlecht und ich übergebe mich fast an unserem Tisch.
Verdammt wieso habe ich diese ganze Flasche getrunken?
Ich lasse mich mit einem Ächzen zurück ins Bett fallen, ungeachtet, das ich fast nackt vor Minho liege, obwohl wir uns vier Tage lang angeschwiegen haben. Aber ich weiß ja nicht was gestern passiert ist.
Vielleicht haben wir uns ja auch vertragen. Hoffnung flimmert in meiner Brust auf.
Bitte lass alles wieder gut sein.
"Jisung du solltest aufstehen und eine Tablette nehmen", meint Minho streng und steht auf.
Meine Augen folgen seiner Figur und ich kann nicht verhindern, das meine Augen auf seine Oberschenkel fallen und ich sofort das Verlangen spüre mich auf diese zu setzen und mit ihm rum zu machen.
"Wieso bleiben wir nicht noch kurz im Bett?", frage ich stattdessen und muss anschließend husten.
Verdammt mein Hals tut weh.
Er dreht sich um und schenkt mir einen "dein Ernst?" Blick.
Fuck, hier scheint wohl doch nicht alles in Ordnung zu sein.
"Ehm...W-was...", ich räuspere mich, "...was ist denn gestern passiert?"
Ich schaue beschämt auf die Bettdecke und verstecke mein rotes Gesicht.
Ich muss echt viel getrunken haben und das ist mir gerade irgendwie peinlich.
"Dein Ernst?", fragt Minho nur und starrt mich böse an.
"Ja...? Ich weiß nicht mehr genau, ich muss sehr viel getrunken haben."
Ich ziehe die Bettdecke höher und verstecke mich vor seinem stechenden Blick.
"Jisung...viel ist kein Ausdruck dafür. Du hast dich total zu geschüttet."
"Und was noch?", frage ich.
Hoffentlich habe ich betrunken nicht irgendwas komisches gesagt, wie zum Beispiel, dass ich in ihn verliebt bin. Aber dann wäre er jetzt sicher nicht mehr hier oder?
"Du bist mit Felix gekommen, dann saßt du die ganze Zeit auf meinem Schoß. Währenddessen hast du schon total viel getrunken. Ich war überrascht, dass du mir nicht runter gefallen bist. Dann haben wir getanzt. Wir sind in einen Gang gegangen und haben..." Seine Stimme wird immer leise, was aber kein Problem ist.
Denn meine Erinnerungen kommen auf einen Schlag zurück.
Scheiße. Ich wollte, dass er mich vögelt.
Man wieso hat er das nicht gemacht? Sein Eingreifen, was uns vor einer Dummheit bewahrt hat, blende ich völlig aus.
Plötzlich werde ich wieder wütend. Und ängstlich.
Eine richtig bescheuerte Mischung.
"Wieso hast du nicht mit mir geschlafen?", frage ich und meine Stimme bebt leicht.
Er sieht mich ungläubig an.
"Jisung du warst total betrunken. Du hättest das jetzt total bereut. Ich hätte das bereut."
"Was? Wieso? Ich wollte es. Du hast mich einfach fallen gelassen."
Er sieht mich aus schmalen Augen an.
"Jisung wie bescheuert bist du eigentlich? Ich hab dich nicht fallen gelassen. Ich hab uns beide vor einer totalen Dummheit bewahrt."
Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen.
Fuck man, wieso ist er nur so scheiße?
Ich will doch nur ihn. Und wieso zum Teufel wäre das eine Dummheit gewesen?
"Wieso? Reiche ich dir dafür etwa nicht? Für das schnelle zwischendurch bin ich wohl genug, aber für den Rest reiche ich nicht?", meine Stimme wird lauter, überschlägt sich und ich schreie fast schon. Angst das meine Worte wahr sind macht sich in mir breit. Was ist wenn er mich wirklich nur als eine kurze schnelle Nummer sieht.
"Was redest du für einen Scheiß? Ich wollte doch nur, dass du es nicht bereust."
Minho steht vor mir und gestikuliert mit beiden Händen.
Sein Tonfall ist genauso wütend und aufgebracht wie meiner.
"Du weißt doch gar nicht ob ich es bereut hätte."
"Jisung, ich weiß nicht ob das an dir vorbei gegangen ist, aber du warst total betrunken, ich war angetrunken. Wir standen in einem dunklen Gang, wo uns alle Leute sehen konnte. Und du wolltest das ich dich wie eine billige Schlampe gegen die Wand vögle. Was stimmt nicht mit dir?"
Seine Worte treffen mich hart. Härter als ich es jemals zugeben würde.
Eine billige Schlampe?
Er findet ich habe mich wie eine billige Schlampe benommen?
Tränen sammeln sich in meinen Augen und ich kann nichts anderes, als meine Hände vor mein Gesicht zu schlagen und laut zu schluchzen.
Mein Körper bebt als ich die ersten Tränen meine Augen verlassen. Mein Kopf droht zu explodieren und mein Herz zu zerreißen.
Ich hasse das alles. Diese scheiß Gefühle.
Ich schluchze wieder. Lauter und herzzerreißender.
Plötzlich legt sich eine warme Hand auf meinen nackten Rücken und ich schrecke auf.
"Hey, es tut mir leid, ich wollte dich-"
"Was wolltest du nicht? Mich verletzten? Wow toll gemacht. Wirklich toll hast du das hinbekommen", unterbreche ich Minho ironisch.
Er blinzelt ein paar Mal und sieht mich verwirrt an.
"Alter Jisung, was ist falsch bei dir? Ich wollte mich entschuldigen."
"Oh toll entschuldige dich ruhig weiter. Das hilft mir nicht."
Er tritt einen Schritt zurück und sieht mich böse an.
"Verdammt ich will dir doch nur helfen. Bist du zu blöd das zu erkennen?" Seine Stimme ist eiskalt und zerschneidet die Luft zwischen uns.
"Scheiße, du kannst mir nicht helfen. Es ist alles nur wegen dir. Du bist Schuld", schreie ich ihn an. Mein Herz klopft laut und stark in meiner Brust.
Mein Blut kocht und ich sehe rot.
"Alter dann heul doch rum. Wieso kümmere ich mich überhaupt darum, du willst doch gar nicht, das man dir hilft." Er dreht sich um und geht aus dem Raum.
Eine Sekunde starre ich auf die Stelle an der gerade noch sein Gesicht war.
Dann springe ich auf. Ich kann ihn jetzt nicht gehen lassen.
"Du kannst jetzt nicht einfach abhauen", rufe ich ihm hinterher und starre ihn an, während er sich seine Schuhe anzieht.
"Ach nein? Kann ich nicht?", fragt er mich sarkastisch.
"Nein geh nicht."
Er kommt einen Schritt näher und sein ganzer Körper ist dabei angespannt. Erschrocken weiche ich zurück.
"Was hält mich bitte davon ab zu gehen? Du ignorierst meine Hilfe und schreist mich an. Verdammt ich hab dich nach Hause gebracht und bin hier geblieben um mich um dich zu kümmern. Du bist so undankbar. Also was hält mich davon ab zu gehen? Was mach ich bitte falsch? Was?"
Seine Augen blitzen gefährlich auf. Fuck er ist gruselig.
Aber was soll ich jetzt sagen?
Er ist eigentlich total lieb gewesen, aber eine einfache ausgedachte Erklärung reicht jetzt nicht. Ich muss endlich mit der Wahrheit raus rücken. Es nützt nichts.
Also dann, ich hoffe Felix hat Recht behalten...
"Ich bin in dich verliebt."
Ein Herzschlag vergeht. Dann zwei. Drei. Vier.
Meine Worte hängen zwischen uns in der Luft. Ich traue mich nicht aufzuschauen. Ich will sein Gesicht nicht sehen.
Zu groß ist die Angst, davor was ich dann sehe.
"Was?"
Eine einfache Nachfrage von ihm. Seine Stimme gibt keinen Hinweis darauf, sie er gerade fühlt und was er von meinem Geständnis hält.
Ich blinzle und ringe mit meinen Fingern. Meine nackte Statur ist mir gerade nur allzu bewusst und sein vermutlich stechender Blick auf mir.
Dann sehe ich auf. Ich atme tief durch.
"Ich...ich bin in dich verliebt", meine ich dann mit fester Stimme und sehe ihm in die Augen.
All die Gefühl für ihn überschwemmen mich und treiben mir die Tränen in die Augen.
Doch Minho sagt gar nichts. Er steht unbewegt wie eine Statue vor mir und hat einen nicht deutbaren Gesichtsausdruck.
Ganz langsam setzt er sich in Bewegung und seine Augen treffen meine.
Doch dabei zieht sich mein Herz wieder zusammen. Er erwidert sie nicht.
Er ist nicht in mich verliebt. Er erwidert meine Gefühle nicht.
Nein...
Doch.
Er dreht sich um und geht. Schnell hat er seine Jacke gegriffen und ist durch die Tür verschwunden.
Sie fällt mit einem leisen Geräusch ins Schloss und hinterlässt Todestille.
Tränen laufen an meinen Wangen hinab und tropfen auf den Boden.
Meine Brust wird taub und ich merke wie ich mich ganz tief in mich selbst zurück ziehe und mein Empfinden vergrabe.
Er liebt mich nicht. Er hat mich verlassen. Jetzt ist alles vorbei.
Die Wahrheit trifft mich wie ein Schwall eiskaltes Wasser ins Gesicht. Meine Knie zittern und ich stürze auf den Boden.
Taub schlage ich auf und sehe auf die kalten Fließen vor mir.
Ich habe ihn verloren.

A/N dieses Kapitel habe ich schon vor langer Zeit geschrieben und ich muss sagen, dass es mir immer noch sehr gut gefällt. Ich kann mich gut daran erinnern, als ich das Kapitel fertig geschrieben hatte, hab ich richtig gemerkt wie mir ein Stein vom Herzen gefallen ist, da das Kapitel ein wichtiger Punkt in dieser Geschichte ist und ich fand und immer noch finde, dass es mir sehr gut gelungen ist. Schließlich gibt es ja immer mal wieder Stellen, die man lang bearbeiten, neu schreiben oder ausbessern muss und dieses Kapitel, ist auf den ersten Versuch hin, gleich das geworden, was ich erwartet hatte. Und ich hoffe ihr mögt das Kapitel genauso sehr wie ich.
Jisungs Gefühle sind nun offensichtlich für Minho, mal sehen was der Ältere der beiden nun macht ;)

I Can't take my eyes off you || Minsung ffWo Geschichten leben. Entdecke jetzt